Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 161. Sitzung / Seite 149

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

wovon sie denn spricht. Das wollte sich die Frau Ministerin vor der Sommerpause ersparen, deshalb hat sie das nicht erwähnt. (Zwischenruf des Abg. Wittauer.)

Herr Abgeordneter Molterer, irgendjemand von Ihrer Fraktion hat sich da gesonnt und damit geprahlt, dass ein Mal in sechs Jahren das Pflegegeld valorisiert worden ist. Ein Mal in sechs Jahren! Wissen Sie, was das in der konkreten Umsetzung bedeutet? (Abg. Steibl: In anderen Ländern gibt es nicht einmal ein Pflegegeld!) 15 Prozent Verlust für PflegegeldbezieherInnen in sechs Jahren – und das ist wahrlich nichts, wofür man sich feiern oder abfeiern lassen sollte, sondern das ist etwas, worüber man sich eigentlich Gedanken machen sollte. Wenn Sie bereit sind, diese Gruppe der Menschen ebenfalls in Ihr Bild von Herrn und Frau Österreicher aufzunehmen, dann gibt es nichts zum Abfeiern, sondern da gilt es, große Versäumnisse nachzuholen.

Sie haben heute auch davon gesprochen, Herr Kollege Molterer, wie gut die Wirtschaft in Österreich läuft, wie viele Arbeitsplätze wir haben und dass wir auf Grund des guten Arbeitseinkommens eigentlich im Wohlstand schwimmen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich weiß nicht, wie intensiv Ihr – ich möchte es nicht einmal so nennen – Langzeitgedächtnis noch arbeitet, aber können Sie sich erinnern? Wir Grünen haben vor nicht einmal zwei Monaten hier im Parlament einen Entschließungsantrag eingebracht, in dem wir fordern, dass endlich Schluss damit sein muss, dass Menschen in Beschäftigungstherapien 30, 40 Jahre lang arbeiten müssen, ohne jemals ein sozialversicherungsrechtliches Einkommen zu haben. Da geht es nicht um 20, 30, um 100 oder 200 Menschen, sondern da geht es um Tausende Menschen, die ihr Leben lang arbeiten müssen und auch wollen, die aber nie die Chance haben, ein sozialversicherungsrechtliches Einkommen zu erwerben.

Darum haben wir uns in Österreich auch zu kümmern. Das geht uns alle an, und das dürfen wir auch nicht verschweigen, sondern das muss das Interesse aller sein, dass diese Gruppe von Menschen mit Behinderungen endlich aus ihrer Abhängigkeit von stationären Einrichtungen und Sonderinstitutionen befreit werden können. Aber das haben Sie auch verabsäumt in Ihren sechs Jahren Regierungstätigkeit!

Ebenso verabsäumt haben Sie, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass Sie tatsächlich Qualität für gehörlose Menschen in diesem Land geschaffen hätten, Qualität dahin gehend, dass es möglich ist, dass auch gehörlose Menschen Fernsehen können, weil für sie in Gebärdensprache übersetzt wird. In Österreich werden nur 15 Prozent des gesamten Fernsehprogramms in Gebärdensprache übersetzt. In Holland war dieser Stand von 15 Prozent bereits vor 17 Jahren Realität und mittler­weile sind es 90 Prozent, aber wir „schwimmen“ da noch immer bei 15 Prozent herum. – Auch das ist also nicht gemacht worden!

Genauso wenig haben Sie dafür gesorgt, dass sich das Gesundheitssystem für Menschen mit Behinderungen und im Alter verbessert. Es ist kein Geheimnis mehr, dass mobilitätsbeeinträchtigte Menschen nicht in Arztpraxen können, die nur über Stufen erreichbar sind. Aber Sie, die ÖVP mit ihrer Frau Ministerin, haben es verhindert (Abg. Grillitsch: Nein! Nein!), dass das in die Qualitätskriterien aufgenommen wird. (Abg. Grillitsch: Nein!) Sagen Sie nicht nein, ich bin in diesem Beirat gesessen – und nicht Sie! Sie mögen auch irgendwo sitzen, aber im Wissenschaftlichen Beirat der Ärztekammer bin ich gesessen und nicht Sie; deshalb wissen Sie das nicht. Es ist nicht möglich gewesen, die Unterschrift von der Frau Ministerin dafür zu bekommen, dass Arztpraxen mit Übergangsfristen barrierefrei werden müssen.

Ich könnte Ihnen jetzt noch eine lange Liste von Dingen aufzählen, die Sie nicht angegangen haben, die Ihnen gar nicht wichtig waren. Wir nehmen das zur Kenntnis;


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite