Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 82

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Sie machen ein Gesetz, durch das die jungen Menschen, die dort zu LehrerInnen ausgebildet werden, in den nächsten fünf, zehn, fünfzehn Jahren de facto keine Berufsaussichten haben werden. (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Gehrer.) Jetzt kann man schon sagen, es ist ja auch ein Wert an sich, an der Universität, an Hochschulen ausgebildet zu werden, nur: Die Frage, ob das eine besonders intelli­gente Form von Bildungssteuerung ist, die sei wohl zulässig. Und wir glauben, dass es einfach nicht sinnvoll ist, hier die Weichen zu verbauen, weil nämlich die Durch­lässigkeit von den Hauptschulen zu höheren Schulen nach wie vor nicht gegeben sein wird, und dieses Versäumnis tragen Sie heute mit. Das war auch die Empfehlung der Kommission selbst – Sie setzen es nicht um. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Dr. Niederwieser.)

Jetzt könnte man lange über die Anzahl, über die Zeit der Ausbildung reden. Wir liegen mit sechs Semestern am untersten Ende in Europa. Wir wissen, dass an Lehrerinnen und Lehrer viele Herausforderungen gestellt werden, die neu hinzugekommen sind oder neuerer Art sind, etwa die Frage des muttersprachlichen Unterrichts oder die Frage sprachlicher Integration, gerade in Ballungszentren. Sie wissen so gut wie ich, dass jemand, der soeben an den PÄDAKs eine Ausbildung als HauptschullehrerIn oder als VolksschullehrerIn gemacht hat, genau zwei Stunden Pflichtausbildung in so genannter interkultureller Pädagogik hatte – nämlich dann, wenn er oder sie Deutsch gewählt hatte. Jemand, der nicht Deutsch gewählt hat, kann in Wien von der Frage interkultureller Pädagogik, der Auseinandersetzung mit Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache in seinem gesamten Studium, in seiner gesamten LehrerInnen­aus­bildung nichts gehört haben!

Sie wissen so gut wie ich, dass die Problematik oder das Phänomen von Schulen, die nicht mehr vierklassig geführt werden, sondern wo Schüler untereinander in ver­schiedenen Jahrgängen unterrichtet werden – was pädagogisch übrigens viele Mög­lich­keiten bietet und durchaus ein sinnvolles Konzept wäre, wenn es die notwendigen Ressourcen und Ausbildungen gäbe –, nicht Teil der Ausbildung an den Pädago­gischen Akademien ist, nicht Pflichtteil. Im Burgenland sind es 75 Prozent der Schulen, die nicht mehr vierklassig sind – und ein Volksschullehrer, oder vor allem ein Volks­schullehrer im Burgenland, braucht darauf nicht zwingend vorbereitet zu werden! Diese Versäumnisse, glaube ich, spüren wir an den Schulen, und hier gilt es wirklich Veränderungen zu schaffen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber um nicht nur über die Pädagogischen Akademien zu reden, zum Schluss noch ein Wort zur LehrerInnenausbildung an den Universitäten. Auch da gibt es, glaube ich, einen sehr großen Reformbedarf. Es ist eigentlich in Österreich, wenn man diskutiert, unbestritten, dass der Anteil der fachlichen Ausbildung an den Unis gegeben ist, aber gerade der Bereich der Pädagogik, der Didaktik ein ziemliches Problem mit sich bringt, dass wir mit zwölf Stunden Pflicht in Pädagogik und Didaktik an den Unis bei weitem nicht das Auslangen finden. Ich habe auch viele Diskussionen mitbekommen, in denen gerade aus dem universitären Bereich die Forderung gekommen ist: Verlagerung der Ausbildung der LehrerInnen an die Unis!, und so getan wurde, als wäre damit alles erledigt. – Mitnichten!

Gerade an den Universitäten brauchen wir eine Umstrukturierung der LehrerInnen­ausbildung: weg von den fachlichen Teilen und viel stärker in Richtung dessen, was einen guten Lehrer, eine gute Lehrerin ausmacht, nämlich pädagogische Kompetenz, didaktische Kompetenz. Und da soll man nicht nur schauen, wie es in anderen Ländern ist, zum Beispiel in Finnland, wo alle Lehrer an den Unis ausgebildet werden, sondern auch schauen, was dort wirklich auf der Tagesordnung steht. Dazu nur eine letzte Zahl: In Finnland beträgt für die Grundschullehrer der Anteil der Pädagogik und Didaktik in


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