Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 124. Sitzung / Seite 51

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In diesem Zusammenhang auch ein Wort zur Türkei: Auf dem Tisch liegt nur der Antrag auf Vollbeitritt, und das wird die Zuwanderung auf unseren Arbeitsmarkt noch enorm verschärfen und erhöhen. Das heißt: Da dieser Beschluss einstimmig gefasst werden muss, trägt jeder Politiker, der dort abstimmt, wirklich große Verantwortung.

Aber zurück zur aktuellen Gegenwart. Ist Ihnen aufgefallen, dass nicht nur die Arbeits­losenzahlen kontinuierlich steigen, sondern auch die Beschäftigtenzahlen? Im Jahr 2004: 10 000 Arbeitslose mehr, 30 000 Beschäftigte mehr – ein scheinbar wider­sprüch­licher Befund, der sich nicht nur mit der Aufsplittung in geringfügige Beschäfti­gungen – die sind da gar nicht dabei – erklären lässt. Verstehen kann man das, wenn man eine weitere Kennzahl berücksichtigt. Laut Statistik-Austria hatten wir im Vorjahr genau in diesem Zeitraum eine Zuwanderung von 60 000 Personen; die amtlich festgelegten Zuwanderungsquoten haben ja mit der von der Statistik-Austria erfassten Neuanmel­dungen im Bundesgebiet nicht das Geringste zu tun.

Es ist Ihnen anscheinend aufgefallen, denn ich habe soeben aus den Reihen der SPÖ vernommen, dass es sich schon auch darum dreht, nicht nur Beschäftigung zu schaffen, sondern auch den Arbeitsmarkt zu schützen, und ihn schützen heißt, ihn vorrangig den heimischen Arbeitnehmern vorzubehalten. – Das ist ein guter Ansatz, ein realistischer Ansatz, den zum Beispiel auch Exbundeskanzler Schmidt in der Bun­desrepublik Deutschland verstärkt eingefordert hat; an diesem Mann sollten Sie sich orientieren, er ist lange und lange erfolgreich das gewesen, was Sie für Ihren Vor­sitzenden ja anstreben.

Aber warum haben Sie dann vor wenigen Wochen das Gegenteil gemacht, nämlich als wir in der letzten Sitzung des Nationalrates im Juli nicht nur die im Asylgesetz beste­henden Anreize, zu uns zu kommen – jenseits von Fluchtgründen –, nicht aufgehoben haben, sondern im Ausländerbeschäftigungsgesetz vielmehr neue massive Anreize geschaffen haben, um herzukommen. Sie müssen konsequent sein. Wenn Sie Ihr Reden und Ihr Handeln in Einklang bringen, dann werden Sie das Problem in den Griff bekommen. Sie müssen sich auch entscheiden: Wenn Sie die Interessen der Arbeit­nehmer effizient und tatsächlich vertreten wollen, dann werden Sie – Sie werden nicht darum herumkommen – die heilige Kuh „Zuwanderung“ schlachten müssen! (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

11.17


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeord­neten Mag. Molterer, Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend das österreichi­sche Reformprogramm für Wachstum und Beschäftigung.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die diesem Entschließungsantrag die Zustim­mung geben, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist die Mehrheit, dieser Ent­schließungsantrag ist damit angenommen. (E 140.)

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gusenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die katastrophale Arbeitsmarkt­situation in Österreich. (Abg. Dr. Gusenbauer ist nicht im Saal anwesend. – Zwischen­rufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich ersuche jene Damen und Herren, die dazu Ihre Zustimmung geben, um ein ent­sprechendes Zeichen. – Das ist die Minderheit, dieser Antrag ist somit abgelehnt.

 


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