Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / Seite 75

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

doch etwas, was schon seit Jahren notwendig ist, um den Aufholbedarf, den Österreich international gesehen im Bereich Universitäten hat, zumindest ansatzweise wettzu­machen.

Ich weiß nicht, ob Ihnen die Zahlen bekannt sind, jedenfalls sind sie erschreckend, und es sind Zahlen, auf die man in irgendeiner Weise reagieren muss: AkademikerInnen-Quote in Österreich: 14 Prozent, im OECD-Durchschnitt: 23 Prozent. Da kann man doch wirklich nicht sagen, dass alles getan ist.

Was das Betreuungsverhältnis anlangt: In Österreich kommt auf 20 Studierende ein Lehrender, im OECD-Schnitt kommen 15 Studierende auf einen Lehrenden, in Deutschland sind es gar nur 12 Studierende.

Was die Hochschulzugangsquote betrifft – das ist auch eine sehr, sehr relevante Zahl, nämlich, wie viele der MaturantInnen tatsächlich auf eine Universität gehen –, ist Öster­reich überhaupt eines der Schlusslichter. In Österreich gehen von zehn MaturantInnen nur drei auf eine Universität. In Ländern wie Finnland, Island, Schweden oder Austra­lien sind es sieben von zehn MaturantInnen, die auf eine Universität gehen; im OECD-Schnitt ist es zumindest noch die Hälfte. Das heißt, bei uns studiert nur jeder dritte Maturant/jede dritte Maturantin; im OECD-Schnitt jeder/jede zweite.

Ich frage mich, welche Konsequenzen Sie aus diesen Zahlen ziehen, außer irgendwie zu sagen: Die Rektoren sind schuld, mir ist das irgendwie alles egal! – Sie ziehen über­haupt keine Konsequenzen, und selbst solche Debatten wie jene über 170 Millionen € nur zum Aufrechterhalten des Notbetriebes an den Universitäten werden von Ihnen einfach so vom Tisch gewischt, ohne in irgendeiner Form ernsthaft darauf einzugehen!

In jedem anderen Land wären solche Daten, so eine Bilanz, so eine Situation auf den Universitäten eigentlich Chefsache, eigentlich Sache für einen Bundeskanzler und eigentlich die Causa prima, um die man sich kümmern müsste. In Österreich ist es etwas, wo eine Ministerin sich schwer tut, sich überhaupt damit auseinander zu setzen, und sagt: Ich mache Bildungspolitik für Menschen. – Was auch immer das heißen soll.

Frau Ministerin, wir erwarten von Ihnen – viele in Österreich erwarten das von Ihnen –, dass Sie endlich diese Blockadepolitik im Bereich Universitäten aufgeben, dass Sie endlich mit diesem Stehsatz: Wir haben alles gemacht, es ist alles in Ordnung!, aufhö­ren und sich damit auseinander setzen, wie man den österreichischen Universitäten, den österreichischen Studierenden endlich einen internationalen Anschluss garantieren kann.

Wir sind sehr wohl für mehr Internationalität an den Universitäten. Wir haben überhaupt nichts gegen zusätzliche deutsche Studenten einzuwenden, ich frage mich aber trotz­dem, was Sie von 1999 bis zum Jahr 2005 in diesem EuGH-Verfahren tatsächlich unternommen haben. Mir ist überhaupt nichts bekannt. Uns ist nicht bekannt, dass Sie sich in irgendeiner Form seriös mit dieser Entscheidung auseinander gesetzt haben, das vorbereitet haben oder in irgendeiner adäquaten Weise darauf reagiert haben.

Also unterm Strich, Frau Ministerin, ist Ihre Bilanz im universitären Bereich nicht nur ernüchternd, sondern eigentlich deprimierend, und ich frage mich, wie lange Sie das noch weiter fortsetzen wollen. 60 Millionen sind zu viel, 170 Millionen sind zu viel. Wenn man das mit anderen Zahlen im Budget vergleicht, zum Beispiel mit der Investi­tionszuwachsprämie, wo wir jetzt gehört haben, dass es 850 Millionen € waren, die die Unternehmen bekommen haben ohne irgendeinen erkennbaren Konjunktureffekt oder Wachstumsimpuls, und wenn man dann auf der anderen Seite hört, 170 Millionen € sind völlig unmöglich, es gibt einfach keinen einzigen Cent mehr für die Universitäten, dann verstehe ich das nicht, und ich glaube, dass viele Eltern, viele Studierende in


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite