Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 112

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Mängeln in einem Punkt durch eine mehr als ausreichende Erfüllung in einem anderen, [...] die Gefahr des Scheiterns enorm [erhöhen] [...] und die Neugründung nicht rechtfertigen [ließe].“

Die schlechte Erreichbarkeit bestehender wissenschaftlicher Einrichtungen vom Standort Gugging reduziert die Möglichkeit des wissenschaftlichen Austauschs und der interdisziplinären Kooperation insbesondere mit herausragenden universitären und außeruniversitären Einrichtungen in Wien. Außerdem gibt es in Gugging keine Möglichkeiten zur Errichtung von Spin-Offs und Industrieansiedlung in unmittelbarer Nähe.  (Im Standort-Bericht der Projektgruppe AIST vom 24.1.2006 heißt es wörtlich und unmissverständlich: „Für Maria Gugging spricht vor allem das finanziell großzügige Angebot des Landes Niederösterreich. Die Option, es trotz der Standortnachteile anzunehmen, erscheint eventuell günstig. Im Sinne eines AIST aber, das mit möglichst geringem Aufwand mit den lokalen Universitäten kooperieren können soll und Platz für Spin-Offs und Industrieansiedlung in unmittelbarer Nähe braucht, sollte man diese nicht wählen.“ Und einige Zeilen später: „Fehler, die man bei der Gründung von AIST vielleicht macht, sind sicherlich nur schwer korrigierbar. Ein Fehler bei der Wahl des Standortes ist so gut wie unkorrigierbar.“)

Losgelöst und isoliert von bestehenden universitären wie außeruniversitären For­schungszentren soll ein Exzellenzzentrum entstehen, von dem sich die Mehrheit österreichischer WissenschafterInnen öffentlich distanziert und dem auch viele Rek­toren kritisch gegenüber stehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Bundesministerin Gehrer entscheidende Fragen zur Errichtung der sogenannten Elite-Uni bis heute unbeantwortet ließ. In dem im Juni 2005 vorgelegten Endbericht der Projektgruppe „Austrian Institute of Advanced Science and Technology“ (AIST) werden zwar einige Eckpunkte einer „neuen Exzellenz-Universität in Österreich“ ausgearbeitet. Allerdings weiß bis dato niemand, wie sich der konzipierte Aufsichtsrat der geplanten Elite-Uni zusammensetzt, die Mitglieder des Gründungskomitees sind ebenso unbekannt und unbenannt wie jene des wissenschaftlichen Beirats. Dennoch will Landeshauptmann Pröll bereits im April „die Bagger auffahren“ lassen, obwohl niemand weiß, wer dort was forscht. Die Behauptung, die Arbeit könnte provisorisch schon im Herbst dieses Jahres beginnen, ist daher einigermaßen skurril.

Keine Elite ohne entsprechende Basis

Es ist zu befürchten, dass wertvolles Geld, das Österreichs Universitäten, ihr wissen­schaftlicher Nachwuchs und die Studierenden dringend benötigen würden, für ein fragwürdiges Renommierprojekt in den sprichwörtlichen Sand gesetzt wird. Die wesentlichsten Bildungsindikatoren der OECD weisen Österreich keinen ruhmreichen Platz zu:

Die frühe soziale Selektion bedingt bereits einen niedrigen Anteil von MaturantInnen: Im OECD-Ländermittel absolvieren 66 % eines Jahrgangs im typischen Abschlussalter die Matura (AHS + BHS), in Österreich lediglich 36 %.

Diese Selektion wird in Österreich durch unterdurchschnittlichen Übertritt der MaturantInnen  an die Universitäten noch verstärkt: Österreichs Hochschulzugangs­quote liegt bei 35 %, während im OECD-Ländermittel 53 % eines Maturajahrganges studieren. In der OECD studiert also jede(r) Zweite, in Österreich nur jede(r) Dritte eines Maturajahrgangs. Daraus resultiert eine im internationalen Vergleich niedrige AkademikerInnenquote: Mit 15 % liegt Österreich weit unter dem OECD-Schnitt von 24 %. In den USA, in Japan, Finnland, Schweden, Australien liegt die AkademikerIn­nen­quote über 30 %.

 


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