Der
Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:
Entschließungsantrag
der
Abgeordneten Van der Bellen, Brosz, Grünewald, Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen
und Kollegen betreffend Maßnahmenpaket gegen die Bildungs-Misere
eingebracht
im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage zur Bildungs-Misere
Begründung:
Die internationalen Vergleichszahlen stellen
Österreich ein negatives Zeugnis in wesentlichen bildungspolitischen Belangen
aus.
Erstens sinken die öffentlichen
Bildungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich
kontinuierlich. Wurden 1997 noch 6,0 Prozent des BIP für Bildung ausgegeben,
waren es 2002 (die Studie des Jahres 2005 erfasst die Entwicklung nur bis zum
Jahr 2002) nur mehr 5,4 Prozent. Der Durchschnittswert betrug in den OECD-Staaten
sowohl 1997 als auch 2002 5,1 Prozent des BIP. Damit liegt Österreich, das über
viele Jahre einen Spitzenplatz bei den Bildungsausgaben innehatte, nur mehr
knapp über dem OECD-Schnitt. Berücksichtigt man, dass die massivsten Einsparungen
erst nach dem Jahr 2002 stattgefunden haben, ist davon auszugehen, dass Österreich
im Jahr 2005 im OECD-Vergleich bereits unterdurchschnittliche Bildungsausgaben
aufweist. Die aktuelle OECD-Studie zeigt außerdem, dass Österreich von 1995 bis
2002 nach Irland den größten Rückgang bei den Bildungsausgaben aufweist.
Zweitens haben wir es in Österreich mit einer
bedrohlichen Anzahl von so genannten RisikoschülerInnen zu tun. Jeder Fünfte,
also 20% der 15jährigen SchülerInnen, weisen derartige Defizite im
Sprachbereich auf, dass sie in ihrer zukünftigen Teilhabe am gesellschaftlichen
und beruflichen Leben gefährdet sind. Im PISA-Siegerland Finnland sind dies
nur 6 Prozent. Trotzdem hat die Bildungsministerin bisher kein Bekenntnis dazu
gezeigt, diese Differenz von 14 Prozent auszugleichen.
Drittens droht in den nächsten Jahren eine
LehrerInnen-Massenarbeitslosigkeit im Ausmaß von bis zu 12.500 Stellen. Das
entspricht der Summe der derzeitigen LehrerInnen-Zahl in der Steiermark und im
Burgenland gemeinsam.
Viertens liegen sowohl die Anzahl der
Studierenden als auch die AkademikerInnenquote in Österreich weit unter dem
OECD-Schnitt. In keinem dieser Bereiche hat sich Österreich innerhalb des für
die OECD relevanten Untersuchungszeitraumes steigern können. Das ist ein bildungspolitisches
Armutszeugnis. Die AkademikerInnenquote in Österreich ist mit 15 % im
internationalen Vergleich unterdurchschnittlich; der OECD-Durchschnitt beträgt
24 %. In den USA, in Japan, Finnland, Schweden und Australien liegt die
AkademikerInnenquote über 30 %, in Kanada sogar bei 44 %.
Die OECD-Kennzahlen belegen fünftens, dass die
Hochschulzugangsquote, also die Übertrittsraten von MaturantInnen in den
tertiären Bildungssektor, in Österreich geringer ist als in vergleichbaren
Staaten. So hat Österreich ein Hochschulzugangsquote von lediglich 35 %,
während im OECD-Ländermittel 53 % eines Maturajahrganges an einer Universität
oder FH studieren. In Island, Neuseeland, Schweden, Finnland und Polen sind es
sogar über 70 %. Kurz: In der OECD studiert jeder zweite, in Österreich
nur jeder Dritte.