Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 89

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unter dem OECD-Schnitt liegen. Das heißt, unsere Jugend verdient – und das ist jetzt keine blöde Phrase – die beste Ausbildung, die besten Lehrerinnen und Lehrer!

Jetzt frage ich mich: Warum ist dann dieses Gesetz dermaßen phantasielos und auch mutlos, dass keinerlei größere Incentives und Innovationen gesetzt werden? – Von „Türschildpolitik“ ist jetzt öfters gesprochen worden. Es ist aber eine Türschildpolitik, wenn ich nur den Namen Pädagogische Akademie in Pädagogische Hochschule ändere, sonst de facto aber nahezu alles gleich bleibt.

Hören wir uns an, was gleich bleibt: Dort unterrichten dieselben Personen. Die dortigen Direktoren haben große Chancen, die dortigen Rektoren zu werden. Es gibt keine Berufungskommissionen für dort tätige Professoren wie an der Universität, es gibt kein Habilitationsverfahren – nichts!

Es unterrichten dort auch Leute, die teilweise kein Bakkalaureat haben bezie­hungs­weise keinen Bachelor. – Soll so sein, wenn es sich um hervorragende Praktiker und Leute mit Erfahrung aus dem täglichen Leben handelt. Es kann aber auch nicht das Ziel sein, dass Leute ohne Graduierung Leute unterrichten, die sich graduieren sollen. Das erscheint mir seltsam.

Dann: Warum eine Zwei-Klassengesellschaft von LehrerInnen, wenn wir doch wissen, dass das größte Unglück, die größten Gefahren und die größten „Verbrechen“ – in Gänsefüßchen – im ersten Abschnitt, also bis zum 14. Lebensjahr stattfinden? – MaturantInnen, OberstufenschülerInnen sind schon etwas robuster. – Die LehrerInnen für den ersten Abschnitt verdienen also eine adäquate Ausbildung. Und wenn Sie sagen, dass alles EU-konform sei: Wir sind neben Liechtenstein das einzige euro­päische Land, das sich für den Pflichtschulbereich mit einem sechssemestrigen Bakka­laureat begnügt. Das ist ein Faktum. Um das herauszufinden, muss man nur lesen können.

Und was heißt Qualitätssicherung? Entweder ist das auch ein Faschingsscherz oder es verbreitet, wenn man es denn ernst nehmen sollte, schon eher Ascher­mittwochstimmung und würde erfordern, sich Asche auf das Haupt zu streuen: Der Uni-Rat wird politisch besetzt werden. (Abg. Dr. Brinek: Nein!) Aus fünf Mitgliedern besteht der Universitätsrat der Pädagogischen Hochschulen: drei werden durch das Ministerium ernannt, eines ernennt der Landshauptmann oder die Landeshauptfrau und eines ist der Amtsführende Schulratspräsident. Und wenn Sie behaupten, das sei die „creme de la creme“ der Forschung und der Wissenschaft und der universitären Ausbildung, sage ich ihnen: Das ist zumindest selten der Fall – um höflich zu sein. (Abg. Dr. Brinek: Dafür wird die Bundesebene schon Sorge tragen!)

Wenn die Forschung dann noch kostenneutral sein soll – so steht das drinnen –, dann erklären Sie mir bitte, wo man das Zaubern studieren kann, damit Forschung kosten­neutral werden kann.

Die Kritik und die Kritiker werden jetzt von Ihnen heruntergespielt. Die Planungs- und Evaluierungskommission – das ist ein hochkarätiges Expertengremium. Die Zukunfts­kom­mission ist ein hochkarätiges Expertengremium. Die Länderkritik, die Rektoren­kritik, die Kritik des Wissenschaftsrates sind glaubwürdig und etwas, was man sich überlegen muss.

Was mich auch noch irritiert – ich komme langsam ans Ende meiner Ausführungen –, das ist, dass die Stellungnahme der Gewerkschaft überhaupt keinen bildungs­poli­tischen Satz enthält und nur betriebsrätliche Interessen formuliert. Da hätte ich mir schon ein bisschen mehr gewünscht, ein bisschen Anlehnung etwa an das, was Arbeiterkämmerer und -kämmerinnen denken, wünschen und auch planen.

 


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