und Burschen, die sich orientieren wollen: Was kann ich denn werden, was entspricht meinen Fähigkeiten, was entspricht meinen Talenten et cetera? – Das kann es ja wohl nicht sein, Frauen nach der Babypause anzureizen, wieder von vorne anzufangen! Nach Möglichkeit – es wird immer Ausnahmen geben – soll doch das Humankapital dort eingesetzt werden, wo man es schon investiert hat, und nicht ganz woanders.
Es kann schon sein, dass sich im Einzelfall jemand dann umschulen lässt auf, ich weiß nicht, einen Pflege- oder Gesundheitsberuf – im Einzelfall! Aber nicht jede technische Zeichnerin, jede akademisch gebildete Frau sollte jetzt plötzlich auf diese Weise angereizt werden, etwas ganz anderes zu machen! Das wäre mit Sicherheit mit Einkommensverlusten für die Frauen verbunden. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Etwas Herzklopfen habe ich bezüglich eines Punktes, den Herr Stummvoll schon angeschnitten hat auf Grund der Belege meines Kollegen Karl Öllinger im Ausschuss. So ein Programm, wie es heute beschlossen wird, dieses Beschäftigungsförderungsprogramm mit den Höherqualifizierungsmaßnahmen und so weiter, ist so gut oder so schlecht, wie die Umsetzung klappt. Ich möchte wirklich nicht den Eindruck erwecken, dass das AMS, das Arbeitsmarktservice, insgesamt schlechte Arbeit macht. Wahrscheinlich ist es weitaus besser als zum Beispiel die deutschen Institutionen auf diesem Gebiet. Nur, wir bekommen laufend Beschwerden, berechtigte Beschwerden darüber, was in verschiedenen Kursen angeboten wird und wie wenig kunden- und klientenorientiert das ist.
Mir fehlt leider die Zeit, das im Detail heute aufzulisten, aber wir haben ein sehr interessantes Protokoll eines etwa 50-Jährigen, der einen 13-wöchigen Kurs zu besuchen hatte – das wird ja vorgeschrieben –, also drei Monate, wo ich mich frage, ob sich jemand Gedanken über die Zusammensetzung der ersten zwei Wochen gemacht hat. Das ist bunt gemischt zwischen Hilfsarbeitern/Hilfsarbeiterinnen, Maturanten, Leuten mit und ohne Lehrabschluss, einem oder zwei, die kaum oder gar nicht Deutsch können. Welchen Sinn hat das? Durchmischung ist gut und schön, aber eine gewisse Zielorientierung muss doch da sein. Auch beim Alter: Der eine ist 30, der andere 61. Welchen Sinn hat das? Die haben doch völlig unterschiedliche Bedürfnisse, was den Arbeitsmarkt und was die Qualifikation betrifft!
Das so zu mischen zwischen Maturanten, Leuten ohne Lehrabschluss, Leuten, die nicht einmal lesen und schreiben können – aus welchen Gründen auch immer –, ergibt doch keinen Sinn. Die brauchen ganz offensichtlich eine sehr differenzierte Hilfe, differenzierte Maßnahmen im Bereich der Weiterqualifikation – und nicht einen derartigen Kurs, der eigentlich für alles und nichts ist. (Beifall bei den Grünen.)
Das Gleiche gilt dann leider im Bereich der
so genannten siebenwöchigen Qualifikationskurse. In diesem Fall hat der
Betreffende Gastronomie gewählt, und er schreibt zum Schluss, dass die sieben
Wochen vollständig „für die Katz“ waren. Er habe nichts gelernt, was ihn
wenigstens als Koch oder Kellner qualifizieren würde, vielleicht Küchenhilfe
oder Abwäscher, aber er hat schon viel höhere Qualifikationen in der Gastronomie
wahrgenommen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)
Also, meine Damen und Herren, wenn wir nicht garantieren können, dass es mit der Umsetzung klappt, wird auch dieses Gesetz nicht weiterhelfen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)
12.01
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Bundeskanzler Dr. Schüssel zu Wort. Herr Bundeskanzler, 10 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort.