Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 38

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immer noch nach dem Motto läuft: Die erste lebende Fremdsprache an der Schule ist Hochdeutsch und nicht eine ausländische Sprache! Wir brauchen da sehr viel mehr Kenntnisse.

Was wir auch brauchen können, ist, dass unsere jungen Leute ein bisschen mehr Cha­rakterbildung und philosophische Bildung bekommen. Dazu möchte ich aber sagen: An den Berufsschulen zum Beispiel kämpfen wir und wahrscheinlich auch die Grünen seit vielen Jahren, auch noch in Koalitionszeiten mit Ihnen, dass es dort mehr gibt als die Fachausbildung, die rein spezifische Ausbildung. Es war ein Riesenkrampf, von Ihnen so etwas zu bekommen wie auch nur eine erste lebende Fremdsprache. Es war ein Riesenkrampf, von Ihnen so etwas zu bekommen wie ein bisschen mehr Deutschunter­richt.

Also bitte nicht mit gespaltener Zunge sprechen! Bildung, Herzensbildung, klassische Bildung ist nichts, was AHS-Zöglingen vorbehalten sein sollte. Auch an den Berufs­schulen brauchen wir das! Darüber wären viele froh, die Berufsschüler selbst, ihre Eltern und auch viele Lehrherren, die sich heute beklagen, dass das nicht der Fall ist. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Frau Bundesministerin liebt es, an den Hausverstand zu appellieren. Ich kann ihr da gerne folgen, das ist oft ein probates Mittel – zum Beispiel, wenn die Frau Bundes­ministerin sagt, 62 Prozent der Eltern seien gegen eine verpflichtende Form der Ganztagsschule. Ich meine damit eine Form von Ganztagsschule, in der es notwendig ist, vom Morgen bis 15.30 Uhr – länger dauert ja die Kernzeit nicht – anwesend zu sein, um dem gesamten Unterricht folgen zu können. (Bundesministerin Gehrer: Da ist ja nicht die ganze Zeit Unterricht!) – Die Frau Bundesministerin unterstellt mir gerade, ich würde glauben, dass da den ganzen Tag Unterricht ist von ... (Bundesministerin Gehrer: Sie haben gesagt: dem gesamten Unterricht folgen!) – Ja, gut, dann korrigiere ich mich: dem gesamten Schulprogramm folgen zu können, das im Gegensatz zur Halbtagsschule, wie Sie sie lieben, großzügige Pausen vorsieht, humanistische Bil­dung, Freizeitgegenstände, in denen etwa Theater betrieben wird oder eine zusätzliche Fremdsprache gelernt wird – also all das, was uns die Kollegin Brinek gerade so ans Herz gelegt hat. Das ist eine Ganztagsschule. Ich korrigiere mich: Sie bietet nicht acht Stunden Unterricht am Tag, sondern sehr viele vergnügliche Dinge dazwischen, die Eltern und SchülerInnen lieben. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grü­nen.)

Aber bleiben wir doch dabei, dass 62 Prozent der Eltern angeblich dagegen sind. Ich sage „angeblich“, denn das wechselt ja von Untersuchung zu Untersuchung, das ist eine jener Fragen, bei denen es sehr genau darauf ankommt, wie man fragt. Man kann hier die unterschiedlichsten Antworten bekommen, je nachdem, wie man fragt. Aber nehmen wir einmal an, diese 62 Prozent wären richtig. Dann würde das doch im Um­kehrschluss heißen, dass 38 Prozent der Eltern nicht dieser Ansicht sind, sich also auch vorstellen können, ihre Kinder in eine Schule zu geben, die um 8 Uhr beginnt und um 15.30 Uhr endet – eine vollwertige Ganztagsschule.

Jetzt kommts: Sie könnten als Ministerin sagen: Mir ist beides lieb und wert – und Sie kennen ja viele vollwertige Ganztagsschulen, weil Sie Schulen besuchen und sehen, wie da der Zuspruch der Eltern ist, wie engagiert die Lehrer an diesen Schulen arbei­ten –, ich will das nicht entscheiden, es sollen die Eltern entscheiden, in welche Schule sie ihre Kinder geben wollen! – Aber das tun Sie eben nicht! (Abg. Amon: Das stimmt ja nicht!) Sie bevorzugen einseitig das Ihnen genehme Modell der Nachmittagsbetreu­ung (Widerspruch bei der ÖVP): Unterricht nur am Vormittag, am Nachmittag Essen, Beaufsichtigung, Lernen, Üben. Das machen Sie möglich, da sagen Sie: Wenn 15 El­tern das wollen, ist das einzurichten!

 


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