in den USA sehr lange diskutierte Theorie, dass dieses vierte Flugzeug den amerikanischen Atomreaktor Three Miles Island als Ziel hatte, diesen Reaktor treffen wollte. Dieser Reaktor ist 1978 in die Geschichte eingegangen, als ein sehr schwerer Unfall dort – einer der schwersten in der Nukleargeschichte! – letztendlich dazu geführt hat, dass die amerikanischen Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Politik in der Folge auf den Bau weiterer Atomkraftwerke verzichtet haben.
Damit bin ich bei einem Thema, das in einer Diskussion über Terrorismus und Sicherheit oft zu kurz kommt, nämlich die Frage, wie Europa geschützt beziehungsweise wie es nicht geschützt ist gegen terroristische Angriffe auf nukleare Anlagen in West- und Osteuropa. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Es ist mittlerweile nur in einem einzigen Land gelungen, Studien darüber zu erstellen, wie die Anlagen geschützt sind, und zwar in Deutschland. Die Erkenntnisse dort waren erschreckend. Die Studie, die der deutsche Umweltminister Trittin in Auftrag gegeben hat, kam zu dem Ergebnis, dass keine der Anlagen gegen einen terroristischen Angriff, wie er am 11. September 2001 in den USA passiert ist, geschützt ist.
Die
durchschnittlichen AKWs in Deutschland haben einen Stahlbetonmantel mit einer
Breite von rund 60 Zentimetern. Die neuesten Atomkraftwerke – das
sind zehn in Deutschland – haben einen Stahlbetonmantel, der ungefähr zwei
Meter dick ist. Das bedeutet, dass die kleineren, also die älteren Anlagen
gerade einmal gegen kleine Flugzeuge – maximal 3 Tonnen, 2 bis
3 Tonnen – mit Geschwindigkeiten von maximal 300 km/h geschützt
sind. Die großen, die neuesten Anlagen sind vielleicht noch gegen Kampfjets mit
einer Geschwindigkeit von 700 km/h geschützt, aber im Falle eines „Angriffs“,
eines Zusammenpralls mit einem Passagierflugzeug, das ein bis zu acht Mal
höheres Gewicht und bis zu 15 Mal mehr Treibstoff an Bord hat, hat kein
einziges Atomkraftwerk in Westeuropa eine Schutzhülle, die stark genug ist, so
etwas standhalten zu können. (Abg. Neudeck: ... Abfangjäger ...!)
Das bedeutet, dass die gesamte nukleare Kapazität in Westeuropa gegen Angriffe, wie sie am 11. September 2001 passiert sind, ungeschützt ist!
Die Deutschen sind bisher die Einzigen, die sich das im Detail angesehen haben. Wir wissen überhaupt nichts darüber, wie die Situation bei den AKWs in unseren Nachbarstaaten, rund um die österreichische Grenze ist, ob das jetzt Krško ist, ob das Temelín ist, ob dass Mochovce ist, ob das Bohunice ist, ob das Paks ist. Wir wissen nur, dass diese Anlagen alle in einem Umkreis von 100, 150 Kilometern, also in der direktesten Gefahrenzone, rund um Österreich liegen und dass die russischen Reaktortypen Bohunice, Paks, aber auch Mochovce keine Schutzhülle, überhaupt keine Schutzhülle haben.
Mit diesem Problem stehen wir vor einer Riesenherausforderung. Der österreichische Nationalrat hat dazu schon einmal eine Entschließung gefasst, nämlich dass sich die österreichische Bundesregierung einsetzen möge, dass man auf europäischer Ebene dieses Problem ernst nimmt, sich dessen annimmt, und dass man untersucht, wie man eine entsprechende Terrorsicherheit von nuklearen Anlagen herstellen kann.
Dafür gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten: erstens breite Flugverbotszonen rund um Atomkraftwerke, zweitens für die gefährlichsten Anlagen und jene, die in der Nähe von Flughäfen sind, wo eine Flugverbotszone nicht möglich ist, mittelfristig ein Ausstiegsszenario zu erstellen, diese also abzuschalten, sowie drittens mittelfristig in Europa generell auf den Ausstieg aus der Atomkraft zu setzen, auch als Mittel zur Sicherheit vor Terrorismus, als ganz wichtiges Mittel für die österreichische Bevölkerung.