Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 157. Sitzung / Seite 20

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jenes unabhängigen Instrumentariums, das die Sendezeit von Politikern misst, zeigt ein anderes Bild (Abg. Dr. Wittmann: Falsche Rede!): Im Monat Mai lagen in dieser präzisen Auswertung in der „ZiB 1“ die Politiker Jörg Haider und Alfred Gusenbauer unangefochten auf den ersten beiden Plätzen. (Oh-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Aber aus unterschiedlichen Gründen!)

Unter den ersten zehn Politikern liegen vier Sozialdemokraten und natürlich Sie, Herr Professor Van der Bellen. (Abg. Scheibner: Verzetnitsch!) Also auch hier ist kein Übergewicht der Regierung feststellbar.

Es zählt zu den Besonderheiten der Diskussion der letzten Wochen und Monate, dass einzelne leitende Redakteure des ORF persönlich – ich wiederhole: persönlich! – zur Zielscheibe oppositioneller Kritik geworden sind. (Abg. Dr. Wittmann: Das ist peinlich! Falsche Rede – falsche Rolle!)

Es stellt sich folgende Frage: Stellt es der medienpolitischen Diskussion in unserem Land wirklich ein gutes Zeugnis aus, wenn Abgeordnete dieses Hauses, immerhin un­ter dem Schutz ihrer Immunität, führende Journalisten frontal und teils persönlich an­greifen? (Abg. Dr. Van der Bellen: Wo denn?)

Ich appelliere daher nochmals an die Damen und Herren des Hohen Hauses und an die Opposition: Tragen Sie dem verfassungsmäßig gewährten Schutz der journalisti­schen Freiheit in diesem Land Rechnung! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheib­ner.)

Eines kann mit Gewissheit gesagt werden: Unrichtige Behauptungen und Vorwürfe werden auch dann nicht wahrer, wenn man sie oft genug wiederholt. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Öllinger: Unglaublich! – Abg. Mag. Kogler: Staatssekretär für deplatzier­te Leseübungen!)

Womit sollte sich eigentlich eine zukunftsorientierte Medienpolitik wirklich beschäfti­gen? Ich meine, dass Zukunftsthemen in diesem Lande Fragen sind wie Digitalisie­rung, Wettbewerbsfähigkeit im globalen Umfeld mit einer Vielzahl an technischen Platt­formen und Kanälen und die Wahrung der österreichischen Identität in einer Cyberwelt. Das sind nämlich die essentiellen Herausforderungen, über die wir diskutieren sollten.

Da brauchen wir Antworten, da sollten wir Antworten geben und Rahmenbedingungen schaffen, die durch die Politik gestaltet werden. Wir von der Regierung sind diesen Weg, meine Damen und Herren, die letzten Jahre konsequent gegangen. Nach jahr­zehntelangen Versäumnissen der Medienpolitik unter Vranitzky und Klima hat sich die­se Bundesregierung der Liberalisierung und Modernisierung der österreichischen Medi­enlandschaft gewidmet. (Abg. Dr. Wittmann: Wer hat diese Rede geschrieben?) Mit den Reformen der letzten Jahre – dem ORF-Gesetz, dem Privatfernsehgesetz, dem Privatradiogesetz, der Schaffung einer kompetenten Regulierungsbehörde und vielen weiteren Initiativen – konnte Österreich an den internationalen Standard in medienpoli­tischen Fragen anschließen. Die Zielsetzung des ORF-Gesetzes ist klar: Wir wollen einen starken, in seiner Existenz abgesicherten ORF. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Scheibner.)

Wir wollen einen ORF, der frei ist von wirtschaftlichem und politischem Druck, und für die TV-Zuschauer ein identitätstiftendes öffentliches Programm auf zwei Kanälen. Für den ORF bedeutet das, dass jahrlange Diskussionen über den Verkauf eines Kanals, die noch gar nicht so lange her sind, endgültig begraben sind. Und ich bedauere in diesem Zusammenhang, dass die Opposition im Nationalrat nicht bereit war, dieser Bestandsicherungsreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zuzustimmen.

Die Sicherung des unabhängigen ORF wurde mit der Reform 2001 garantiert. (Iro­nische Heiterkeit bei den Grünen.) Dazu zählt die Unabhängigkeit der Personen und


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