Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / Seite 155

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mit gewerkschaftlichen Gedanken nichts zu tun! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, schauen wir uns auch noch an, wie sich diese Vorstände in den letzten Jahren ihre Wohnsituation bequem gerichtet haben. Bawag-nahe Gesell­schaften haben Innenstadtliegenschaften parifiziert, damit dort als einziger weiterer Miteigentümer ein ehemaliger Vorstandsdirektor im Dachgeschoß leben kann, dort Eigentümer ist. Präsident Verzetnitsch ist dort Mieter und sagt, er zahle eine markt­übliche Miete. Um diesen „marktüblichen“ Mietzins werden Sie bei der Gemeinde Wien nur schwer eine Wohnung bekommen, aber Verzetnitsch ist der Meinung, sie sei marktüblich.

Noch viel ärger und viel mehr zum Schaden der Sparer und Anleger bei der Bawag – weil das zum Teil auch in Fonds und Versicherungen oder Leasinggesellschaften ausgelagert ist – ist es, wenn man Liegenschaften parifiziert, damit sich General­direktor Flöttl um 650 000 € eine 600-Quadratmeter-Wohnung mit Swimmingpool als Penthouse auf einer Innenstadtliegenschaft leisten kann. Dieser Preis ist nur deshalb zustande gekommen, weil er diese Wohnung vorher geplant hat. Er war zuerst Mieter, hat sich einen besonderen Grundriss gewünscht, und genau dieser Grundriss hat dann zum verminderten Preis geführt. Jeder hier weiß, dass Wohnungseigentum in der Innenstadt, im 1. Bezirk unter 6 000 bis 7 000 € pro Quadratmeter nicht zu erhalten ist – Flöttl hat sich sein Eigentum für knapp über 1 000 € pro Quadratmeter ermöglicht.

Ich dachte, das sei ein Einzelgeschäft. Ich wusste, dass Vorstandsdirektor Elsner auf der Tuchlauben wohnt. Wenn man vor einigen Jahren am Vormittag in die Stadt gegangen ist, hat man auf dem Dach des entsprechenden Gebäudes auf der Tuchlauben einen Swimmingpool in der Luft schweben gesehen. Dieser sollte in der Nacht versenkt werden, damit man nicht weiß, dass sich dort Herr Generaldirektor Elsner in einem Pool suhlt – nicht wie Dagobert Duck im Geldspeicher und im Geld, sondern schon im Wasser –, nur hat die ausführende Firma die Öffnung für den Pool leider zu klein gemacht, daher musste er unter Tags ein paar Stunden „hängen“, damit man ihn dann versenken konnte.

Also so weit geht die Solidarität sicher nicht, dass man das alles mittragen muss und kann, meine Damen und Herren! Ich würde Sie auffordern, sich auf alle Fälle einmal davon zu distanzieren und einmal zu schauen, wie und warum diese Preise und diese Gestehungen zustande gekommen sind.

Für mich ist der ÖGB an und für sich das erste Risikofinanzierungsinstitut der öster­reichischen Geschichte. Schon Ex-ÖGB-Präsident Franz Olah hat sich Sparbücher „ausgeborgt“. Sie sind zwar immer zur Verfügung gestanden, hieß es, aber damit wurde dann das Erfolgsprojekt „Kronen Zeitung“ gegründet.

Karl Sekanina, Bautenminister und Metaller-Gewerkschafter, ist zurückgetreten ... (Abg. Öllinger: Sie vergessen Ihre eigene Partei!) Ich vergesse meine eigene Partei natürlich nicht (Abg. Dr. Wittmann: Wie heißt er? Rosenstingl?), nur: Derartige Dimen­sionen und moralische Doppelbödigkeiten gibt es in keiner anderen Partei, das dürfen Sie mir sicher glauben! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Karl Sekanina, Bautenminister, tritt zurück, weil er eine Villa günstig erworben hat, die ihm von einer gewerkschaftsnahen Tochter, der Infrabau/Neue Heimat, angedient wurde.

Multifunktionär Alois Rechberger tritt als steirischer AK-Präsident zurück, weil er wegen missbräuchlicher Verwendung von Kammergeldern verurteilt wurde. (Abg. Öllinger: Die sind wenigstens zurückgetreten!) Kollege, wer soll bei uns zurücktreten? Bei uns hat kein Mensch Parteigelder entnommen. (Abg. Öllinger: Alle!) Diese Behauptung


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