Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 157. Sitzung / Seite 43

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Wissen Sie, wie jemand, der solch einen Führungsstil vertritt, die Menschen sieht? – Antriebsschwach, selbstsüchtig, verantwortungslos. So sollen die 3 000 Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter gesehen werden? Das soll ein guter Führungsstil sein? (Zwischen­ruf des Abg. Wattaul.) – Das hier zu kritisieren ist wohl legitim, Herr Kollege Wattaul! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Wattaul: Ihr müsst einmal das Führen lernen!)

Das ist nicht mehr zeitgemäß. Wäre dieser ORF, meine sehr geehrten Damen und Herren, modern geführt (Abg. Wattaul: So wie die BAWAG!), dann gäbe es diesen zig­tausendfachen Aufschrei dieser Plattform, für die ich auch unterschrieben habe, nicht.

Wäre der ORF modern geführt, dann würde er mehr auf seine weiblichen Mitarbeiterin­nen schauen und dann wären mehr Frauen in Spitzenpositionen; darauf komme ich später noch zu sprechen.

Wäre der ORF modern geführt, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann gäbe es keine verbalen Kraftmeier wie Herrn Mück, der mit seinen wirklich umstrittenen Aus­sagen das Unternehmen, so meine ich, nachhaltig geschädigt und den Gipfel der Ge­schmacklosigkeit sowieso längst überschritten hat und herablassend war.

Herablassend waren Aussagen wie: Sind Sie so naiv, oder tun Sie nur so? (Abg. Scheibner: Was spielen Sie uns da heute vor?) – Aber das ist ja noch harmlos im Ge­gensatz zu dem, was er noch alles gesagt hat. „Ich kann Sie jederzeit“ – zwischen Klammern: beruflich – „umbringen“, „profil“, 29. Mai 2006.

Oder: „30 Prozent meines Bezuges ist Schmerzensgeld.“ – Wofür Schmerzensgeld, frage ich mich. (Abg. Wattaul: Das war beim Verzetnitsch auch!) Dafür, dass er mit bestqualifizierten Menschen arbeitet, will er Schmerzensgeld kassieren? (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Das ist wirklich arrogant! – Das geht bis zu Sexismus; ich möchte das ganze Zitat hier gar nicht bringen, aber der Anblick einer Mitarbeiterin nach der Babypause sei eine Beleidigung für den Zuseher, war noch harmlos. Was dann noch gefolgt ist, werde ich hier gar nicht sagen. (Abg. Parnigoni: Der ist rücktrittsreif!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr seltsam wird im ORF mit Aufstiegsmög­lichkeiten und Karrierechancen von weiblichen Mitarbeiterinnen umgegangen. Unter dem Motto: Papier ist geduldig!, gibt es zwar einen Gleichstellungsförderplan zur be­trieblichen Gleichstellung von Männern und Frauen, aber nach einem Jahr hat sich, das stellen wir fest, wenn wir genau hinschauen, fast nichts getan: nach wie vor fest in Männerhand. Auch bei der Verteilung der Löhne schaut der ORF sehr alt aus, denn 78 Prozent der Top-Verdiener sind nach wie vor Männer!

Immer wieder – und das finde ich besonders verwerflich – ist es auch passiert, dass mit der Rückkehr aus dem Mutterschutz für die Kolleginnen, für die Mitarbeiterinnen der Platz vor der Kamera weg war. Das heißt, das Mutter-Werden wird beim ORF be­straft. Das ist aber leider nicht nur ein Phänomen des ORF, meine sehr geehrten Damen und Herren, sondern Ihre gesellschaftspolitische Realität. Das ist altmodisch feudal, so wie die ÖVP in diesem Land agiert, bis hin zu frauenfeindlich. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

Zum Abschluss sei Ihnen eines noch gesagt: Wir sind für Fordern, Fördern und Feed­back, denn das macht einen modernen Führungsstil aus. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich sage Ihnen noch Folgendes: So wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ORF Besseres verdient haben, so haben das die Österreicherinnen und Österreicher schon lange verdient! (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der Grünen.)

16.54

 


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