Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 137. Sitzung / Seite 59

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antrag gibt, dann gibt es keinen, dann vielleicht doch einen, nicht einmal zu wissen, was man in einer derartigen Sitzung macht, das finde ich eigentlich beschämend. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Zweiter Punkt: Ihre Einstellung ist sehr klar zum Ausdruck gekommen. Wie der Gusenbauer denkt, so ist er – das haben Sie einmal mehr bewiesen!

Sie haben in zweifacher Hinsicht großes Unbehagen verursacht – ich möchte Ihnen das in aller Ruhe erklären.

Das Erste betrifft den Raub, den Einbruchsdiebstahl im Zusammenhang mit der „Saliera“: Das ist der größte Kunstraub und überhaupt der größte Einbruchsdiebstahl der Zweiten Republik. Das ist er! (Abg. Dr. Gusenbauer: Ja, und?) Und was passiert? Man untersucht nicht den Mann – ein Mann, der von Berufs wegen Alarmanlagen, Sicherungssysteme verkauft (Abg. Dr. Gusenbauer: Der sitzt im Gefängnis!), ein Mann, der dazu da ist, die Sicherheit von Eigentum und Personen zu gewährleisten und der diese professionellen Kenntnisse für genau das Gegenteil verwendet (Abg. Schieder: Aus der Kammer ausschließen!) –, das wird abgetan und einfach als besoffene Geschichte dargestellt.

Auf der einen Seite haben wir also diesen Mann, von dem die Experten sagen, dass er nicht nur ein Profitäter ist, sondern auch ein Mann mit höchster krimineller Energie (Abg. Dr. Cap: Ein Kleptomane!), und dieser wird einfach zur Seite geschoben (Abg. Dr. Gusenbauer: Wer sagt das?), auf der anderen Seite aber wird der Generaldirektor des Unternehmens, der dem Kunsthistorischen Museum zu seiner Weltgeltung ver­holfen hat, so hingestellt, als wäre er derjenige, der das verursacht hat. (Zwischenruf des Abg. Reheis.)

Ich sage Ihnen Folgendes dazu: Ich habe mich Jahre hindurch mit Sicherheitsfragen auch professionell beschäftigt, und ich glaube, von einem Ausstellungs- und Museums­betrieb etwas zu verstehen, da ich in den letzten 20 Jahren im Schloss Hof und in Niederweiden 25 Großausstellungen durchgeführt habe und auch mit allen führenden Häusern Österreichs, aber auch international zusammengearbeitet habe. (Abg. Öllinger: Da zeigt er schon auf, der nächste Direktor!)

Ich kann nur eines sagen: Ich habe Dr. Seipel als einen Mann von höchster Profes­sionalität kennen gelernt. Und es gibt auch international keinen Maßstab, den er scheuen muss. Er hat aus dem Haus wirklich etwas gemacht. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Reheis.)

Wenn Kollege Cap heute in seinem Antrag von einem Kulturdesaster spricht, so muss ich sagen: Ja, das hat es gegeben, das war am Ende der sozialistischen Allein­herrschaft! Das war so. (Abg. Dr. Gusenbauer: Haben Sie nicht zugehört, was Ihnen der Herr Bundeskanzler erklärt hat?) Überlegen und bedenken Sie nur, welches der großen österreichischen Museen in einem normalen Zustand dagestanden ist. Auf Jahre hinaus musste die Albertina gesperrt werden, auf Jahre hinaus musste das Tech­nische Museum gesperrt werden – erst vor kurzer Zeit aufgestellt. (Abg. Dr. Stummvoll: Unglaublich!) Und es mussten auch immer wieder große Teile des Kunsthistorischen Museums saniert werden, sogar in der Gemäldegalerie – das war der einzige Bereich, in dem es zumindest Elektrizität gab – musste von den Fußböden über die Wandbespannung bis hin zu den Fenstern und den Stuckaturarbeiten, den elektrischen Leitungen, den technischen Einrichtungen alles gemacht werden. Und das war das Werk Seipels!

Seipel hat die Gelder nicht nur bewusst und zielorientiert eingesetzt, sondern er hat es auch verstanden, trotzdem das Haus offen zu halten und in dieser Situation zu einem der führenden Häuser Europas zu machen. (Beifall bei der ÖVP.)

 


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