Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 146. Sitzung / Seite 74

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Einleitend möchte ich noch sagen, dass Europa immer schon eine führende Rolle im Kampf gegen Doping eingenommen hat und immer wieder die treibende Kraft war, wenn man das weltweit vergleicht. Es hat sich auch Österreich diesbezüglich immer vorbildlich verhalten, und der Kampf gegen Doping hat in Österreich eigentlich immer eine breite Basis gefunden.

Die WADA, die World Anti-Doping Agency, die eigentlich dafür verantwortlich ist, dass ein einheitliches Regelwerk geschaffen werden soll, das festlegt, wie man mit den Belangen des Dopings beziehungsweise des Anti-Dopings umzugehen hat, wird zu 50 Prozent aus Finanzmitteln, die aus Europa kommen, finanziert. Das muss man auch wissen, um zu sehen, wie sehr sich Europa im Kampf gegen Doping engagiert. Öster­reich zahlt jährlich 90 000 € bis 100 000 € in diesen Topf ein. Das heißt, wir engagieren uns auch finanziell sehr stark – zusätzlich zu dem, was wir heute hier beschließen wer­den.

Mit diesem Gesetz ist uns tatsächlich etwas Außergewöhnliches gelungen. Leider Got­tes wird der Begriff „außergewöhnlich“ sehr inflationär verwendet, aber in diesem Fall ist es wirklich etwas Außergewöhnliches, nämlich insofern, als wir es geschafft haben, das Regelwerk eines privaten Vereines, wie die WADA einer ist, in staatliches Recht, in nationales Recht zu implementieren. Dass das nicht so einfach ist, das wissen wahr­scheinlich alle, die sich ein wenig mit diesen Dingen beschäftigen. Wie komplex und vielfältig diese ganze Materie wirklich ist, darauf sind wir selber erst im Zuge unserer Arbeit gekommen, weil es nämlich so viele verschiedene Verbände gibt, weil jeder in­ternationale Verband die Dinge anders handhabt. Wir haben aber, so glaube ich, einen ganz guten Mittelweg gefunden, mit diesen Dingen umzugehen.

Wir haben die Grundlage geschaffen – das ist schon gesagt worden – für eine Unab­hängige Dopingkontrolleinrichtung, die nicht nur die Aufgabe hat, Disziplinarmaßnah­men festzulegen und auch zu exekutieren, sondern die auch dafür zu sorgen hat, dass Kontrollen regelgerecht durchgeführt werden. Sie hat mit den Verbänden gemeinsam die Aufgabe, umfassend zu informieren – und vor allem, was ganz wichtig ist, immer wieder Initiativen zu setzen, um präventiv im Anti-Doping-Kampf zu wirken.

Diese Kontrolleinrichtung unterstützt die Funktionärinnen und Funktionäre, die ärztli­chen Betreuer, die Trainerinnen und Trainer und vor allem auch die Athletinnen und Athleten. Man hat ja gesehen: Unwissenheit auf diesem Gebiet bietet immer wieder Platz für Mutmaßungen, birgt auch Gefahren, dass sich alle Beteiligten zu verwirren­den Darstellungen hinreißen lassen. Vor allem in der öffentlichen Darstellung kann da oft sehr viel Kurioses herauskommen, wie wir das ja unlängst erlebt haben. Ich will kei­nem böse Absicht unterstellen, aber es ist einfach so, dass die Materie sehr komplex ist und sich die wenigsten Leute wirklich damit auseinander gesetzt haben und sich da­mit auskennen.

Aus der Sicht des Sportlers muss man sagen: Es gibt keine Berufsgruppe, die so in ihren persönlichen Freiheiten eingeschränkt ist wie die Sportler, um dem Kampf gegen Doping Genüge zu tun. Wer jemals eine Dopingkontrolle mitgemacht hat, weiß, wie weit das in die Intimsphäre geht. Ich will das jetzt gar nicht näher erläutern, aber man kann sich vorstellen, wie das vor sich geht. Man muss als Sportler fast ein gläsernes Leben führen. Die kontrollierenden Instanzen müssen immer wissen, wo man sich be­findet.

Daher ist es auch wichtig gewesen, dass wir eine Schiedsgerichtskommission ein­geführt haben, die dem Sportler nicht nur Pflichten vorschreibt, sondern auch einige Rechte einräumt. Für unser Regelwerk haben wir auch schon ein kleines Lob vom IOC-Präsidenten Jacques Rogge erhalten, was uns natürlich sehr ehrt.

 


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