Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 160. Sitzung / Seite 139

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Sie können doch nicht gegen alle regiert haben. Nein, das ist nicht so. Wie heißt es so schön bei der Oscar-Verleihung? And the winner is: die großen internationalen Kon­zerne.

Aber wer ist denn das? Sind das die mit den Volksaktien? Nein! Wem gehören diese Unternehmungen? (Rufe bei der ÖVP: BAWAG! BAWAG!) – Schon wieder! Es ist wirk­lich interessant, wie schlecht Ihr Gewissen sein muss, dass Sie nicht einmal anhören wollen, wie die Entwicklung aller Unternehmen ist.

Dann wollen wir uns gerne einmal damit auseinander setzen. Sie kritisieren bei der BAWAG den Heuschreckenkapitalismus? Das sind genau jene, die die Profiteure sind, die Hedgefonds, die Investmentfonds, die Spekulanten. (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ.) Sie sind die Profiteure, und die wurden von Ihnen gefördert: mit einem Viertel Senkung der Körperschaftsteuer für Großkonzerne und einem Gruppenbesteuerungsprivileg. (Abg. Dr. Stummvoll: Und die vielen kleinen GesmbHs!?) Das ist die interessanteste Maßnahme dabei.

Diese Regierung hat die Investitionsbegünstigung im Inland gestrichen, sie wollte nicht, dass Unternehmen investieren, damit Arbeitsplätze entstehen. Und sie hat gleichzeitig ein Gruppenbesteuerungsprivileg eingeführt, mit dem die Verluste internationaler Kon­zerne, und zwar jene ihrer ausländischen Töchter, voll von der österreichischen Steu­ergrundlage abgezogen werden können. Das ist eine unglaubliche Maßnahme: Feind­schaft gegen Investitionen im Inland, Förderung von Verlustbetrieben im Ausland. Das ist Politik Marke Regierung Wolfgang Schüssel. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Mol­terer: Das Wachstum ist höher!)

Wir sehen ja die Konsequenzen dieser Entwicklung. Nicht nur dass wir im untersten Drittel beim Wachstum liegen – ein paar Unternehmen profitieren überproportional. Nehmen wir allein die Veränderung in den Jahren 2004/2005! Bei den 20 größten Kon­zernen im ATX – bei allen 20! – ist in einem Jahr der Gewinn um 53 Prozent auf 8,3 Milliarden € gestiegen. (Demonstrativer Beifall des Abg. Scheibner.)

Ja, jetzt applaudiert er auch gleich zur zweiten Zahl. Und das, weil der Lohnaufwand nur um ein Prozent gestiegen ist! Das gefällt dem Herrn Scheibner: die Gewinne 53 Prozent und für die Arbeitnehmer ein Prozent. Es ist bezeichnend, wo Sie ange­kommen sind, Herr Kollege Scheibner. Wir halten das für einen Skandal. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Nur für euch sind die Gewinne gestiegen!)

Das Topping darauf ist, dass gleichzeitig die Steuerleistung bei den Unternehmen ge­sunken ist. Bei 53 Prozent mehr Gewinn ist sie gesunken! Das ist das Ergebnis dieser Politik. Es ist daher auch kein Wunder, dass in seinem Budget 2006 (in Richtung Bun­desminister Mag. Grasser) nur noch 3,8 Milliarden € Körperschaftsteuer stehen. Im Jahr 2001 waren es noch weit mehr als 5 Milliarden €. Diese Reduktion bei gleichzeitig explodierenden Konzerngewinnen, das ist Politik Marke pro Finanzkapital und gegen die Arbeit und gegen die KMUs. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Wurm: Leider!)

Sie werden, nicht nur der Herr Finanzminister, heute einige Fragen beantworten müs­sen. Sie werden in diesem Wahlkampf genau folgende Fragen beantworten müssen: Warum haben Sie als Vertreter des internationalen Kapitals ausschließlich für die Ge­winne der Großkonzerne gesorgt? Warum sind die Leute, die dort arbeiten, nicht daran beteiligt worden? Warum wurde die Situation durch die Steuerpolitik dieser Bundes­regierung verschärft?

Sie von den Koalitionsparteien werden unsere Konzepte zur Kenntnis nehmen müs­sen: sofortige Senkung von 300 bis 400 € für den Mittelstand, sofortige steuerliche In­vestitionsbegünstigung, Wachstums- und Stabilitätsfonds für kleine und mittlere Unter­nehmen, die die Haftung bekommen, dass sie wieder Kredite bekommen, Abschaffung


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite