Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 137. Sitzung / Seite 45

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gehalt“ noch immer zu wenig, und deshalb leistet er sich gelegentlich noch Aufbes­serungen, indem er zum Beispiel in Katalogen – in den hauseigenen Katalogen! – für ein Honorar von 2 200 € fünf Seiten schreibt. Das, meine Damen und Herren, kann nur jemand tun, der nicht kontrolliert wird. Gäbe es einen zweiten Direktor, dann würde der schon meinen: Also ganz ethisch ist das nicht, im Katalog des eigenen Hauses zu publizieren und dann auch noch Geld dafür zu bekommen, aber wenn schon, dann bitte doch ein Honorar, das üblich ist, vielleicht 300 € oder 400 €.

Weil es diesen kaufmännischen Direktor aber nicht gibt, gibt es auch überhaupt keine Kontrolle. Deshalb, meine Damen und Herren, hat der Rechnungshof darauf hinge­wiesen, dass es dringend notwendig ist, einen derartigen Posten einzurichten. Aber Sie, Frau Ministerin, lassen ein Dreivierteljahr vorübergehen, ohne entsprechende Maß­nahmen zu setzen. Es ist noch immer niemand da, Herr Dr. Seipel macht weiterhin, was er will, die Kritik des Rechnungshofes ist uninteressant!

Der „Saliera“-Diebstahl, meine Damen und Herren, ist nur ein Kapitel, das jetzt in dem dicken Buch der Verfehlungen aufgeschlagen ist; es werden noch andere kommen, das garantiere ich Ihnen. Das Baugerüst, das möchte ich noch sagen, das vor dem Museum gestanden ist und über das der Dieb ganz offensichtlich reingeklettert ist – was heißt „reingeklettert“, er ist wie einer, der Fensterln geht, förmlich reingehüpft –, war nicht gesichert. Das steht fest!

Da Sie immer so viele historische Beispiele anführen, sage ich Ihnen noch etwas: Dieses Museum war schon oft eingerüstet, um die Fassade renovieren zu können, aber noch nie ist jemand eingestiegen. Vor 100 Jahren ist da nämlich ein Wächter mit der Hellebarde davor gestanden. (Abg. Dr. Van der Bellen: Noch nicht elektrifiziert!) Damals hat es vielleicht noch kein elektrisches Licht gegeben, aber es war gesichert. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Mag. Molterer: Das ist super! Grüne Sicherheitspolitik: Der Wächter mit der Hellebarde!)

Vor 22 Jahren, Herr Molterer, hat es schon elektrisches Licht gegeben. Auch damals war das Haus eingerüstet – auch vor Seipels Zeit hat es schon Gerüste gegeben – und mit Bewegungsmeldern gesichert. Das können Sie nachlesen! Vor 22 Jahren war das Gerüst gesichert. Nur bei Seipel ist nichts gesichert gewesen. Das Fenster ist nicht gesichert gewesen, wie wir wissen, die Vitrine ist nicht gesichert gewesen, und das Objekt selbst ist nicht gesichert gewesen. Auf allen Ebenen hat es keine Sicher­heitsvorkehrungen gegeben! Das ist doch ganz klar, dass es dann irgendwann fehlt.

Im Gesetzestext, meine Damen und Herren, steht klipp und klar, dass der Museums­direktor für den Schutz der Kunstwerke verantwortlich ist. – Die Kunstwerke waren aber nicht geschützt! Was ist jetzt, was machen wir jetzt? Nichts ist! In der Slowakei ist vor kurzem ein Minister zurückgetreten, weil ein Flugzeug abgestürzt ist, in Monte­negro ist vor wenigen Tagen ein Minister zurückgetreten, weil eine Eisenbahn entgleist ist – und Sie, Frau Ministerin? (Abg. Scheibner: Ein komischer Vergleich!) Für Sie ist das lächerlich, Sie können sich sogar noch ruhig zurücklehnen. Bei Ihnen ist immer alles pipifein, es gibt nie einen Grund, zurückzutreten. (Abg. Mag. Molterer: Was heißt das? Sie vergleichen Menschenleben mit der „Saliera“!)

Ich frage mich langsam, Frau Ministerin, was müsste eigentlich Dr. Seipel leisten, damit Sie selbst sagen: Jetzt ist es genug, jetzt reicht’s!? Sagen Sie uns das, und ich bin überzeugt davon, dass Dr. Seipel das machen wird beziehungsweise wir etwas finden werden, damit er endlich zurücktritt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeord­neten der SPÖ.)

In Wirklichkeit wird hier noch eine andere Kultur eingerichtet. Ich kann mir gut vor­stellen, dass auch andere Museumsdirektoren längst schon so operieren wie Dr. Sei­pel, dass andere Museumsdirektoren sagen: Wenn Seipel keine Belege braucht, dann


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