Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / Seite 123

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bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. Abg. Ellmauer: Überheblicher geht es nicht mehr!)

Nur der Vollständigkeit halber, weil sich das offensichtlich in die eine Hälfte des Saales noch immer nicht als Selbstverständlichkeit herumgesprochen hat: Frauen haben ganz genauso wie Männer ein Recht darauf, sich ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen zu können und einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Männer haben genauso wie Frauen das Recht, in den Genuss der Freuden der Kinderbetreuung zu kommen und das Kind mit aufwachsen zu sehen. – Auch das machen Sie ihnen nicht möglich.

Vielleicht noch eine Bemerkung zu Herrn Abgeordneten Stummvoll, der wieder da ist: Ich habe gestern mit großem Interesse – und einigem Rätseln über Ihre Gedanken­welt – Ihre Aussendung gelesen, in der Sie feststellen, es sei nur „‚bio‘-logisch“, dass sich Eva Glawischnig inzwischen anfange mit „Frauen, Kindern und Familie“ zu beschäftigen.

Erstens ist es schon einmal spannend, dass Sie das Wort „Frauen“ gar nicht allein im Raum stehen lassen können. „Frau“ muss immer sofort durch „Kinder“ und „Familie“ eingerahmt werden. „Frau“ allein kommt in Ihrem Wortschatz oder in Ihrem Weltbild offensichtlich nicht vor.

Dann habe ich darüber nachgedacht, warum Ihnen jetzt „bio“-logisch als unglaubliche Formulierung einfällt. Wegen der persönlichen Lebensumstände von Eva Glawischnig ist es für Sie jetzt „bio“-logisch, dass plötzlich Frau als Thema auftaucht?

Wenn Sie der Eva Glawischnig im Sitzungssaal öfter zugehört haben, dann wissen Sie, dass Sie sich seit Jahr und Tag für Frauenpolitik einsetzt, und auch bei den Fragen der Kinderbetreuungspolitik ist sie immer wieder mit dabei.

Meine Schlussfolgerung ist, dass Sie es offensichtlich entweder für „bio“-logisch halten, dass sich Frauen eben für Frauenpolitik einsetzen. – Das wird Ihnen von fast jeder Mandatarin in Ihren eigenen Reihen widerlegt. Es ist nicht logisch und daher auch nicht „bio“-logisch, dass jede Frau automatisch Frauenpolitik macht, wie allein die Ministerinnen dieser Regierung zeigen.

Oder aber – und das ist in Wirklichkeit mein Verdacht, der dahinter steckt – Sie gehen davon aus, dass eine Frau erst dann als Frau ernsthaft anfängt zu existieren und sich mit Kinderbetreuungsfragen in die Politik einbringen darf, wenn sie schwanger ist oder zumindest Kinder hat – davor nicht. (Abg. Dr. Fekter: Unterstellen Sie nicht so einen Blödsinn!) Das halte ich wirklich für üblen Sexismus, der da immer wieder durchkommt! (Beifall bei den Grünen. Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Schauen wir uns jetzt an, was Ihre Regierung angesichts dieser Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt für Frauen tut! Was sind die Angebote, die Sie Frauen machen, die arbeitslos werden, die ihren Job verlieren, die nach einer Kinderbetreuungsphase einen Wiedereinstieg versuchen, aber nicht schaffen? – Da werden Sie sicherlich auch heute wieder betonen, dass ja ohnehin die Hälfte der AMS-Gelder für Frauen auf­gewandt werde.

Ich habe es mir einmal angesehen. – Schauen wir uns doch an, wofür sie aufgewendet werden! Es gibt zum Beispiel den Sockel der Beihilfen, zum Beispiel die Kinder­betreuungsbeihilfe. Raten Sie einmal: Kriegen das mehr Männer oder mehr Frauen? – Zu 98 Prozent bekommen das die Frauen, so als wäre das deren alleinige, „bio“-logische Verantwortung.

 


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