Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / Seite 203

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sich einig darin, dass Österreich exzellente Universitäten, exzellente Institute, optimal ausgebildete Studierende und hervorragende ForscherInnen braucht.

Die Frage ist nur: Wie erreicht man das? – Wenn man sich in der Wissenschaftsszene umhört, dann muss man sagen: Es gibt eigentlich unter allen ExpertInnen einen breiten Konsens, der besagt, die Chance für Eliten und Spitzenleistungen erhöhen sich erstens proportional mit einer optimalen Vielfalt und Breite der Ausbildung möglichst vieler Studierender und zweitens mit einer optimalen Ausrüstung, Infrastruktur von Universitäten.

Nun können wir uns fragen: Wo sind die Prioritäten? – Soll man künstlich von be­stehenden Problemen im universitären Sektor ablenken und von oben diktiert Wissen­schaft auf der grünen Wiese befehlen und dann glauben, es fallen in wenigen Monaten oder Jahren Nobelpreise wie Manna vom Himmel, oder aber macht man Universitäten auch budgetär wettbewerbsfähig, haltet Studierende auf Grund von Zugangs­beschrän­kungen nicht davon ab, zu studieren, sondern bietet ihnen optimale Betreuungs­qua­litäten, optimale Laborplätze, optimale Bibliotheken, Computerzugänge uns so weiter und so fort und erreicht damit, dass von dieser Breite ein gewisser Prozentsatz Spitze werden wird, die man dann weiter fördern kann?

Das wäre unsere Priorität gewesen, die Regierung setzt völlig andere Prioritäten, und das ist schon irgendwie der Glaube an alles Machbare. Die Regierung weiß, wo der Hase hinläuft. Ich sage in den Pfeffer. Wo liegt der Hund begraben? – Das habe ich Ihnen gesagt, wo er begraben wird – in Universitäten, die teilweise nicht mithalten können. Egal, was Sie uns hier erzählen, ich wiederhole und zitiere die Budget­voranschläge des Bundes, und ich zitiere die APA-Meldungen aus dem Wissenschafts­ressort und dem Finanzressort: Gemessen am BIP ist das Universitätsbudget gesun­ken. Österreich und Frankreich sind die einzigen Länder im OECD-Bereich, die im Jahr 2005 weniger Studierende als im Jahr 1999 gehabt haben. Das sind Fakten, das hat nichts mit Elite und nichts mit Spitze zu tun, obwohl wir dort alle – ich glaube, darin sind wir uns einig – hin wollen.

Jetzt frage ich mich: Welche Anreize bieten Sie jungen Forscherinnen und Forschern, sich auf das Risiko Wissenschaft einzulassen? An Stelle dessen wird der Plan verwirk­licht, werden Legionäre der Wissenschaft international gekauft und werden ihnen Gebäude hingestellt mit der Bemerkung: Macht einmal!

Der Forschungsfonds ist so dotiert, dass in den schwächsten Zeiten nur knapp über 20 Prozent aller Forschungsförderungsanträge bewilligt werden konnten. Das ist jetzt besser geworden, jetzt liegt man bei 30 Prozent. Ist das ein Anreiz für junge Wis­senschaftlerInnen, sich auf das Abenteuer Forschung einzulassen?

Frau Brinek, ich glaube, da verstehe ich zumindest so viel wie Sie. Ich kenne Kollegen, die sieben Jahre in der Wissenschaft tätig sind, noch nie eine definitive klare fixe Anstellung gehabt haben, noch nie Perspektiven gehabt haben und von einer Karenz­stelle zur nächsten gejagt wurden. Das ist kein Anreiz für junge Leute, sich auf dieses Abenteuer, wie ich gesagt habe, einzulassen.

Das ist auch nicht richtig, und Sie können mir keine Beispiele nennen. Ich muss sagen: Sie nerven mich auch – jetzt meine ich nicht Sie, Frau Bundesministerin, sondern Leute hier im Plenum – mit MIT. Wissen Sie, dass am MIT, in Harvard und Stanford über 300 Studienrichtungen angeboten werden, bis zur Theaterwissenschaft. Glauben Sie, dass in Gugging Theaterwissenschaft unterrichtet wird? – Dort werden drei Fächer unterrichtet. MIT hat über 3 000 Professoren, über 10 000 Studierende und ein Budget, das so hoch ist wie das ganze Budget der hoch verehrten Frau Bundesministerin für alle 21 Universitäten Österreichs. Reden wir doch nicht pausenlos so einen Unsinn! (Beifall bei den Grünen.)

 


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