Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 161. Sitzung / Seite 92

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Bundesminister Dr. Bartenstein: Was wird der Jarolim ...? – Staatssekretär Mag. Schweitzer: Einer der dümmsten Zwischenrufe war das! – Abg. Dr. Fekter: Was weiß der Jarolim, was Sie nicht wissen? – Weitere Zwischenrufe.)

 


12.00.01

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Meine Damen und Herren! Klubobmann Molterer hat heute in seiner Rede gesagt, es wird auf Wunsch der Opposition vorzeitig gewählt. – Ich wusste bisher gar nicht (Abg. Dr. Jarolim: ... Erklärungsbedarf! – Abg. Dr. Brinek: Weiß der Jarolim ...?), dass sich die Opposition hier im Hohen Haus erfolgreich etwas wünschen darf. Diesmal war es der Fall. (Abg. Scheibner: Immer wieder!) Das dürfte ungefähr der einzige Wunsch in der ganzen Legislaturperiode gewesen sein (Abg. Dr. Fekter: Nein, nein!), mit dem wir nicht auf verschlossene Ohren gestoßen sind.

Wahr ist aber auch, Herr Kollege Molterer, dass die gesamte Bundesregierung und andere hohe Vertreter der ÖVP, so zum Beispiel Präsident Kohl, bis ganz zum Schluss, bis vor wenigen Tagen immer wieder gesagt haben: Wir arbeiten im Dienste der Republik bis zum letztmöglichen Tag, und das ist Ende November! Bis dahin wird durchgestartet, die Ärmel hochgekrempelt, und dann sind die Wahlen. (Abg. Dr. Brinek: „Startklar“ war der Gusenbauer!)

Jetzt ist alles anders – was ich sehr begrüße, denn es ist offenkundig und mit Händen zu greifen, dass Sie mit Ihrem Latein am Ende sind. (Widerspruch bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ.) Weitere Programme stehen nicht an, auch gute Ideen werden nicht mehr umgesetzt. (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.) Auch einzelne Mitglieder dieser Bundesregierung haben gute Ideen, so zum Beispiel die Frau Justizministerin, die aus der gesellschaftspolitischen Situation entsprechende Lehren ziehen wollte, nämlich im Bereich der Familienpolitik, im Bereich des Familienrechtes. (Abg. Dr. Fekter: Da haben wir eine Regierungsvorlage, Herr Kollege!)

Ob man das jetzt bedauert oder gutheißt, wie auch immer (Abg. Eder: Frau Fekter hat es notwendig! Verhindert das ...!), aber: Die klassischen Familien halten eben immer seltener. (Abg. Mag. Wurm: Fundamental ...!) Es gibt dieses Patchwork-Phänomen, dass die Kinder mit diesem oder jenem Vater, mit dieser Mutter oder mit jener Stief­mutter et cetera aufwachsen und dass man daraus auch gewisse rechtliche Kon­sequenzen ziehen müsste und sollte – sagt mit Recht die Frau Justizministerin. Aber die ÖVP will das nicht (Abg. Mag. Wurm: Eine verzopfte ...!), und deswegen geschieht das nicht mehr. (Abg. Dr. Fekter: O ja!)

Ach, Frau Fekter, plötzlich! Sie waren es, die sich die ganze Zeit quergelegt hat. Sie sind doch geradezu das Symbol dieser reaktionären Art von Familienpolitik in Österreich. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Wurm: Versteinerung!) Gut, dass Sie es selbst einsehen, dass jetzt eben der Saft ausgegangen ist, der Tank leer ist und wir deswegen am 1. Oktober die Nationalratswahlen haben werden.

Ein bisschen schwierig finde ich es schon, hier im Parlament so richtig Wahlkampf zu machen. (Abg. Mag. Molterer: Was ist „reaktionär“?) Bitte? (Abg. Mag. Molterer: Seien Sie ein bisschen vorsichtig! „Reaktionär“ ist nicht gut!) O ja. (Abg. Mag. Molterer: Nein, das ist nicht in Ordnung!)

Die Fernsehzuschauer können jetzt unser Zwiegespräch nicht nachvollziehen. (Abg. Mag. Molterer: Nein, das ist nicht in Ordnung!) Herr Kollege Molterer protestiert gegen meine Charakterisierung von Frau Kollegin Fekter als Inbegriff einer rückwärts ge­wandten ... (Abg. Mag. Molterer: Nein, Sie haben etwas anderes gesagt! – Weitere Zwischenrufe.) Ich habe gesagt: reaktionäre Familienpolitik; dazu stehe ich auch. Aber dass es Ihnen nicht gefällt, Herr Molterer, verstehe ich auch. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Fekter: Wenn man verheiratet ist, ist das noch nicht reaktionär!)

 


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