Präsident Dr. Andreas Khol: Ich beginne mit dem Aufruf der 1. Anfrage. Anfragesteller ist Herr Abgeordneter Dr. Cap. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Bundeskanzler! Ihnen ist die Quotenentwicklung im ORF bekannt, sogar die neuesten Quoten ...
Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Abgeordneter! Bitte stellen Sie Ihre Frage wörtlich. Ich darf das allen Abgeordneten wieder in Erinnerung rufen. Die Zuseher kennen sonst die Frage nicht. – Bitte.
Abgeordneter Dr. Josef Cap (fortsetzend): Herr Bundeskanzler, meine Frage lautet:
„Was werden Sie tun, um den in den letzten Jahren eingetretenen Niedergang des ORF als österreichisches Leitmedium – so sank etwa die Reichweite bei den Nachrichtensendungen drastisch – zu stoppen?“
Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Bundeskanzler, bitte.
Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel: Hohes Haus! Die Fakten sprechen, so glaube ich, eine etwas andere Sprache, als Ihre Anfrage vermuten lässt. Der ORF ist wahrscheinlich in ganz Europa der beste öffentlich-rechtliche Sender mit den höchsten Einschaltquoten. Davon kann man sich beim Radio überzeugen. Jeden Tag wird „Österreich 1“ im Durchschnitt von einer Viertelmillion Österreichern gehört, „Österreich Regional“ von einer Million und „Österreich 3“ von einer weiteren Million. Und all diese Sender haben auch Informationsangebote.
Im Fernsehen hat voriges Jahr die Sendung „Bundesland
heute“ im Durchschnitt fast eineinhalb Millionen Zuseher gehabt.
„Zeit im Bild 2“ hat etwa rund eine halbe Million und
„Zeit im Bild 1“ ungefähr 1,3 bis 1,4 Millionen. Das
noch Interessantere ist, dass auch immer selektiver gesehen wird: Die Leute sitzen
nicht jeden Abend vor dem elektronischen Altar, aber wenn etwas passiert,
dann sind sie da. Sonst schaut man Unterhaltung auf welchem Kanal auch
immer, aber wenn etwas los ist – das hat man beim Tsunami, beim Tod
des Papstes, bei den Terroranschlägen in London oder bei den
großartigen Dokumentationen von Hugo Portisch gemerkt –, dann
steigt die Quote auf 1,5 bis 1,7 Millionen Zuseher. Ich glaube, wir
können stolz sein auf den ORF und auch auf die Journalisten, die dort arbeiten.
(Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)
Präsident Dr. Andreas Khol: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Cap, bitte.
Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): In der Tat ist es richtig, dass wir auf die Journalisten stolz sein können, die dort arbeiten. Aber die Medienbeobachtung weist doch nach, dass eine Überrepräsentanz der Regierungsvertreter in den Nachrichtensendungen zu beobachten ist. Sie mit Ihren Regierungsvertretern sitzen faktisch selbst im Stiftungsrat.
Präsident Dr. Andreas Khol: Stellen Sie eine Frage, Herr Abgeordneter.
Abgeordneter Dr. Josef Cap (fortsetzend): Daher stelle ich folgende Frage: Glauben Sie nicht, dass in dieser Überrepräsentanz der Regierung eine der Wurzeln für diese