Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll145. Sitzung / Seite 166

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völlig grundlos in allen anderen fünf Numerus-clausus-Fächern, die in Deutschland existieren, laut Ministerium in Gesamtösterreich nicht viel mehr als 350 Studienplätze gefehlt hätten. Diese hätte man bezahlen und auftreiben können, das wäre kein Problem gewesen – auch ohne rigide, überhastete Zulassungsbeschränkungen zu bewältigen. Sie wollten das nicht!

Es dreht sich nicht nur um die studierenden Frauen und Männer, sondern auch um deren Eltern, die verunsichert wurden. Können sie noch, dürfen sie noch, müssen sie jetzt lauter Einser haben oder müssen sie gut lächeln können? Wie sollen sie sich anziehen? Ich sage Ihnen etwas, Sie kommen ja von der Pädagogik, Frau Kollegin Brinek! Die Psychologen, viele Psychologen, viele Pädagogen sagen, die nun prakti­zierten Zulassungsverfahren haben eine Treffsicherheit, die zwischen 30 und 70 Pro­zent liegt, und sind, statistisch gesehen, nicht besser als die Maturazeugnisse. Welche Firma, Frau Kollegin, würden Sie als gut bezeichnen, die Leute anstellt mit einer Fehler- und Irrtumswahrscheinlichkeit von 30 bis 70 Prozent? Das ist doch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Das waren gute Leute von der medizinischen Psychologie, die sich die Testverfahren angeschaut haben. Welche Eltern hätten Freude daran, würde sich eine wichtige Entscheidung ihrer Kinder wenige Wochen vor oder nach der Matura, also vor Studienbeginn so abspielen und hätte eine derart mangelnde Treffsicherheit? Die Eltern hätten keine Freude damit.

Drittens, wir reden hier immer nur so gescheit: Wo steht Österreich? Weltklasse-Uni? – Wir haben in Österreich verglichen mit der EU zu wenig Studierende und nicht zu viele. Natürlich kann man sagen, wir bewirtschaften Studienplätze, aber wir nehmen nicht hin, dass nicht mehr finanziert werden; um so viel mehr, wie Österreich braucht. Bildung ist eben kein Wert, wenn man sagt: Ich bin nicht bereit, das zu bezahlen.

Ich möchte zumindest europäischen Schnitt bei den Bildungsstandards erreichen, und dazu, Sie wissen es, würden wir 100 000 Studierende mehr brauchen. Um die Be­treuungsverhältnisse im internationalen Vergleich anzuheben, würden wir 25 Prozent mehr Hochschullehrer brauchen. – Das ist die Verunsicherung, der Sie nicht Rechnung tragen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

17.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zum Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über den Antrag der Abgeordneten Mag. Molterer und Scheibner, dem Ausschuss für Wissenschaft und Forschung zur Berichterstattung über den Einspruch des Bundesrates gegen den Beschluss des Nationalrates betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Universitätsgesetz 2002 geändert wird, eine Frist bis 19. Mai 2006 zu setzen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für diesen Fristsetzungsantrag sind, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist die Mehrheit. Dieser Fristsetzungsantrag ist somit angenommen.

18.00.12Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich nehme die Verhandlungen über den Tagesordnungspunkt 4 wieder auf.

Zu Wort kommt als Nächster Herr Klubobmann Scheibner. Wunschredezeit: 5 Minu­ten. – Bitte.

 


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