Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 137. Sitzung / Seite 53

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es hat Zeiten gegeben, als die Mitglieder der Freiheitlichen Partei, oder jetzt BZÖ, noch nicht so an ihren Sesseln geklebt sind und nicht alles getan hätten, um einen Direktor des Kunsthistorischen Museums, der eine der größten Kunstinstitutionen der Welt zum Selbstbedienungsladen gemacht hat, auf so eine kleine Art und Weise zu verteidigen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Was Sie hier vorbringen, sind im Wesentlichen zwei Argumente: Das eine ist die Leistung des Herrn Direktors Seipel bezüglich der Elektrifizierung des Museums, zum Zweiten listen Sie auf, wer in den siebziger Jahren oder noch weiter zurück zuständig für die Kulturpolitik und für die Museen war. Ist das wirklich alles, was Ihnen zur Ver­teidigung der jetzigen Missstände einfällt? Wissen Sie, was das dem jetzigen Steuer­zahler und der jetzigen Steuerzahlerin ist? – Das ist ihnen komplett Wurscht, wer im Jahr 1977 für die Museen zuständig war. Komplett Wurscht! Diese interessiert nämlich nur eine einzige Sache: Stimmen die Vorwürfe? – Wenn ja, dann muss Seipel zurück­treten. Oder stimmen sie nicht? Aber Sie haben offensichtlich nichts vorzubringen als Glühbirnen und Vergleiche mit dem Jahr 1977. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Aber nicht einmal dem können Sie etwas entgegnen!) Das interessiert, so denke ich, nicht einmal mehr Menschen, die zu dieser Zeit tatsächlich selbst im Amt waren, nicht einmal mehr diese. (Beifall bei den Grünen.)

Kollege Klubobmann Molterer spricht von einer „Hetzkampagne“ (Abg. Mag. Molterer: Jawohl!), er spricht von einer Hetzkampagne der Opposition gegenüber einer Minis­terin. – Da muss man jetzt einmal sehr vorsichtig sein, Herr Kollege Molterer, denn es geht um diejenige, die mit einem einzigen Satz eine ganze Generation verunglimpft hat: Party statt Kinder ist das einzige was junge Menschen interessiert. (Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP.) Damit hat sie eine ganze Generation verunglimpft, und das vor dem Hintergrund von 50 000 arbeitslosen Jugendlichen in Österreich, Hunderten Studierenden ohne Studienplatz und Kürzungen im Schulbereich. Sie sollten sich ent­schuldigen, Frau Ministerin, Sie sollten sich entschuldigen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Präsidentin Mag. Prammer übernimmt den Vorsitz.)

Wenn das Eintreten für politische Kultur, für politische Verantwortung und für das Über­nehmen von Verantwortung für Missstände bei einem Gehalt im Niveau des Bundes­kanzlers (Abg. Mag. Molterer: Was ist mit den grünen Leiberln?), wenn das für Sie eine Hetzkampagne ist, dann möchte ich Ihre Maßstäbe nicht bewerten. (Abg. Mag. Molterer: Was ist mit den Leiberln der Grünen?) Internationale Kommentare be­sagen, in jedem anderen Land wäre dieser Museumsdirektor und diese Ministerin stante pede zurückgetreten. Stante pede! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das ist keine Kampagne der Grünen, das sind kritische Meldungen aus renommierten internationalen Zeitschriften. (Abg. Mag. Molterer: Was ist mit den grünen Leiberln? Wo bleibt die Entschuldigung für die grünen Leiberln?) Dieser Museumsdirektor hat nicht nur Österreich, er hat eine der wichtigsten Kulturinstitutionen der Welt lächerlich gemacht. (Abg. Mag. Molterer: Wo bleibt die Entschuldigung?)

Ich meine, bitte schauen Sie sich an, was da vorgeht! Der sitzt vor laufenden Kameras und greift mit bloßen Händen diesen Dreizack an, sodass alle Restauratoren nahezu einen Herzinfarkt kriegen und sagen: Nie, nie, nie darf man solche Kunstwerke mit bloßen Händen angreifen! Direktor Seipel tut dies ausschließlich auf Grund seiner per­sönlichen Eitelkeit für ein schönes Foto. – Das ist Ihnen aber alles egal! Wir machen uns sehr wohl Sorgen um die Kunstschätze in diesem Haus, für die Herr Seipel tatsächlich ein persönliches Sicherheitsrisiko darstellt. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Was ist mit den grünen Leiberln?)

Da Sie von einem „Bollwerk“ gesprochen haben: Das Kunsthistorische Museum war bis jetzt nur gegenüber einer einzigen Institution ein Bollwerk, nämlich gegenüber dem


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