Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 54

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ist offensichtlich das Primat ihrer Politik! (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald. – Abg. Neugebauer: Sehr „höflich“!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe den Eindruck, dass wir mit dieser Messlatte die internationalen Herausforderungen nicht bestehen werden (Abg. Neuge­bauer: Sehr „höflich“!), denn wir müssen daran interessiert sein, dass möglichst ... (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Auch Ihre Lautstärke wird Ihnen nichts helfen. Die löst im Übrigen kein Problem, Herr Kollege. (Beifall bei der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Letztklassig! – Abg. Neudeck: ...schulung ist ein Freifach!)

Wir müssen, wenn wir die internationalen Herausforderungen bestehen wollen, schauen, dass unsere Kinder und Jugendlichen möglichst gut qualifiziert sind, und das beginnt damit, dass man die Probleme erkennt. Frau Bundesministerin, ich weiß nicht, ob Sie an Universitäten gehen, aber wenn ich Ihnen zuhöre, dann muss ich Ihnen sagen, dass es für viele Studierende in diesem Land unerträglich ist, sich jeden Tag um irgendwelche Übungen oder Lehrveranstaltungen anstellen zu müssen, für Lehr­veranstaltungen ausgelost zu werden, bei gewissen Studien keinen Zugang zu haben, in überfüllten Hörsälen zu sitzen, keine geeignete Betreuung an den Universitäten zu haben – und sich dann das anhören zu müssen, was Sie über die österreichischen Universitäten sagen. Das ist eine Verhöhnung der Studierenden in diesem Land, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Und dann zu reden, dass hier „gejammert“ wird! Ich meine, gehen Sie doch in die Schulen und reden Sie mit den LehrerInnen! An jeder Schule, in die man kommt, kommt immer dieselbe Klage: dass erstens bei den Begleit- und Assistenzlehrern gekürzt wurde, dass die Klassenschülerhöchstzahlen jedes Jahr steigen, dass der Unterricht immer schwieriger, immer anspruchsvoller wird und dass die pädagogischen und finanziellen Mittel, die zur Verfügung stehen, immer weniger werden. Aber offen­sichtlich entschließen Sie sich zur selektiven Taubheit, wenn Sie durch die öster­reichischen Schulen gehen, dass Sie diese Bestandsaufnahme der Lehrerinnen und Lehrer nicht hören wollen.

Ich sage Ihnen, mit dieser Art, immer herzugehen und zu sagen: Alles wunderbar!, Vor­schläge der Zukunftskommission alle erfüllt, bis auf einen!, und: Weltklasse-Univer­sitäten!, und überhaupt: Die Reorganisation der pädagogischen Akademien – weltweit erstklassiges Niveau!, das hat mit der Realität nichts zu tun. Sie reden sich in eine Scheinwelt hinein, die mit der Wirklichkeit der Schülerinnen und Schüler, der Schulen und der Universitäten nichts zu tun hat, und wir müssen Sie im Hohen Haus stellen, damit Sie endlich den Blick für die Realität bekommen, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Sie sagen im Übrigen, es gehe gar nicht um die technischen Fertigkeiten – das war ja heute überhaupt eine ganz besonders interessante Ausdrucksweise –, es gehe um die ganzheitliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen. – Na ja, wie die ganzheitliche Erziehung bei Ihnen gewirkt hat, habe ich heute in der „Kleinen Zeitung“ nachlesen können. Als ein Redakteur Sie mit Missständen im österreichischen Bildungssystem konfrontierte, war Ihre Antwort darauf: „Papperlapapp“! – Also die neue Linie der Frau Bundesministerin ist offensichtlich die „Papperlapapp“-Pädagogik: dass überall dort, wo Kritik geübt wird, „Papperlapapp“ dazu gesagt wird. Eine hoch intellektuelle Aus­einandersetzung für eine Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Also wenn sich daran die Schülerinnen und Schüler in unserem Land ein Beispiel nehmen würden, dann würde ich mich wundern, wenn sie bei den vorgesehenen Selektionsmechanismen irgendwann eine Chance haben, an einer höheren Schule überhaupt Platz zu finden.

 


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