Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 136

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ja, Sie können dieses Konzept schon umsetzen – die Frage ist nur: mit welchen Wissenschaftlern/mit welchen Wissenschaftlerinnen? (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Das ist der Punkt, um den es hier und heute geht: dass Sie zwar ein Top-Forschungs-Institut einrichten wollen, dabei jedoch die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen so etwas von komplett vergrämen und verärgern, dass niemand von ihnen mehr Lust haben wird, sich da zu engagieren, weil sie eben sehen, dass es dort nicht jene Forschungsmöglichkeiten geben wird, die sie sich gewünscht haben.

Das heißt, das Problem ist, Sie von den Regierungsparteien versuchen, diese Leute zu benützen – nur das „Dumme“ in diesem Falle ist, dass es sich nicht um Angestellte handelt, die Sie zum nächsten Monatsende kündigen können, sondern dass es dabei um hoch qualifizierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geht, die man unbe­dingt in Österreich brauchen wird, wenn Sie nämlich das, was Sie behaupten, erreichen zu wollen, tatsächlich erreichen wollen. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

Worüber unter den ForscherInnen Einigkeit besteht – und das habe ich eigentlich von Ihnen auch noch nicht bestritten gehört –, ist, dass es einen Austausch brauchen wird, denn wenn man so ein Top-Forschungs-Institut haben will, bedarf es eines Austauschs mit Universitäten, mit anderen wissenschaftlichen Forschungsstätten.

Das ist die Frage, die auch den Standort Gugging durchaus problematisch macht, weil es dieses Umfeld dort nicht gibt. Frau Dr. Barta, die als Forschungsleiterin im Vienna Biocenter arbeitet, hat das, finde ich, sehr treffend gesagt: Wenn ich allein an einer Uni sitze, kann ich leicht gut sein! Man merkt erst dann, wo wirklich Qualifikation ist, wenn es einen Austausch gibt, wenn man die Möglichkeit hat, sich mit anderen hoch qualifizierten Leuten auszutauschen!

Da ich bei einer Veranstaltung des Club Research war, wo sowohl Frau Professor Nowotny als auch Frau Dr. Barta über dieses Thema referiert haben, möchte ich Ihnen kurz schildern, dass sie unter anderem darüber gesprochen haben, warum Gugging aus ihrer beider Sicht sehr problematisch ist: Das hängt damit zusammen, sagen sie, dass diese Umgebung, die Forschung so dringend braucht, dort derzeit nicht gesichert ist. Das sage aber nicht, dass man grundsätzlich einen Forschungsstandort wie Gugging nicht nehmen könne, sondern nur, so die beiden Referentinnen, dass man dort vielleicht 20 Jahre brauche, um das aufzubauen, was es in Wien oder vielleicht an anderen Standorten, vielleicht auch in Niederösterreich schon gibt.

In Niederösterreich ist ein anderer Standort vielleicht wirklich ein bisschen schwierig; aber als Langenloiserin würde ich sagen: Da wäre ja vielleicht Krems noch besser als Gugging, denn dort gibt es ja wenigstens schon ein bisschen etwas. – Jedenfalls würde das sehr viel Zeit brauchen. Und wenn Sie das jetzt so abwickeln, wie Sie das vorhaben, dann haben Sie diese Zeit nicht, wenn Sie im Herbst damit starten wollen.

Die Frage ist also: Warum machen Sie das so? Warum wollen Sie jetzt und auf der Stelle dieses Forschungszentrum in Gugging durchziehen? Die Antwort, die Sie hier gegeben haben, stimmt ja ganz offensichtlich nicht. Dass das der beste Standort sei, diese Antwort stimmt nachgewiesenermaßen nicht. (Zwischenruf des Abg. Mag. Don­nerbauer.)

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Eine, glaube ich, sehr realistische ist, dass Sie (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Mag. Donnerbauer) ablenken wollen von der allgemeinen Bildungsmisere, von dem Desaster, das Sie rund um die Hochschulen, aber auch rund um die gesamte Bildungspolitik verursacht haben beziehungsweise verursachen. (Ruf bei der ÖVP: Von welchem sprechen Sie?)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite