Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll145. Sitzung / Seite 85

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sprochen, weil das in diesem Fall ohnehin nicht passen würde. (Zwischenruf des Abg. Mag. Tancsits.) Stehen Sie doch dazu, und sagen Sie das auch! Wir Frauen könnten mit euch schon umgehen, und wir werden euch schon irgendwie zeigen, wie es wirklich aussieht.

Sie werden doch nicht wirklich glauben, dass Sie, wenn heute 1,5 Prozent der Männer, die jährlich in Pension gehen, vielleicht einen Anspruch auf diese Regelung haben, damit die Welt verändern. Sie haben es verschlechtert, aber sicher nicht verbessert! Das ist kein Fortschritt, sondern ein Riesennachteil, nämlich für alle, die Schwerarbeit leisten, und insbesondere für jene, die im Pflegebereich tätig sind. Denn aus diesem Bereich kommt eine große Gruppe der Betroffenen, und das sind – das werden Sie auch wieder nicht für möglich halten – zu 96 Prozent immer noch Frauen.

Frau Ministerin, jetzt muss ich Ihnen wirklich etwas sagen, damit Sie einmal ein bisschen Gespür für die Praxis bekommen; viel erwarte ich mir nicht, aber wenigstens ein bisschen. Ich habe vor kurzem eine Frau getroffen, die Krankenschwester war. Sie hat mit 18 Jahren angefangen, hat die Krankenpflegeschule gemacht und hat dann als Krankenschwester begonnen. Sie hat den Beruf 17 Jahre ausgeübt, dann war ihr Kreuz „hin“, so ist das eben, ihre Wirbelsäule hat sie abhaken können. Sie war in Karenz, weil sie Kinder bekommen hat, danach ist sie wieder eingestiegen und wollte wieder als Krankenschwester arbeiten, aber das war mit ihrem Rückgratschaden natürlich nicht mehr machbar. Sie hat dann das Glück gehabt, sage ich jetzt einmal, dass sie in die Pflegequalitätsleitung gekommen ist. Sie kann daher jetzt mit ihrer Ausbildung praktisch einen Bürojob machen, aber sitzen kann sie trotzdem kaum mehr.

Diese Frau kann sich Ihre Regelung, wie immer Sie sie auch nennen, hinten und vorne abschminken, für sie gibt es die einfach nicht. Sagen Sie das diesen Leuten! Seien Sie doch so fair und ehrlich und sagen Sie das diesen Leuten!

Sagen Sie das auch jenem Mann – ich kenne ihn zufällig –, der 25 Jahre Rollstuhl­fahrer in den ersten und zweiten Stock hinauf- und wieder heruntergezogen hat; aber nicht einen, sondern ein ganzes Internat voll! Wir waren 160 Kinder, damals gab es noch keinen Lift, deshalb sind wir hinauf- und heruntergezogen worden. Dann ist das Heim übersiedelt worden, und es hat einen Lift gegeben. Das Kreuz dieses Mannes war kaputt, dafür war ein Lift da. Das war vor 21 Jahren.

Glauben Sie, dieser Mann hat mit seinem kaputten Kreuz jetzt, 61 Jahre alt, einen Anspruch auf eine Schwerarbeiterregelung? – Nichts hat er, das alles kann er sich abschminken! Er hat Pech gehabt, wie alle Pech haben.

Frau Ministerin, ich finde es einfach unerträglich, dass Sie den Leuten etwas vor­machen, dass Leute dabei sind, die Ihnen das noch immer abnehmen – es werden ja immer weniger, aber es gibt immer noch ein paar –, und dass alles nicht stimmt. Das alles stimmt nicht, die Leute werden wirklich hinten und vorne – ich darf es nicht sagen, aber ihr wisst, was ich meine! (Beifall bei den Grünen sowie der Abg. Mag. Trunk. – Abg. Öllinger: Alles darf man sagen hier herinnen, habe ich gehört! – Abg. Dr. Fekter: ... gepflegte Sprache!)

Wenn von einem Redner – entweder war es Herr Walch oder Herr Tancsits, ich weiß es nicht mehr genau – gesagt wird: das ist jetzt einmal etwas und das müssen wir uns eben anschauen und dann wieder ändern, dann sagen Sie doch gleich: Das ist ein Pfusch! Nehmen Sie Ihren Pfusch wieder zurück! Sie vergeben sich nichts, weil Sie schon so viel Pfusch gebaut haben, dass der eine auch nicht mehr auffällt. (Heiterkeit sowie Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

 


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