Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 137. Sitzung / Seite 50

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Diese Säle, die in weiten Bereichen noch kein elektrisches Licht hatten und im Winter um 15 Uhr geschlossen wurden, habe ich selbst gesehen, habe diese Zustände erlebt. Ich habe auch gesehen, dass es bei den Fenstern hereinschneite. Die Stradivaris – Leihgaben im Millionenwert, wir haben es auch schon gehört – vermoderten. Und von Sicherheitsvorkehrungen war noch lange nicht die Rede.

Sie haben also einen Scherbenhaufen hinterlassen, Abstellkammern, die General­direk­tor Seipel seit 1990, und nicht sein Vorgänger Filitz schon, aufzuräumen hatte. Und Sie haben jetzt die Stirn, sich hierher zu stellen und das Geleistete in Grund und Boden zu kritisieren und gar den Kopf des Direktors und der Ministerin zu fordern. (Abg. Öllinger: Der Rechnungshof hat das gemacht!) Wegen eines Kunstraubes, des ersten in der Geschichte des Kunsthistorischen Museums, und wegen Zuständen, die Sie selbst zum großen Teil zu verantworten haben!

Sie hören es ungern, weil Sie auch ungenau hinhören. Die Sicherheitsvorkehrungen –so haben wir es auch immer gesagt und das haben wir immer betont – galten bis zur Zeit dieses Einbruches als die sichersten. So wurde das kolportiert. Wir haben schon das Zitat aus „Modern Times“ gehört: „Keine Chance für Kunstdiebe“. Und dass sich jetzt ein Kunstdieb, zugleich Sicherheitsexperte, vielleicht gerade durch so einen Satz herausgefordert fühlte, um sich selbst und der Öffentlichkeit zu beweisen, dass er klüger und geschickter sei und uns alle an der Nase herumführen könne, das ist eine Geschichte, wie die Medien sie freilich lieben (Abg. Gradwohl: Auch „Modern Times“ ist schuld!?), aber es ist in erster Linie ein kriminelles Manöver, das die Gerichte noch beschäftigen wird, und keineswegs diese „b’soffene G’schichte“, als die Sie sie gerne darstellen, oder ein „Spaziergang“. Hofrat Geiger hat das als leitender Kriminalbeamter ja auch in der „ZiB“ betont. Es ist schön, dass er da ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Seit Ministerin Gehrer im Amt ist, wurden Technisches Museum, MuseumsQuartier, das MUMOK, die Albertina und das Globenmuseum renoviert und revitalisiert. Im Jahr 2007 wird das Völkerkundemuseum neu eröffnet. Neben laufenden Renovierun­gen wie der Antikensammlung, die mit 4 Millionen € allein aus vom Kunsthistorischem Museum selbst erwirtschafteten Mitteln renoviert wurde, wird vieles, vieles getan. Zur laufenden Basisabgeltung von 70 Millionen € jährlich kommen also selbst erwirtschaf­tete Mittel. Das verstehen wir nämlich unter erfolgreicher Museumsbewirtschaftung: erfolgreiche Nutzung unter laufender Kontrolle durch Kuratorium, Wirtschaftsprüfer und Ministerium.

Und ich möchte noch einen Punkt als Frau hervorheben. Ministerin Gehrer hat besonders fähige Führungspersonen, und zwar Frauen, in verantwortungsvolle, hohe Leitungsfunktionen gebracht: Johanna Rachinger für die Nationalbibliothek, Gabriele Zuna-Kratky für das Technische Museum. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Johann Moser: Ja, die sind alle fähig!) Das war vorher nicht der Fall, dass wir Frauen in so verantwortungsvollen Posten hatten.

Meine Damen und Herren, tun wir doch nicht so scheinheilig: Auch in anderen Museen kommen Kunstdiebstähle vor. Ich nenne Boston, ich nenne Amsterdam, ich nenne Oslo – und keiner der Direktoren, keine der Direktorinnen wurde deshalb gefeuert. (Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)

Dann noch kurz zu den neuesten Fällen, weil die jetzt hohe Wogen schlagen in der Presse und auch hier im Haus. Der Papyrus-Diebstahl geht noch auf die Zeit zurück, da die Ägypten-Sammlung nicht auf dem heutigen Stand war. Kein Licht, kein Strom, keine Diebstahlsicherung, veraltete Vitrinen, vernachlässigte Aufstellung. (Abg. Öllin­ger: Also die sind schuld, die das vor 100 Jahren so gemacht haben!) Also kein Versäumnis von Generaldirektor Seipel, sondern eines aus der Zeit davor, als die SPÖ und von ihr eingesetzte Direktoren die Verantwortung im KHM trugen, aus der Zeit der


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