Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 158. Sitzung / Seite 194

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Vier-Parteien-Beschluss gegeben hat, diesen Antrag zu vertagen, möchte ich doch ganz deutlich darauf hinweisen, dass die Grünen nicht gegen diese Schenkung sind – eine Vertagung heißt ja noch lange nicht, dass man dagegen ist –, sondern ganz im Gegenteil. Ich kann das auch hier noch einmal in größerem Rahmen begründen.

Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Sammlung von 700 Gläsern erworben, auf die Sie ganz stolz sind, und dann kommt eine Familie auf Besuch und sieht, eines dieser Glä­ser ist das, das schon die Großeltern dieser Familie immer gerne verwendet haben und das ein besonderer Schatz dieser Familie gewesen ist. Wie auch immer, es ist dann verkauft worden, und nun bittet diese Familie, dass dieses eine Glas vielleicht erwor­ben werden könnte. Und was machen Sie dann? – Sie können sagen, nein, das ist mein Glas, das gebe ich nicht her – oder Sie schenken dieses Glas dieser Familie und freuen sich, dass Sie zu dieser Sammlung zusätzlich auch noch zu Freude beigetragen haben, wenngleich das auch eine mythologische Freude ist, die letzten Endes mehr bringt.

Das war der Grund, warum wir uns für diese Schenkung eingesetzt haben und das auch weiter tun werden. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

20.03


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Felzmann. – Bitte.

 


20.03.23

Abgeordnete Carina Felzmann (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssek­retär! Hohes Haus! Die Federkrone Montezumas ist heute nicht wirklich das Thema. Faktum ist auch, dass uns im Ausschuss die anwesenden Experten ganz klar erklärt haben, dass es erstens nicht die Federkrone Montezumas sei, zweitens deren Beden­ken betreffend Schenkung oder Überstellung nach Mexiko und was wir in der interna­tionalen Museumslandschaft damit womöglich an zukünftigen Konflikten auslösen wür­den. Dieses Thema steht heute nicht auf der Tagesordnung; Ihre Aussagen sind aber ganz klar zu hinterfragen.

Kulturelle Vielfalt ist ein Thema, nicht nur im Ausschuss, sondern auch heute hier. Gut ist, dass wir trotz unserer kulturellen Vielfalt in der Diskussion heute zu einem gemein­samen Vorgehen kommen.

Auch ich möchte ganz kurz zum UNESCO-Übereinkommen ein paar Worte sagen. Wenn man sich die Artikel durchsieht, dann findet man wirklich eine Fülle von hoch­interessanten und, ich denke, hochaktuellen Themen, die es laufend zu bearbeiten gilt.

Gesagt wurde schon – ganz kurz –, dass mit diesem Übereinkommen eine Grundlage dafür geschaffen werden soll, dass jeder Staat im Rahmen seiner nationalen Kultur­politik Maßnahmen zur Herstellung, Verbreitung und zum Schutz vielfältiger kultureller Dienstleistungen und Güter setzen kann – unabhängig von WTO und GATS.

Es geht in diesem Regelwerk um zwei Säulen in der Kultur. Auf der einen Seite geht es um das kulturelle Erbe, auf der anderen Seite geht es um die zeitgenössische Kreati­vität, die durch die Globalisierung natürlich auch bis zu einem gewissen Grad unter Druck gerät. Und warum? – Ich meine, Globalisierung hat immer zwei Seiten, in meiner Wahrnehmung zumindest. Positiv gesehen findet durch die weltweite Vernetzung auch ein kultureller Austausch statt; kulturelle Vielfalt kann auch über das Internet transpor­tiert werden. Auf der anderen Seite entsteht durch die Globalisierung Folgendes: Man stelle sich vor, ein Designer entwirft ein Produkt. Einen Monat später sieht er genau das gleiche Produkt in einem italienischem Magazin. Die beiden haben nicht voneinan­der abgekupfert, die hatten die gleiche Idee. Warum kommen Menschen in diesem Mo-


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