Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 138. Sitzung / Seite 65

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Die Eckpunkte des Wachstums- und Beschäftigungsgesetzes wurden am 1. Mai 2005 im Rahmen des Reformdialoges „Wachstum und Arbeit“ ausführlich mit den Sozial­partnern diskutiert. Diese Ergebnisse bildeten den Kern des nationalen Reform­programms im Rahmen der Partnerschaft für Wachstum und Beschäftigung der Europäischen Union, welches Mitte Oktober 2005 an die Europäische Kommission übermittelt wurde. Nach der Bewertung von WIFO bzw. BMF werden diese Wachs­tumsinitiativen bis zu 1 % an zusätzlichem Wachstum im Jahr 2006 bewirken; für die Hälfte davon ist die Steuerreform 2004/2005 verantwortlich.

Trotz des schwierigen konjunkturellen Umfeldes konnten durch eine aktive Arbeits­marktpolitik Erfolge erzielt werden. Mit 1.555 Millionen € hat der Mitteleinsatz im Jahr 2005 für aktive Arbeitsmarktpolitik einen neuen Höchststand erreicht. Der Anteil dieser Maßnahmen am BIP betrug 0,69 Prozent und hat sich damit seit 1999 mehr als verdoppelt. In Österreich hat die Zahl der unselbständig Beschäftigten – trotz schwie­rigen internationalen konjunkturellen Umfeldes - in der Folge von 2000 bis 2005 um 102.605 zugenommen.

Während es dieser Bundesregierung somit gelang, die Gesamtbeschäftigung von 3.133.173 Beschäftigten im Jahr 2000 auf einen Rekordwert von 3.236.343 im Jahres­durchschnitt 2005 zu heben, musste in Wien im Vergleichszeitraum ein Rückgang der Beschäftigten von 770.660 auf 756.506 hingenommen werden.

Darüber hinaus hält die Bundeshauptstadt Wien im Jahresdurchschnitt 2005 mit einer Arbeitslosenquote von 9,7 % den traurigen österreichischen Rekord. Die österreichweit höchste durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit mit 151 Tagen (Jahres­durchschnitt 2005) hat ebenfalls Wien aufzuweisen. Seit dem Jahr 1996 sind allein in der Sachgüterproduktion in Wien 31.300 Arbeitsplätze verloren gegangen.

Im Vergleich dazu nimmt die Industriebeschäftigung außerhalb Wiens jährlich um rund 500 Personen zu. So ist die Beschäftigung im Sektor Metall/Elektronik seit 1996 um 21.800 Personen gestiegen, im Fahrzeugbau um 12.200 und in der Chemie um knapp 2.000.

Als Gründe für die Betriebsabwanderungen, von denen zu 50 % das Wiener Umland profitieren, führt das Industriewissenschaftliche Institut unter anderem an:

Bürokratie (Bewilligungsdauer, komplizierte Amtswege)

Ruhender Verkehr (Parkraumbewirtschaftung, Ladezonenproblematik)

Rechtslage (Bauordnung, Umweltauflagen)

Politik (fehlendes Interesse am Halten der Betriebe, kein Bekenntnis zum Produk­tionsstandort Wien)

Flächen (Grundstückspreise, Anrainerprobleme)

Ein tristes Bild für die Zukunft des Wiener Arbeitsmarktes zeichnet der AMS-Wien Geschäftsführer Finster, der ein deutliches Absinken der Arbeitslosenzahlen in Wien jedoch auch durch zusätzliche Mittel kaum für möglich hält. Dazu fehlen seiner Einschätzung zufolge offene Stellen, die aber nur durch ein anziehendes Wachstum entstehen könnten.

Die schlechte wirtschaftliche Lage der Bundeshauptstadt spiegelt sich auch in der Zahl der Sozialhilfeempfänger wider, die sich laut Vizebürgermeister Rieder (Rathaus­kor­respondenz vom 22.11.2005) seit 2000 fast verdoppelt hat. Im Jahr 2000 bekamen in Wien rund 41.700 Personen Sozialhilfe, 2006 werden das laut Schätzungen etwa 80.000 sein.

 


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