Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 158. Sitzung / Seite 169

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Sie können ohne weiteres mit uns über Ihre Standpunkte diskutieren, zwar nicht heute, aber dazu wird es noch Gelegenheit genug geben, wenn die Wahl für Sie gut ausgeht. (Beifall bei der ÖVP.)

18.30


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl zu Wort. Wunschredezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


18.30.44

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! In der Frage der Mitversicherung hat der VfGH dazu aufgefordert, die Regelung neu zu ma­chen, weil er eine Diskriminierung festgestellt hat, und was Sie jetzt machen, ist nicht die Beseitigung dieser Diskriminierung, sondern diese Diskriminierung wird statt besei­tigt weiter ausgebaut. Daran ist einfach nicht zu rütteln. Frau Kollegin Steibl, es ist diese Regelung sehr wohl ein sozialpolitischer Rückschritt und eine Diskriminierung bestimmter Lebensformen. (Abg. Silhavy: Steibl hört das nicht, weil sie nicht da ist!)

Kollege Donabauer hat das jetzt auch bestätigt und hat gesagt – das finde ich auch okay, wenn Sie sagen, ich stehe dazu, das entspricht unserer Politik –: Jawohl, es entspricht unserer Wertausrichtung. Es entspricht unserer Wertausrichtung, bestimmte Lebensformen zu bevorzugen und bestimmte Lebensformen zu benachteiligen. Ich bin ja für offene Worte, dann können wir auch die entsprechende Auseinandersetzung führen.

Sie beweisen Ihre Wertausrichtung, sagen Sie, mit dieser Vorlage in vielschichtiger Form, Ihr „verzopftes Weltbild“, Ihr „verzopftes Familienbild“, so der heutige „Standard“ in Bezug auf Kollegin Fekter, die in diesem Artikel ihre Position vertritt. Es ist tatsäch­lich ein Musterbeispiel dafür, dass Sie eben bestimmte Lebensformen diskriminieren, weil Sie sie nicht wollen. (Abg. Dr. Fekter: Das ist keine Diskriminierung, das ist ein Unterschied!) Sie diskriminieren die Lebensgemeinschaft gegenüber der Ehe, Sie dis­kriminieren die kinderlosen Frauen gegenüber Frauen, die Kinder haben, und Sie dis­kriminieren die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gegenüber den heterosexuellen Partnerschaften! (Abg. Dr. Fekter: Sich immer nur die Rosinen rauspicken ohne Ver­pflichtungen, das geht eben nicht! – Abg. Silhavy: So einen Holler hab’ ich noch nicht gehört!)

Es geht um gleiche Rechte und gleiche Pflichten, Frau Kollegin Fekter! Machen Sie nicht auf der einen Seite die Augen zu und sehen Sie nur den einen Teil! Es geht dar­um, tatsächlich beide Teile in gleicher Weise zu berücksichtigen, für alle Lebensformen die gleichen Rechte und Pflichten vorzusehen.

Wenn Sie hier Ihre Haltung damit begründen, dass die Ehe nach wie vor die beste Grundlage ist und die Ehe eine erhöhte Bestandssicherheit hat, und wir gleichzeitig wissen, dass die Hälfte der Ehen heute geschieden wird, kann ich nur Frau Kollegin Brinek zitieren, von der ich in den letzten Tagen in einer Zeitung – ich weiß es jetzt nicht mehr wörtlich – sinngemäß gelesen habe, dass sie einfordert: Machen wir doch Gesetze für die Welt von heute! – Diesen Satz der Kollegin Brinek kann ich zu hundert Prozent unterschreiben. (Abg. Dr. Fekter: Ich auch!)

Diese Vorlage widerspricht dem, was Kollegin Brinek selbst Ihnen eigentlich als Maß­stab gesetzt hat. 300 000 Partnerschaften, Lebensgemeinschaften gibt es im Land. Sie diskriminieren sie weiter, weil Sie sie nicht wollen, weil sie Ihrem Wertesystem nicht entsprechen. – Danke für die offenen Worte.

In diesem Sinne können wir dem Beharrungsbeschluss selbstverständlich nicht zustim­men. Ich finde nur interessant, dass es zum Thema der Mitversicherung sowohl im Ausschuss keine Stellungnahme der Ministerin gegeben hat wie auch hier bis jetzt


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite