Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 132. Sitzung / Seite 68

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nächste Mal wieder Klarheiten einfordern: Uns geht es darum, dass diese Benach­teilung, die momentan eklatant besteht – dass Eltern ja nicht nur über ihr normales Steuereinkommen das öffentliche Schulsystem finanzieren, sondern in Bereichen, in denen sich alternative Formen entwickelt haben, das Schulgeld für ihre Kinder zusätz­lich bezahlen müssen –, abgemildert beziehungsweise aufgehoben wird.

Da Sie, Kollege Amon, sagen, das kann ja nicht sein, dass es hier einen Anspruch gibt, frage ich Sie schon: Warum kann denn das in Dänemark sein? Warum gibt es dort den Anspruch, dass solche Schulen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, eine gesetz­liche Finanzierung bekommen? – Natürlich kann es sein, wenn man den politischen Willen dazu hat. (Beifall bei den Grünen.)

Da geht es überhaupt nicht darum, ob es ein gut funktionierendes öffentliches Schul­system geben soll. Natürlich, absolut! Wir würden uns wünschen, dass diese pädago­gische Vielfalt auch in den öffentlichen Schulen gelebt werden kann, dass endlich Mon­tessori-Klassen, Freinet-Klassen, Piaget-Klassen auch in öffentlichen Schulen geführt werden können, wie das in einigen Ländern in Europa möglich ist. (Ruf bei der ÖVP: Die gibt es!) – Ja, die gibt es zum Teil schon, aber ohne Wahlmöglichkeit. Das ist ja wunderbar, wenn ich eine Volksschulklasse erwische, in der die Lehrerin für mein Kind zufälligerweise eine Montessori-Ausbildung hat. Ich kann nicht steuern, ob das Kind in diese Klasse kommt, wenn es mehrere Klassen gibt, ich weiß nicht, ob es sie im nächsten Jahr auch noch geben wird. Letztlich muss ich das nehmen, auch als Eltern­teil, was mir hier angeboten wird.

Warum besteht diese Sturheit? Es geht da doch um relativ wenig Geld. – Da geht es im Übrigen um die Schule, in die die Kinder des Nationalratspräsidenten Khol, der zur­zeit nicht oben sitzt, gegangen sind: um Waldorfschulen.

Warum kann man nicht einfach Großzügigkeit walten lassen und einer Forderung nachkommen, die im Rahmen der budgetären Mittel spielend leicht erfüllt werden könnte? Man sollte endlich so weit kommen, zu sagen: Es soll Fairness dabei geben, es soll die Möglichkeit dieser pädagogischen Innovation, die auch von allen Regelschu­len mittlerweile de facto anerkannt wird und die von diesen Initiativen ausgeht, diese Belebung des Systems, die neuen Methoden, die dort angewandt werden, geben. Dass das in einem öffentlichen System auch finanziert werden soll, wäre unser Wunsch und unser Ziel. (Beifall bei den Grünen.)

Um diese Befürchtungen zu nehmen: Das Land in Europa, das das am besten – ich habe es vorhin angesprochen – unterstützt, auch mit einer gesetzlichen Förderung, ist Dänemark. In Dänemark gibt es einen Anteil der Schulen, die in freier Trägerschaft privat geführt werden, der unter 10 Prozent liegt. Es gibt kein Land, in dem es einen größeren Anteil gibt. Der Anteil wird sich irgendwo bei ein paar Prozent einpendeln, weil es dort nämlich sehr drastische Ansprüche gibt. Es ist ein hohes Engagement der Eltern notwendig, es ist wesentlich mehr Einbindung als im öffentlichen Schulsystem notwendig.

Was wir auch wollen, ist, dass es davon weggeht, dass sich das nur Leute leisten können, die das Einkommen dazu haben, und dass es nur für diejenigen, die die Mög­lichkeit haben, die Bildung für ihre Kinder zu finanzieren, möglich ist, das zu nutzen. Wir wollen diese Breite zulassen, daher der wiederholte Antrag zu Fairness für reform­pädagogische Schulen in Österreich. (Beifall bei den Grünen.)

14.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Ross­mann. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


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