Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 132. Sitzung / Seite 76

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letzten Jahren nicht verändert worden ist, wobei es an einzelnen Universitäten absolute Verbesserungen gibt. Innsbruck zum Beispiel ist da ein relativ vorbildliches Institut. Aber es ist eben nicht von der Struktur so, dass man endlich in Österreich sagt, eine gute Lehrerin oder ein guter Lehrer muss in erster Linie gut unterrichten können, näm­lich muss die Qualifikation haben, Wissen zu vermitteln.

Wenn man sich die Stellungnahmen von verschiedenen Institutionen anschaut, dann sieht man, dass diese immer darauf verweisen, dass das Fachwissen die zentrale und ausschließliche Kompetenz ist, um gut unterrichten zu können. Ich finde, das ist das große Problem, das wir in Österreich nach wie vor haben, dass es nur ein Teil ist. Natürlich muss man wissen, was man unterrichtet. Aber wenn ich vorne stehe und überhaupt keine Möglichkeit habe, das adäquat zu vermitteln, dann wird es mir nicht gelingen, dieses Wissen auch den Belehrten – wenn man es so sagen will –, jenen, die dem Unterricht folgen, entsprechend zu vermitteln. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­geordneten der SPÖ.)

Aber auch auf der strukturellen Ebene schaut es, wenn man es sich rein pragmatisch anschaut, in Österreich ziemlich dramatisch aus. Wir haben Prognosen des Landes­schulrates für Niederösterreich, des Landesschulrates für Oberösterreich für die nächs­ten acht Jahre, was die Schülerzahlen betrifft. Der Schülerrückgang in Niederösterreich ist prognostiziert mit etwa 15 bis 20 Prozent, in Oberösterreich etwa gleich. Bis zum Jahre 2013/2014 prognostizieren diese beiden Landesschulräte einen Rückgang von 6 000 LehrerInnen in diesen beiden Bundesländern.

Was wird denn das zur Konsequenz haben? – Wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre anschaut, dann war es so, dass die Unterstufe der AHS mehr SchülerIn­nen bekommen hat, dass die SchülerInnenzahlen in den Oberstufen zwar zurückge­gangen sind, die Unterstufe das aber ausgeglichen hat. Es wird nun so sein, dass sich dieser Schülerrückgang in den nächsten Jahren ausschließlich in den Hauptschulen abspielen wird. Die Hauptschulen werden in den nächsten Jahren einen großen Teil der besten Schülerinnen und Schüler verlieren, weil diese in die AHS-Unterstufen wechseln werden.

Sie produzieren mit dieser getrennten LehrerInnenausbildung und mit dem Verharren ein System, das sich selbst in Frage stellen muss. Wir werden zunehmend ein System haben, wo wir eine de facto gleiche Anzahl von SchülerInnen in den Unterstufen der AHS und in den Hauptschulen haben werden. Das, was Sie an Wien seit Jahren kriti­sieren, nämlich dass dort 60 Prozent der SchülerInnen in AHS-Unterstufen gehen, ge­nau diese Entwicklung ist für Österreich vorgezeichnet, weil die Schülerzahlen zurück­gehen werden.

Es ist schade, wenn Sie jetzt diese historische Chance nicht nützen und nicht sagen, wir brauchen eine gemeinsame LehrerInnenausbildung, damit Personen, die jetzt an Hauptschulen unterrichten, auch weiter eine Möglichkeit haben. Der Lehrergewerk­schafter Riegler von der ÖVP sagt, dass prognostiziert ist, dass etwa 10 000 Lehre­rInnen – seine Zahl, wir haben von 12 500 LehrerInnen gesprochen – in den nächsten acht Jahren unter den jetzigen Bestimmungen nicht mehr weiter beschäftigt werden können. Davon wird ein Drittel in Pension gehen. Die restlichen 6 000, sagt er, sind nicht durch Pensionierungen, wenn man so will, abzubauen – ein fürchterliches Wort dafür –, sondern da werden Verträge nicht mehr verlängert werden. Die bestehende Zahl von LehrerInnen an den Hauptschulen wird reduziert werden.

Und dann sagen Sie, Sie machen eine getrennte Ausbildung, wo man extra für diesen Schultyp die LehrerInnen weiter ausbildet. – Hauptschullehrer, die jetzt an diesen Hochschulen ausgebildet werden, werden in den nächsten zehn Jahren de facto keine Berufsperspektive haben. Es geht jetzt einmal darum, die Plätze zu erhalten, die es


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