Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 55

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Wenn Sie schon sagen, es sei eh alles kein Problem – auch die PISA-Studie, die besagt, dass jedes fünfte Kind im Alter von 15 Jahren zur Risikogruppe gehört: alles nicht wahr! –, dann frage ich Sie: Reden Sie eigentlich in der Bundesregierung ab und zu miteinander? Reden Sie? – Ich lese nur in den „Oberösterreichischen Nachrichten“, dass Ihre Kollegin, die Frau Justizministerin, bei der Eröffnung des Bezirksgerichtes Ried darauf hingewiesen hat, dass von den 250 angebotenen Justiz-Lehrstellen trotz akuten Lehrstellenmangels Dutzende nicht besetzt werden, und sie sagt:

„,Wir würden gerne mehr junge Leute aufnehmen‘, ... ,Dazu müssen wir an den Schulen aber besser ausbilden, so dass Lehrstellen-Suchende auch lesen, schreiben und rechnen können‘, so die Ministerin, ...“ (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.)

Frau Bundesministerin, ich würde sagen, Sie reden einmal in der Bundesregierung darüber, wie denn so das Niveau der 15-Jährigen, die sich um Lehrstellen im Justizbereich bewerben, ist, denn offensichtlich ist es schon so, dass jedes fünfte Kind, das aus der Schule herauskommt, Probleme hat und es dann enorm schwer hat, einen Lehrplatz zu finden, auch im öffentlichen Dienst. Verschweigen, Kleinreden und Scheinpaketchen zu schnüren, das haben wir von Ihnen jetzt seit zehn Jahren gehört, und ich sage Ihnen: Die LehrerInnen, die Eltern und die SchülerInnen haben genug davon, und das mit Recht! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Daher ist es vollkommen legitim, wenn die Sozialdemokratie, die Grünen, die Zukunfts­kommission, alle ExpertInnen in diesem Land fordern, dass wir endlich zu einer Ver­änderung der Bildungspolitik kommen. Und dazu ist dringend Folgendes notwendig:

Erstens: ein größeres ganztägiges Angebot. (Abg. Großruck: Die Ganztagsschule! Die Ganztagsschule möchte er haben!) Ich will gar nicht mit Ihnen darüber streiten, ob es eine Ganztagsschule oder eine ganztägige Betreuung oder was auch immer sein soll, aber die Eltern sagen auf Grund des Bedarfs, 180 000 zusätzliche Plätze in Österreich brauchen wir, damit es sich die Eltern aussuchen können, damit überhaupt die Wahlmöglichkeit besteht.

Was wir auch dringend brauchen, ist, dass es die individuelle Begabungsförderung gibt – und die gibt es nur dann, wenn die Klassen kleiner werden.

Was wir dringend brauchen, ist natürlich mehr Geld für die Universitäten, damit es ein Studium ist und kein Lotteriespiel.

Was wir dringend brauchen, ist eine neue Motivation für die Lehrerinnen und Lehrer, denn Sie können mir doch nicht sagen, dass die alle so glücklich sind, wenn sie die Früh­pensionierungsangebote mit 50, 51, 52 oder 53 Jahren wahrnehmen. Die gehen alle deswegen in die Frühpension, weil sie ein Burnout-Syndrom haben und weil sie genug haben von dieser Aushöhlung des Bildungssystems! Und genau an dem ist etwas zu ändern, wenn es um unsere Kinder und Jugendlichen geht, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Natürlich ist es richtig, dass man Prävention gegen die steigende Aggression in den Schulen betreiben muss. Da muss man aber auch bereit sein, die Ursachen zu sehen. Dr. Max Friedrich hat gestern darauf hingewiesen, dass die steigende Aggression manchmal mit den fehlenden Perspektiven der Jugendlichen zu tun hat, auch mit der steigenden Jugendarbeitslosigkeit, und dass sie auch mit mangelnder psychologischer Beratung und Betreuung zu tun hat. Ich bin sehr dafür, dass wir das, was Kollege Amon gesagt hat, beschließen, aber nur soll es dann auch gemacht werden, Frau Bundesminister, denn eines sage ich schon: Als es vor acht Jahren bereits den Amoklauf im niederösterreichischen Zöbern gegeben hat, haben Sie versprochen, dass alleine in Niederösterreich fünf zusätzliche Schulpsychologen eingesetzt werden, damit man hier etwas unternimmt. Wissen Sie, wie viele zusätzliche es gegeben hat? –


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite