Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / Seite 330

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Welche Strategien es mit den serbischen Behörden gibt, um dieser Visa-Mafia außer­halb des Ministeriums das Handwerk zu legen;

Welche Strategien es zur Eindämmung des illegalen Visahandels gemeinsam mit den anderen EU-Botschaften, für deren Länder ebenfalls gegen Geld Visa angeboten werden, gibt;

Warum trotz der bekannten Vorwürfe die Unterlagen für die Visa-Erteilungen in den Botschaften weiterhin vernichtet wurden;

Warum erst nach Hinweisen der deutschen Behörden konkrete Ermittlungen in Österreich begonnen wurden;

Der Untersuchungsausschuss soll aus 11 Mitgliedern bestehen, die sich folgender­maßen auf die parlamentarischen Klubs verteilen sollen: 5 ÖVP, 4 SPÖ, 1 Frei­heitliche, 1 Grüne

Begründung:

In einer Belgrader Zeitung erscheinen weiterhin Inserate, in denen gegen Bezahlung Visa für Österreich, aber auch für Frankreich und Großbritannien feilgeboten werden. Die Tatsache, dass diese Inserate weiterhin erscheinen, weist darauf hin, dass es die Praxis des illegalen Visahandels weiterhin gibt. – und damit steht auch weiterhin der Vorwurf im Raum, dass es diesen illegalen Visahandel mit der österreichischen Botschaft noch gibt. Wenn dies nicht so wäre, würden die Inserenten (=Schlepper-Mafia) wohl keine KundInnen mehr finden. Es stellt sich die Frage, was von Seiten der österreichischen Behörden in Zusammenarbeit mit den serbischen Behörden unter­nommen wurde, um diesen illegalen Visa-Handel einzudämmen, und welche strategischen Konzepte (samt Umsetzung) es für eine gemeinsame Vorgangsweise mit den anderen Botschaften bzw. Regierungen aus dem EU-Schengenraum gab und gibt.

Seit 2001 hat es immer wieder – auch während des Präsidentschaftswahlkampfes 2004 – in verschiedenen Medien Informationen darüber gegeben, dass es in und rund um die Botschaften in Belgrad und Budapest illegalen Visahandel gegeben hat und gibt, an dem auch Beamte des Außenministeriums beteiligt waren. Während der Recherchen der deutschen Behörden zur Visa-Affäre in Deutschland wurden diese auch darauf aufmerksam, dass ohne entsprechende Genehmigung arbeitende Per­sonen mit einem von einer österreichischen Botschaft ausgestellten Schengen-Visum in Deutschland aufgegriffen wurden. Diese Informationen wurden auch den öster­reichischen Behörden weitergeleitet, die daraufhin erstmalig begannen Ermittlungen anzustellen.

Nach Medienberichten wurden in Jahren 2002 und 2003 an der Botschaft in Budapest Tausende illegale Visa gegen Entgelt vergeben, auch an anderen Botschaften wie Belgrad und Bukarest soll dies der Fall gewesen sein.

Die mittlerweile durch zahlreiche Medienberichte sowie Aussagen der angeklagten Personen bzw. derer Anwälte sich häufenden Informationen machen – neben der straf­rechtlichen, von der Justiz zu klärenden Dimension – die Frage nach der politischen Verantwortung im Außen- sowie im Innenministerium zu einem Politikum. Es ist schwer vorstellbar, dass Vorgesetzte der jetzt angeklagten Personen über Jahre nichts von den kriminellen Machenschaften gemerkt haben.

Völlig unklar ist auch, warum trotz der öffentlich gewordenen Vorwürfe kaum Maß­nahmen zur Aufklärung gesetzt wurden; dass trotz der in ungewohntem Ausmaß gestiegenen Anzahl von erteilten Visas weder das BMaA noch das BMI hellhörig wurden und Ermittlungen eingeleitet haben; weiters fällt auf, dass zumindest eine


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