Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 157. Sitzung / Seite 49

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als „depperten roten Regierungskommandanten“ bezeichnet hat; ebenso hat er einen Redakteurssprecher als „Irren“ bezeichnet. Nach einer Klage musste Westenthaler das dann wieder zurücknehmen.

Weiters erinnere ich an den Auftritt des Herrn Westenthaler mit dem damaligen ORF-Chefredakteur Roland Adrowitzer, als Westenthaler zu diesem sagte: Reden wir einmal über Ihr Gehalt und über Ihre Pension!, womit dieser eingeschüchtert und davon abge­halten werden sollte, unangenehme Fragen zu stellen.

Das waren ganz offensichtliche – noch dazu vor laufender Kamera stattfindende – In­terventionen! Das diente doch nur dazu, die ORF-MitarbeiterInnen einzuschüchtern! (Abg. Wattaul: Das stimmt nicht!) Bereits im Jahre 2001 gab es innerhalb des ORF Resolutionen, dass politische Interventionen unterlassen werden sollen, wobei das insbesondere in Richtung ÖVP gegangen ist.

Jetzt tritt eben jemand in der Öffentlichkeit auf, fasst den Mut, weil es zu viel wird, weil es ganz einfach interne Vielfalt im ORF nicht mehr gibt! Diese sachliche Kritik muss man doch ernst nehmen, dass eben interne Vielfalt nicht mehr gegeben ist!

Was momentan Herr Mück macht, das haben früher drei Chefredakteure gemacht; da hatte jeder seinen Bereich – und damit war die Vielfalt gewährleistet. Mück hat das zusammengefasst und macht dort jetzt ÖVP-Propaganda! Das ist doch jetzt ein Gene­ralsekretariat der ÖVP, daher kann es Vielfalt nicht mehr geben! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist schon alleine aus der Machtfülle des Herrn Mück heraus nicht mehr gegeben! (Beifall bei der SPÖ. – Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Überdies hat Mück den Durchgriff auf jeden einzelnen Redakteur, da im ORF ja keine selbständigen Redakteursaufträge mehr gegeben sind, Aufträge, die der/die, die einen Beitrag selbstständig gestalten, zu verantworten hätte, sondern es gibt jetzt nur mehr den direkten Durchgriff.

Das heißt, die ÖVP kann mit einem Anruf auf alle Beiträge durchgreifen. Das war frü­her nie möglich. Dieser direkte Zugriff ist der ganz fundamentale Fehler dieses Sys­tems! Jetzt regen sich sogar schon ÖVP-Stiftungsräte über dieses System auf! Auch ÖVP-Politiker regen sich über dieses Durchgriffssystem auf, dass eben in jeden ein­zelnen Beitrag hineinregiert wird. Daher lassen Sie die Stiftungsräte nicht mehr geheim abstimmen, weil Sie von der ÖVP Ihren eigenen Stiftungsräten nicht mehr vertrauen, weil manche von diesen den Informationsauftrag noch ernst nehmen!

Sie von der ÖVP wollen sichergehen, dass dieses Durchgriffssystem aufrecht und wei­terhin gewährleistet bleibt. Ich frage mich, warum auch Sie vom BZÖ das wollen. Ich frage mich, warum Sie auch da der ÖVP die Mauer machen! Wie lange noch? – Bis es das BZÖ nicht mehr gibt beziehungsweise bis die ÖVP Sie vom BZÖ aufgerieben hat? (Zwischenruf des Abg. Scheibner.)

Ich frage mich: Was wollen Sie damit erreichen? Das geht nur dann, wenn auch der Generaldirektor beziehungsweise die Generaldirektorin mitspielt. Einen derartigen Durchgriff kann man nur dann machen, wenn man von oben gedeckt wird. Frau Generaldirektorin Lindner hat ja ihre Lektion gelernt, nämlich bei Erwin Pröll. Wenn Sie sich den ORF-Niederösterreich anschauen, dann wissen Sie, was „Wildwuchs“ ist. Das ist wirklich Wildwuchs. Da gibt es nur mehr Pröll – andere kommen gar nicht mehr vor. (Abg. Scheibner: So wie in Wien, nur eine andere Form!)

Manchmal habe ich den Eindruck, dass man das sozusagen auch auf Bundesebene übertragen möchte. Und was Durchschalten einer Rede des Bundeskanzlers an die Nation betrifft: Da frage ich mich schon, mit welcher Berechtigung man dann eigentlich ein solches Verlangen etwa bei einer Rede des Nationalratspräsidenten ablehnen sollte, immerhin das zweithöchste politische Amt in unserem Lande!

 


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