Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 162. Sitzung / Seite 29

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serablen Zustände anprangerten, wurden „oberlehrerInnenhaft“ von Bildungsministerin Gehrer gemaßregelt. Die Demokratie an den Hochschulen wurde abgeschafft und die Bundesvertretung der Österreichischen Hochschülerschaft wurde durch den Wegfall der Direktwahl zerschlagen.

Auf das sich bereits lange abzeichnende EuGH-Urteil, wonach ausländische Studieren­de, auch wenn sie in ihrem Heimatland keinen Studienplatz bekommen, in Österreich studieren können, war die Schüssel-Regierung völlig unvorbereitet und reagierte mit einem „Husch-Pfusch“-Initiativantrag, der den Universitäten erlaubte, Studienbeschrän­kungen in vielen Fächern einzuführen. Das führte zu chaotischen, ungerechten und unzumutbaren Zuständen an den Universitäten bei der Inskription. Die Auswahl erfolg­te oft per Los oder durch nahezu aussichtlose Zugangstests. Einen neuen Höhepunkt erreichte die unprofessionelle Wissenschaftspolitik vor kurzem bei den Medizin-Uni­versitäten Wien und Innsbruck. Dort wäre es aufgrund der „Quotenregelung“, wonach 75 % der Studienplätze an InländerInnen, 20 % an EU-StudentInnen und 5 % an sonstige AusländerInnen gehen müssen, zu einem schikanösen „Quotentourismus“ ge­kommen. Da die beiden Medizin-Universitäten ein gemeinsames Aufnahmeverfahren durchgeführt haben, aber die Quoten für jeden Standort gelten, hätten rund 60 Stu­dierende aus Wien nach Innsbruck und 60 Studierende, die ursprünglich in Innsbruck studieren wollten, nach Wien übersiedeln müssen, was mit unnötigen Kosten und Be­lastungen für die Studierenden verbunden ist. Erst die Ankündigung der SPÖ, dieses Thema bei der heutigen Sondersitzung zu behandeln und dazu einen Antrag einzu­bringen, hat die Bildungsministerin zum Erlass einer Verordnung gezwungen, die – welch Zufall – heute schon in Kraft treten soll.

Bildungsministerin Gehrer hat einmal mehr dieses Problem lange Zeit ignoriert und nicht gehandelt! Die von ihr zu verantwortende „Quotenregelung“ wird derzeit wieder einmal von der EU-Kommission auf ihre EU-Tauglichkeit überprüft.

Tausende Studierende müssen in vielen Studienrichtungen ihr Studium unfreiwillig unterbrechen, weil es aufgrund mangelnder Ressourcen nicht möglich ist, das Studium fortzusetzen. So müssen trotz der zusätzlichen 120 Plätze, die an der Medizin-Uni­versität Wien jetzt geschaffen wurden, nach wie vor mehr als 200 Studierende der Human- und Zahnmedizin ein Jahr das Studium aussetzen, obwohl sie die entspre­chende Jahresabschlussprüfung bestanden haben. Sie müssen während dieser Zeit weiter Studiengebühren zahlen und verlieren aber ihre Familien- und Studienbeihilfe. Auch da zeigen sich die soziale Kälte und die Ignoranz der Bildungsministerin.

Aufgrund heftiger Proteste hat schließlich die Schüssel-Regierung angekündigt, ab dem Jahr 2007 den Universitäten eine Milliarde Euro mehr zur Verfügung zu stellen. Das ist wieder einmal ein leeres Versprechen, da es dazu keinen Beschluss des Natio­nalrates gibt und darüber hinaus eine „Mogelpackung“ darstellt. Für die dringenden Investitionen wären schon für 2004, 2005 und 2006 je 100 Mio. Euro notwendig gewe­sen, wie dies auch von den Rektoren gefordert worden ist. Die „Uni-Milliarde“ beträgt lediglich 500 Mio. Euro, denn die zweiten 500 Mio. Euro fließen in längst aufgescho­bene Gebäudesanierungen. Die so eifrig beworbenen 500 Mio. Euro decken kaum mehr als den dringend nötigen Aufholbedarf nach mehrjähriger Verweigerung ausrei­chender Budgetmittel.

Wie ernst es der Schüssel-Regierung mit der Wissenschaftspolitik wirklich ist, zeigt die Entwicklung des Budgets für die Universitäten in den letzten sechs Jahren. Während im Jahr 1999 der Anteil des Hochschulbudgets am BIP noch 1,22 % betrug, sind es im Jahr 2006 nur noch 0,78 %. Besonders hart getroffen wurden die StudentInnen aus Familien mit niedrigem Einkommen, denn die Studienbeihilfen wurden in diesen Jahren nicht erhöht, aber Studiengebühren eingeführt!

 


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