Wissen sicherzustellen, damit wir in einer völlig veränderten Gesellschaft überhaupt bestehen können!
Unser Bildungssystem orientiert sich nach wie vor an einer Industriegesellschaft. Das betrifft nicht nur die Universitäten, das ist auch von der gesamten Schulbildung kaum zu trennen. Wir leben noch immer damit, dass wir scheinbar abgesicherte Fakten lernen müssen, dass wir Fachwissenschaften haben, dass wir extrem fehlerunfreundlich sind und dass wir uns immer noch mit vermeintlichen Gewissheiten beschäftigen.
All das gibt es in einer Wissensgesellschaft so nicht mehr beziehungsweise macht auch nicht wahnsinnig viel Sinn, denn das gemeinsame Wissen wird – und das merke ich, wenn ich nur schaue, was wir gemeinsam haben – in einer derart dynamischen Situation immer kleiner. Das heißt, man muss davon ausgehen, dass die Spezialisierung der Einzelnen größer wird, dass das aber auch irgendwo wieder vernetzt werden muss. Dafür wären die Universitäten eigentlich ein sehr guter Ort.
Wenn wir von dieser Wissensgesellschaft als Utopie ausgehen würden, wie auch die Lissabon-Ziele sie definieren, dann würde das für die Universitäten Folgendes bedeuten: a) freier Zugang zur Bildung und zu den Universitäten, b) nicht nur Fachwissenschaften, sondern interdisziplinäres Arbeiten, wo wir in Österreich noch völlig hinten nachhinken, c) auch Diversität, Unterschiedlichkeit zu nützen, sowohl zwischen Männern und Frauen als auch zwischen Städtern und Leuten, die vom Land kommen, und auch zwischen ÖsterreicherInnen und Leuten, die aus dem Ausland kommen. (Beifall bei den Grünen.)
Das heißt, statt hier zu versuchen, den Zugang immer weiter zu beschränken und zu sagen: Am besten sollten die alle wieder raus, nur ÖsterreicherInnen, und von denen noch möglichst wenige, weil wir ja wissen, dass die meisten eh nur tachinieren, und in Wirklichkeit sollen am besten nur 100 von 3 000 studieren, weil wir dann ungefähr die Anzahl derjenigen haben, die wir für wert befinden, dass sie auch studieren!, das ist mit Sicherheit der falsche Weg, den Sie mit Ihrer Universitätspolitik in Österreich gehen.
Wenn wir diese Herausforderung der Wissensgesellschaft annehmen wollen, dann brauchen wir etwas ganz anderes. Dann brauchen wir keine Selektion, sondern einen breiten Zugang, ein breites Angebot. Das betrifft zum Beispiel auch die Fächer an den Universitäten. Was Sie, Frau Ministerin, und Sie von den Regierungsfraktionen hier immer wieder ansprechen, nämlich eine Verengung des Spektrums – die so genannten Orchideenfächer abzuschaffen oder in der Schule bei Sport und Musik zu kürzen, weil zum Beispiel momentan gerade Mathematik „in“ ist –, das ist einfach ein falscher Ansatz, weil wir alles brauchen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)
Es wird Ihnen nichts helfen, wenn Sie die gesamte Gesellschaft auf einige wenige Bereiche spezialisieren. Das tun Sie momentan, Sie engen unseren Wissensstand extrem ein, von der Schule bis über die Universitäten hinaus. Stattdessen sollten Sie einen breiten Zugang, ein breites Allgemeinwissen schaffen, wobei nicht nur Fachwissen gefragt ist, sondern auch persönliche Kompetenzen und soziale Kompetenzen. (Abg. Dr. Wolfmayr: Ja! Ja!) Sie sagen wieder „ja“, wie immer, wie auch bei der Beschäftigungsinitiative – nur tun Sie nichts dafür! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Schauen Sie es sich an! Schauen Sie auf Ihre konkreten Maßnahmen, zum Beispiel die Leitlinie 8 – Kollege Van der Bellen hat dies heute schon angesprochen –, diesen nationalen Umsetzungsplan im Hinblick auf Wachstum und Beschäftigung! Schauen Sie sich die Leitlinie 8 einmal an, das, was sie da hineingeschrieben haben! Da stehen ein paar sehr interessante Maßnahmen betreffend den Forschungsbereich drin, die auch Forschern und Forscherinnen zugute kommen, aber es steht überhaupt nichts drin von einem breiten Zugang zur Universität, von der Wichtigkeit von mehr Akade-