Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 20

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kraftwerkes begonnen, nämlich in Finnland. Im September hat der Spatenstich statt­gefunden für ein Projekt – 3 Milliarden € schwer; von einem deutschen und einem fran­zösischen Firmenkonsortium gemeinsam gestaltet –, das unter Umständen eine neue Generation, eine neue Ära von Atomkraftwerken in Westeuropa einleiten könnte.

Dieses finnische Kraftwerk ist auch deswegen ein so trauriger Anlassfall, weil es vor allem Österreich daran erinnern sollte, dass wir anti-atompolitisch einen Auftrag haben. Es hat einmal das Ziel gegeben, ein AKW-freies, ein atomkraftfreies Mitteleuropa zu schaffen. Und es hat immer auch engagierte Menschen in Österreich gegeben, die sich dafür einsetzen – und das ist sicherlich im Interesse der österreichischen Bevölkerung.

In den neunziger Jahren hat es an den österreichischen Grenzen vier neue Reaktoren gegeben. Vier neue Reaktoren wurden geplant, wurden letztendlich finanziert, letztend­lich fertig gebaut. Die österreichische Bundesregierung hat damals schwere Fehler gemacht: Sie hat immer viel zu spät reagiert, viel zu spät protestiert und vor allem viel zu wenig Möglichkeiten für Alternativen angeboten. Das Ergebnis waren dann 1997/98 die zwei Reaktoren in Mochovce, 160 Kilometer von Wien entfernt, und 2000 und 2001 der Reaktor Temelín, 130 Kilometer von Linz entfernt. Jetzt befinden wir uns in einer ähnlichen Situation, und es droht wieder genau das Gleiche: Es wird wieder viel zu spät oder gar nichts gemacht, es werden vielleicht ein paar Briefchen geschrieben, aber im Grunde genommen werden drohende Pläne, Ausbauoffensiven an der Grenze, die jetzt in Diskussion sind, über die jetzt die Entscheidungen getroffen werden, einfach ignoriert beziehungsweise befindet man sich einfach im atompolitischen Schlaf.

Es geht konkret um fünf Reaktorblöcke, und wenn Österreich denselben Fehler macht wie Anfang der neunziger Jahre, nämlich gar nicht zu reagieren, viel zu spät zu reagie­ren, nur ein paar Briefe zu schreiben, dann drohen an den österreichischen Grenzen fünf neue Reaktoren:

In Ungarn gibt es ein sehr altes Kraftwerk, und zwar Paks, das bereits seit 1983 läuft. Es ist 200 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, ein alter Reaktor, ein russischer Reaktor ohne Containment, also ohne Hülle. Das bedeutet, er ist sehr verletzlich, sehr empfindlich gegen Flugzeugabstürze und auch völlig ungeschützt bei Terroranschlägen.

Dieses Kraftwerk läuft schon seit über 20 Jahren, und dessen Betrieb soll jetzt um weitere 20 Jahre verlängert werden. Es gibt bereits eine Umweltverträglichkeitsprü­fung, und es ist zu befürchten, dass eine Genehmigung erteilt wird und sich das Atom­risiko nahe der ungarisch-österreichischen Grenze weiter verlängert und verdoppelt.

Wir haben, was Slowenien angeht, eine sehr bezeichnende Situation. Dort wurde über eine neue Option nachgedacht, und in Österreich hat es große Aufregung gegeben. Das ist genau der Anlassfall, über den man reden sollte, und zwar konkret darüber, wie solche Entscheidungen zustande kommen. Slowenien steht vor der Situation, in den Jahren 2014/2015 zusätzlich Strom zu benötigen, um den Inlandsbedarf zu decken. Und es wird logischerweise jetzt darüber nachgedacht, wie dieser Strombedarf zu decken ist.

In ganz Europa wird über eine Renaissance der Atomenergie diskutiert, in ganz Europa wird über den hohen Ölpreis diskutiert, darüber, dass die fossilen Energieträger vor allem auch auf Grund der Preisabhängigkeit, der Auslandsabhängigkeit keine nachhal­tige Grundlage mehr schaffen können.

Und Slowenien denkt nach. Eine Option ist, Krško zu verlängern und dort einen neuen Reaktor zu bauen. Es gäbe natürlich auch andere Optionen. Es gäbe zum Beispiel die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Verbund – Sava – Wasserkraftwerke zu bauen oder auch gemeinsam mit dem Verbund hocheffiziente Gasturbinen zu machen. Aber um


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