Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 127. Sitzung / Seite 97

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bestimmt, sondern in Wirklichkeit in einem größeren Rahmen zu sehen ist. Auf Grund des steigenden Energiebedarfs, auf Grund notwendiger Schließungen ist tatsächlich eine Renaissance der Atomenergie in Europa feststellbar. Wir reden von etwa 600 000 Megawatt, die in Europa bis zum Jahr 2020 gebraucht werden; davon in Österreich etwa 3 000 Megawatt. Das bedeutet, dass wir – wenn etwa 1 000 Megawatt pro Kraftwerk gerechnet werden – 600 Kraftwerke brauchen.

Während viele Länder große Ausbaupläne haben, setzt sich Österreich ganz vehement gegen die Atomenergie ein – und das aus gutem Grund. Jeder von uns hat schon seine Position bei vielen Veranstaltungen dargelegt. Meiner Meinung nach wäre es sehr wichtig, dass man eine Energiepolitik an den Tag legt, die beweist und schlüssig nachvollziehbar macht, dass auch ohne Atomenergie eine volle Energieversorgung möglich ist. Und solange dieser Beweis nicht geliefert wird oder dieser Ansatz nicht gewählt wird und solange man mit vielen Atomstromimporten – auch in Österreich – konfrontiert ist, wird es keine Glaubwürdigkeit über die Grenzen hinweg geben.

Daher ist es für mich das Allerwichtigste, ein Energieszenario zu entwickeln, in dem auf Grund vieler Energiekombinationen eine Versorgung für die Zukunft gesichert ist. Ge­schieht dies nicht, wird man immer den einfacheren Weg gehen, nämlich die Laufzeit eines Atomkraftwerkes zu verlängern oder eines zu errichten. Es gibt diesbezüglich viele Pläne in Europa, und selbst die Schweiz möchte die Anzahl der Atomkraftwerke von fünf auf zehn erhöhen, was also einer Verdoppelung ihres Kraftwerksbestandes gleichkommt. Und das, geschätzte Damen und Herren, ist ein bedrohliches Szenario. Wir müssen überzeugender werden.

Der Auftrag an den Herrn Bundesminister lautet daher, in diesem Europa dafür zu wer­ben, dass auf Grund von Kombinationen unterschiedlicher Energieträger ein Ausstieg aus der Atomenergie möglich erscheint. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ.)

13.23


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mandak. – Bitte.

 


13.23.35

Abgeordnete Sabine Mandak (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Lieber Kollege Karlheinz Kopf, du hast diese Wortmeldung mit deinen Aussagen provo­ziert. Du hast von billiger Parteipolemik gesprochen, was es absolut nicht ist. Man kann mir vorwerfen, dass ich bei Themen geschlafen habe, aber bei diesem sicher nicht.

Minister Pröll hat davon gesprochen, dass er am 7. Juli ein Gespräch mit dem Schwei­zer Minister gehabt hat. Daher möchte ich in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, dass ich am 22. November 2001 – 2001! – eine Pressekonferenz mit Raimund Kamm, einem Anti-AKW-Experten aus Deutschland, gemacht habe, bei der wir die Problematik der Zwischenlager in Deutschland und das Endlager in Benken thematisiert haben. (Abg. Mag. Molterer: Der Erfolg war durchschlagend!) Das war auch schon im Jahr 2001 Thema. Das haben wir alle gewusst. (Beifall bei den Grünen.)

Genau in diese Richtung geht unsere Kritik, dass in dieser Zeit geschlafen worden ist. Ich habe Telefonate geführt. (Zwischenbemerkung von Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll.) – Selbstverständlich, Herr Minister. Dann haben Sie es nicht ernst genug genommen, seien Sie mir nicht böse. Ich habe damals mit Wien, mit dem Ministerium telefoniert. Da hat es geheißen, man wisse schon, dass das im Laufen ist, aber das sei nicht so gravierend und man habe alles im Griff. (Abg. Neudeck: Mit wem telefonieren Sie im Schlaf?)

Es geht doch in dieser Frage nicht nur darum, wie differenziert man Stellung bezieht, sondern es geht um ein ganz klares Nein zu einem Atomendlager in der Schweiz und


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