Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 125. Sitzung / Seite 70

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Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Heidrun Silhavy und KollegInnen betreffend Gewährung eines bun­deseinheitlichen Heizkostenzuschusses

eingebracht im Zuge der Debatte zu 1132 dB

Immer mehr Menschen sind trotz Erwerbsarbeit armutsgefährdet. Viele haben keine Chance am Arbeitsmarkt, besonders Frauen leben aufgrund fehlender eigenständiger Existenzsicherung unter der Armutsgrenze. Wegen mangelnder Mindeststandards reichen soziale Leistungen, wie Kinderbetreuungs- oder Arbeitslosengeld nicht für das Notwendigste.

So sieht die sozialpolitische Bilanz dieser Regierung Schüssel aus.

Gerade Arbeitslosigkeit bedeutet mehr denn je Gefahr der Verarmung.

Seit dem Jahr 2001 ist die Arbeitslosigkeit in Österreich massiv angestiegen. 2000 wurden rund 690.000 Personen mindestens einmal im Jahr arbeitslos, heuer trifft dieses Schicksal bereits über 800.000 Personen.

Die Existenzsicherungsleistungen bei Arbeitslosigkeit in Österreich – 55% Nettoersatz-Rate beim Arbeitslosengeld, rund 50% Nettoersatzrate bei der Notstandshilfe, wenn keine Einkommensanrechnung vorgenommen wird – sind im EU-Vergleich sehr niedrig. Lediglich in Griechenland, Irland und Großbritannien ist die materielle Absiche­rung bei Arbeitslosigkeit noch niedriger als in Österreich.

Die Leistungen bei Arbeitslosigkeit sind seit 1999 real deutlich gesunken – die Kauf­kraft von Arbeit Suchenden in Österreich ist markant gesunken.

Ein Blick auf die Sozialhilfe-Statistiken der Länder bestätigt das zunehmende Versagen des primären sozialen Sicherungsnetzes der Arbeitslosenversicherung, Armut infolge von Arbeitslosigkeit zu verhindern. Etwa am Beispiel Wien: Die Zahl der so genannten Dauerunterstützten in der Sozialhilfe ist in Wien seit 2000 mit rund 29.500 Personen stabil geblieben. Im Jahresdurchschnitt 2003 haben rund 42.000 Personen im Erwerbs­alter eine Sozialhilfeleistung bezogen. Knapp 18.000 (rund 43%) haben auch eine Leistung aus der Arbeitslosenversicherung bezogen – knapp 12.000 davon Notstands­hilfe – weitere 2.400 Personen (5,7%) haben Karenzgeld bezogen.

Diese Daten belegen eines: Arbeitslosigkeit, insbesondere längere oder häufigere Arbeits­losigkeit ist in Österreich zum Verarmungsrisiko Nummer 1 aufgestiegen. Be­son­ders betroffen davon sind Alleinerzieherinnen, Mehrkindfamilien und Jugendliche. Ursachen dafür ist zunächst eine unzureichende materielle Absicherung durch die Arbeitslosenversicherung – immer mehr Personen müssen Sozialhilfeleistungen bei Arbeitslosigkeit in Anspruch nehmen. Die länderweise unterschiedlichen Sozialhilfe­leistungen und die besonders im ländlichen Raum niedrige Inanspruchnahme der Sozialhilfe – die so genannte „take-up“-Rate, also der Anteil der Leistungsberechtigten, die tatsächlich Sozialhilfeleistungen in Anspruch nehmen – liegt Schätzungen zufolge lediglich um die 50%.

Vor diesem Hintergrund steht nunmehr eine Heizperiode vor der Tür, die durch beson­ders hohe Preissteigerungen gekennzeichnet ist.

Kostete Heizöl im September 2003 noch 0,383 Euro/Liter (2.000 Liter), waren es im September 2004 bereits 0,512 Euro/Liter und im Juli 2005  0,665 Euro/Liter (ebenfalls


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