Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 154. Sitzung / Seite 185

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Das ist unserer Überzeugung nach kein Zugang des 21. Jahrhunderts, eines Jahr­hunderts, in dem es Globalisierung, vernetztes Denken und weltumspannende Kon­zerne gibt. Überdies sind Sie, Frau Bundesministerin, wo es darum geht, dass die westliche Welt solidarisch für die Entwicklungsländer einsteht, mit Ihrem Modell gesellschaftlich noch immer im vergangenen Jahrhundert!

Deswegen auch unsere Vision von der inklusiven Pädagogik, denn Inklusion bedeutet ein selbstverständliches Miteinander vor Ort und lässt die Verschiedenheit im Gemein­samen bestehen. Es ist das eine sehr große Chance für eine Gesellschaft, dass man das nämlich als Bereicherung betrachtet und – egal, ob behindert oder nicht behin­dert – dass jeder Mensch, jeder Schüler, jede Schülerin mit ihren Bedürfnissen, Talen­ten und Fähigkeiten gefördert und unterstützt wird.

Die Evaluierungsstudie, die Sie, Frau Bundesministerin Gehrer, in Auftrag geben wollen – das haben ja auch schon die Kollegen Brosz und Niederwieser ange­sprochen –, hätte eigentlich schon längst erledigt sein müssen, denn sämtliche Zahlen sind im Bildungsministerium vorhanden, sämtliche Modelle sind präsent: Es fehlt lediglich am politischen Willen dieser Regierung für behinderte Menschen! Und das ist schade! (Beifall bei der SPÖ.)

18.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Brader zu Wort. Wunschredezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


18.38.29

Abgeordneter Mag. Dr. Alfred Brader (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Geschätzte Damen und Herren! Bildungsprozesse sind indivi­duelle Entwicklungen, die ihren Ausgangspunkt in der jeweils einmaligen Situation des betroffenen Kindes haben. Das heißt, in der Diskussion um die Integration kann es nur darum gehen, wie in Bezug auf Bildung des einmaligen Kindes am besten geholfen werden kann.

Es ist gut und richtig, wenn diese Prozesse evaluiert, verglichen und verbessert werden. Bei der Beantwortung der dabei auftauchenden Fragen kann es nicht nur um organisatorische Prinzipien gehen, denn ein bloß räumliches Beisammensein, geschätzte Damen und Herren, ist keine Integration. Der Mensch entwickelt sich ja nicht im Sog von anderen, sondern hat ein Recht auf individuelle und seinen Bedürf­nissen angepasste Unterstützung.

Wenn man die Individuallage der Kinder ernst nimmt, dann wird man auch zugeben müssen, dass es gar nicht so wenige Kinder gibt, die einen gemeinsamen Unterricht mit anderen Kindern nicht verkraften, die sich dabei schwer tun, weil es ihnen einfach ganz hart ankommt, vorgeführt zu bekommen, was andere zu leisten imstande sind, sie aber nicht. Das heißt, es muss weiterhin die organisatorische Vielfalt im Angebot bestehen. Herr Kollege Niederwieser, Sie haben vor der Dringlichen davon ge­sprochen, dass die Spezialeinrichtungen weniger werden sollen. Ich kann dieser Meinung nicht beipflichten, weil ich denke, dass wir die Wahlmöglichkeit für die Eltern und für die betroffenen Kinder brauchen.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen Kolleginnen und Kollegen, die sich im integrativen Bereich oder auch im Bereich der Sonderpädagogischen Zentren das ganze Jahr über sehr für unsere Kinder eingesetzt haben, recht herzlich bedanken.

Meine geschätzten Damen und Herren! Frau Kollegin Lapp! Frau Kollegin Haidlmayr! Ich möchte auch den Appell an Sie richten, in dieser Diskussion über diese doch hoch sensiblen Fragen auf ideologische Grabenkämpfe zu verzichten und sich einzig und


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