Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 158. Sitzung / Seite 126

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Frau Schaunig richtet es Ihnen ja aus: Fordere die Bundes-SPÖ auf, dem Vorschlag des Bundeskanzlers zuzustimmen! In erster Linie muss an Kärnten gedacht werden. Meine Damen und Herren! Das ist eine Aufforderung an Sie und wohl auch eine Rüge an Sie. Denken Sie nicht an Ihre parteipolitischen Scharmützel, sondern denken Sie endlich daran, dass wir knapp daran sind, einen 30-jährigen Konflikt rund um diese Ortstafelfrage ein für allemal zu klären. Darum geht es, Herr Kollege Cap, und um nichts anderes. (Beifall bei den Freiheitlichen – BZÖ und der ÖVP.)

Ich weiß nicht, was Sie hier für eine Aussendung zitiert haben. Ich habe eine Original­aussendung von Jörg Haider, in der es heißt:

„Ortstafellösung ,jetzt oder nie’

Kärntner Landeshauptmann für Fortsetzung der Verhandlungen ...

Es sei ,gut für Kärnten verhandelt’ worden, der mühsam erarbeitete Konsens sei von den Slowenenvertretern ,in letzter Sekunde’ verlassen worden. ,Die Leute wünschen sich eine Lösung’, ...“

Ganz genau, Herr Kollege Cap! Die Menschen in Kärnten, die Menschen in Österreich wünschen sich eine Lösung! (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Das wünschen wir uns! Stim­men Sie endlich zu!) Ich glaube, das ist in erster Linie eine Frage von Interessenver­tretern und Parteipolitikern. Die Menschen in Kärnten haben ganz andere Prioritäten und ganz andere Probleme, und über viele, viele Jahre hat man sich diesen Problemen in erster Linie gewidmet – ich denke etwa an das Minderheiten-Schulgesetz, an die Kindergartenförderungen, an die Förderungen der Kulturvereine. Da ist doch sehr, sehr viel passiert!

Wenn heute schon zitiert worden ist, dass die zweisprachigen Schulen in Kärnten boomen, dass 70 Prozent, so glaube ich, der Angemeldeten Deutsch als Mutterspra­che haben, dann zeigt das doch, was in den letzten zehn oder 15 Jahren hier an Positi­vem im Zusammenleben zwischen Mehrheits- und Minderheitsbevölkerung geschehen ist. Und deshalb ist es ja auch zu kritisieren, dass einige selbst ernannte Interessenver­treter, wie Herr Vouk provozierend –provozierend! – Verfassungsgerichtshof-Erkennt­nisse mit initiieren, um diese ganze Diskussion wieder aufzukochen.

Aber gut: Wir haben uns darauf verständigt, diese Problematik zu lösen, so wie es auch die Slowenenvertreter wollen: mit Verfassungsbestimmung, damit hier Rechts­klarheit und Rechtssicherheit besteht. Auch Präsident Korinek hat das ja vorgeschla­gen: dass mit großer Mehrheit diese Volksgruppengesetz-Änderung möglich gemacht wird.

Herr Kollege Cap, ich muss Ihnen schon auch eines noch einmal in Erinnerung rufen – ich habe es im Ausschuss schon gesagt –, weil Sie sich immer da herstellen und sagen, Sie seien diejenigen, die eine Einigung haben wollen, nur torpediere der böse Landeshauptmann von Kärnten das alles: Ich war auch in der Konsens-konferenz, so wie Sie, und wir haben auch dort gut verhandelt – sehr gut verhandelt! – und waren auch knapp an einer Einigung. Verhindert hat die Einigung – das heißt, verhindert nicht; sie waren dagegen – damals der Abwehrkämpferbund. Alle anderen waren eigentlich dafür. (Abg. Dr. Cap: Die Abwehrkämpfer nicht!)

Ja, ja, ich weiß es! Ich bin dort gesessen, Herr Kollege Cap! Und Sie wissen auch ganz genau, wer letztlich den Ausschlag gegeben hat: Das war Ihr Landeshauptmann-Stell­vertreter Ambrozy, der gesagt hat: Wenn es hier nicht einen hundertprozentigen Kon­sens gibt, und vor allem, wenn der Abwehrkämpferbund – der Abwehrkämpferbund! – dagegen ist, dann kann er das seinen SPÖ-Bürgermeistern nicht zumuten, deshalb stimmt er gegen die Lösung.

 


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