Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 160. Sitzung / Seite 268

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Jahren 1994 bis heute im Amt befindlichen Bundesminister für Finanzen, der Ban­kenaufsicht und der Finanzmarktaufsicht hinsichtlich der fehlenden Konsequenzen aus offenkundigen Missständen bei Banken und Finanzdienstleistern.

Begründung:

Die anhaltende Diskussion um gravierende Missstände im österreichischen Bankwe­sen und bei Finanzdienstleistern schädigt die Reputation und damit die Leistungsfähig­keit des Finanzplatzes. Eine kritische und umfassende Beschäftigung der parlamentari­schen Kontrollinstrumente mit diesen Missständen ist dringend geboten. Exekutive und Legislative müssen die richtigen Folgerungen und Konsequenzen ziehen.

Besonders ins Auge sprangen dabei folgende Vorfälle:

Engagements in hochriskante Spekulationsgeschäfte (BAWAG, Hypo Alpe Adria, u.a.)

Firmengeflechte und Geldflüsse, die den Verdacht auf Geldwäsche erwecken („Karibik­geschäfte“, REFCO Verflechtungen)

Fragwürdige Firmenübernahmen und deren Finanzierung (MobTel, MobilTel)

Intransparente Geschäftsverbindungen zu dubiosen Partnern (BAWAG, Raiffeisen In­ternational, Hypo Alpe-Adria)

Anlagefonds, die unbehelligt in kurzer Zeit tausende Anleger schädigen (AMIS)

Diese Vorfälle haben nicht nur juristische Folgen, sondern werfen auch die Frage auf, warum die vom Gesetzgeber bestellten Aufsichtsorgane nicht einschritten und was sie von den Vorkommnissen wussten.

Widersprüchliche Aussagen zu aufklärungsbedürftigen Vorfällen rund um die soge­nannten „Karibik-Geschäfte“ der BAWAG werfen Fragen über das Verhalten der dama­ligen Bankenaufsicht im BMF und der von 1994 bis heute im Amt befindlichen Bundes­minister für Finanzen auf. Die BAWAG unterlag als Kreditinstitut der Bankenaufsicht, die zu dieser Zeit vom BMF ausgeübt wurde. Sie unterlag außerdem der Prüfungskom­petenz der OeNB, die nach dem BWG bei der Bankenaufsicht mitzuwirken hatte.

Der Versuch, diese Skandale im ständigen Unterausschuss des Rechnungshofaus­schusses zu klären, stieß an seine natürlichen Grenzen: Weder lagen den Abgeordne­ten die nötigen Originaldokumente vor, noch konnten die bisher geladenen Auskunfts­personen zu wahrheitsgemäßen und umfassenden Aussagen verpflichtet werden.

Darüber hinaus ist bekannt geworden, dass wegen riskanter Devisen- und Zinsge­schäfte (Swaps) die Hypo Alpe-Adria-Bank AG vor zwei Jahren rund 330 Mio. Euro verloren hat. Auch hier stellt sich die Frage, warum Bankprüfer, Staatskommissäre und Bankenaufsicht kein entsprechendes Interesse an aufklärungsbedürftigen Bilanzzahlen zeigten.

Die Finanzierung von Firmenübernahmen von osteuropäischen Paten - etwa im Falle der bulgarischen Mobiltel oder der serbischen Mobtel - birgt nicht nur hohe finanzielle Risken, die mittelbar österreichische Kunden und Steuerzahler schädigen könnten, sondern ist auch geeignet, die Reputation und Vertrauenswürdigkeit des heimischen Bankplatzes zu gefährden. Auch passen solche Geschäftspraktiken schlecht zu den Richtung EU-Beitrittskandidaten gerichteten Forderungen, entschiedener gegen Wirt­schaftskriminalität vorzugehen.

Ebenso geeignet, die Interessen von österreichischen Bankkunden und das Ansehen des Bankplatzes zu schädigen, sind von österreichischen Banken organisierte Treu­handlösungen, wie die Centragas der Raiffeisen International, die dazu dienen, Eigen-


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