Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 142. Sitzung / Seite 204

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Sie werden mir keine einzige Institution der Welt nennen können, wo top down wissenschaftliche Exzellenz sozusagen wie ein Wunder aus dem Boden sprießt. Harvard, Stanford haben eine Geschichte, Frau Brinek, Sie wissen es vielleicht. Diese Universitäten sind mehrere hundert Jahre alt, die eine ist um 1700 gegründet worden und die zweite 1810 oder 1820. Das kann es nicht sein! (Abg. Dr. Brinek: Die haben auch einmal einen ersten Tag gehabt!)

Gehen wir zurück: Der Erstentwurf – da wird mir jeder zustimmen – wurde nicht nur von der Presse, von den Wissenschaftsjournalisten und von der Opposition, sondern auch von der Wissenschaftsszene Österreichs und von AuslandsösterreicherInnen, die in der Wissenschaft tätig sind, zerzaust.

Was ist dann passiert? – Die Industriellenvereinigung ist – das sage ich jetzt einmal wertfrei – lobenswerterweise eingesprungen und hat drei wirklich anerkannte Leute finanziert oder bewegt, da einzuspringen und sozusagen das Steuer herumzureißen. Diese haben dann versucht, Vorschläge zu machen. Und ich stehe nicht an, zu sagen: Es hat sich irgendetwas in diesem Vorschlag zum IST-A gebessert, nämlich, dass es statt sieben Kuratoriumsmitglieder nunmehr 14 gibt. Unklar ist aber die Formulierung: Sie müssen in international anerkannten Wissenschaftseinrichtungen tätig sein. – Sie werden doch zugeben, dass auch österreichische Universitäten wissenschaftlich oder international anerkannt sind. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)

Es steht dem nichts im Wege, dass in das Kuratorium – theoretisch sage ich jetzt – nur Inländer berufen werden, die in Konkurrenz zu den dort tätigen Wissenschaftlern sehr eifersüchtig wachen werden, wer was tut und wer was bekommt. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.) Das Motto ist aber, dort werden die Besten bestens bezahlt und dürfen tun und lassen, was sie wollen, was auch im Sinne der Freiheit der Forschung gut ist.

Was denken sich Universitäten, wenn sie sich das anschauen? – Denken Sie nicht, dass man besser dort (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek) – Sie haben Zeit zum Reden gehabt – investieren soll, wo bereits Spitzeninstitute in Österreich existieren, wo Spit­zen­arbeitsgruppen und Teams arbeiten, deren Leistungen man kennt. Die könnten sich wahrlich einer internationalen Evaluierung stellen!

Der Forschungsfonds hat in Österreich 16 Spezialforschungsbereiche, die ausschließ­lich international beurteilt worden sind. START- und Wittgenstein-Preisträger sind ausschließlich durch ausländische WissenschaftlerInnen nominiert und letztlich zu Preisträgern geworden. Warum nimmt man diese nicht als Kristallisationspunkt her, als Leute und Institutionen, die sich um diese Mittel, die nicht zu gering sind – es sind 520 oder 530 Millionen € –, bewerben können.

Es gibt ein Modell – ich bin an und für sich stolz und erfreut, dass der Wissen­schaftsfonds das publiziert hat –, das unserem entsprechen würde. Die wollen Exzel­lenz-Cluster, das heißt auf bestehenden Einrichtungen ohne Verzögerung etwas initiieren (Abg. Dr. Brinek: Das wissen wir alles!), indem man ausländische Wissen­schaftler als Bereicherung zusätzlich berufen kann, zusätzliche Institute dazu gründen kann, um sozusagen über diese Schwelle zu kommen, sodass man absolut inter­national kompatibel ist und mit den Besten der Welt mit streiten kann. (Abg. Dr. Brinek: Wir kennen das Konzept!)

Das wird nicht gemacht. Das kostet pro Cluster laut FWF 9,3 Millionen €; sechs Cluster würde es um diese Summe für das Exzellenzinstitut Gugging locker tragen.

Nun komme ich zum letzten Punkt, und zwar zu den Artikel-15a-Verträgen. Die wurden unterschrieben, durch den Ministerrat gejagt oder getragen – getragen wahrscheinlich eher als gejagt –, und die sollen wir jetzt auch verhandeln! Das ist ja schon über die


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite