Mängeln in einem Punkt durch eine mehr
als ausreichende Erfüllung in einem anderen, [...] die Gefahr des Scheiterns
enorm [erhöhen] [...] und die Neugründung nicht rechtfertigen [ließe].“
Die schlechte Erreichbarkeit bestehender
wissenschaftlicher Einrichtungen vom Standort Gugging reduziert die Möglichkeit
des wissenschaftlichen Austauschs und der interdisziplinären Kooperation
insbesondere mit herausragenden universitären und außeruniversitären
Einrichtungen in Wien. Außerdem gibt es in Gugging keine Möglichkeiten zur
Errichtung von Spin-Offs und Industrieansiedlung in unmittelbarer Nähe. (Im Standort-Bericht der Projektgruppe
AIST vom 24.1.2006 heißt es wörtlich und unmissverständlich: „Für Maria Gugging
spricht vor allem das finanziell großzügige Angebot des Landes
Niederösterreich. Die Option, es trotz der Standortnachteile anzunehmen,
erscheint eventuell günstig. Im Sinne eines AIST aber, das mit möglichst geringem
Aufwand mit den lokalen Universitäten kooperieren können soll und Platz für
Spin-Offs und Industrieansiedlung in unmittelbarer Nähe braucht, sollte man
diese nicht wählen.“ Und einige Zeilen später: „Fehler, die man bei der
Gründung von AIST vielleicht macht, sind sicherlich nur schwer korrigierbar.
Ein Fehler bei der Wahl des Standortes ist so gut wie unkorrigierbar.“)
Losgelöst und isoliert von bestehenden
universitären wie außeruniversitären Forschungszentren soll ein
Exzellenzzentrum entstehen, von dem sich die Mehrheit österreichischer
WissenschafterInnen öffentlich distanziert und dem auch viele Rektoren
kritisch gegenüber stehen.
Erschwerend kommt hinzu, dass
Bundesministerin Gehrer entscheidende Fragen zur Errichtung der sogenannten
Elite-Uni bis heute unbeantwortet ließ. In dem im Juni 2005 vorgelegten
Endbericht der Projektgruppe „Austrian Institute of Advanced Science and
Technology“ (AIST) werden zwar einige Eckpunkte einer „neuen
Exzellenz-Universität in Österreich“ ausgearbeitet. Allerdings weiß bis dato
niemand, wie sich der konzipierte Aufsichtsrat der geplanten Elite-Uni zusammensetzt,
die Mitglieder des Gründungskomitees sind ebenso unbekannt und unbenannt wie
jene des wissenschaftlichen Beirats. Dennoch will Landeshauptmann Pröll bereits
im April „die Bagger auffahren“ lassen, obwohl niemand weiß, wer dort was
forscht. Die Behauptung, die Arbeit könnte provisorisch schon im Herbst dieses
Jahres beginnen, ist daher einigermaßen skurril.
Keine Elite ohne entsprechende Basis
Es ist zu befürchten, dass wertvolles
Geld, das Österreichs Universitäten, ihr wissenschaftlicher Nachwuchs und die
Studierenden dringend benötigen würden, für ein fragwürdiges Renommierprojekt
in den sprichwörtlichen Sand gesetzt wird. Die wesentlichsten
Bildungsindikatoren der OECD weisen Österreich keinen ruhmreichen Platz zu:
Die frühe soziale Selektion bedingt
bereits einen niedrigen Anteil von MaturantInnen: Im OECD-Ländermittel
absolvieren 66 % eines Jahrgangs im typischen Abschlussalter die Matura (AHS +
BHS), in Österreich lediglich 36 %.
Diese Selektion wird in Österreich durch
unterdurchschnittlichen Übertritt der MaturantInnen an die Universitäten noch verstärkt: Österreichs
Hochschulzugangsquote liegt bei 35 %, während im OECD-Ländermittel 53 % eines
Maturajahrganges studieren. In der OECD studiert also jede(r) Zweite, in
Österreich nur jede(r) Dritte eines Maturajahrgangs. Daraus resultiert eine im
internationalen Vergleich niedrige AkademikerInnenquote: Mit 15 % liegt
Österreich weit unter dem OECD-Schnitt von 24 %. In den USA, in Japan,
Finnland, Schweden, Australien liegt die AkademikerInnenquote über 30 %.