Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 162. Sitzung / Seite 31

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Tatsächliche Berichtigungen werden an das Ende der Debatte nach Ablauf der Fern­sehzeit gestellt. Auf Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung wird verzichtet.

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Als erstem Redner erteile ich nun Herrn Abgeordnetem Dr. Gusenbauer als Fragestel­ler zur Begründung der Anfrage das Wort. Redezeit: 20 Minuten. – Sie sind am Wort, Herr Abgeordneter.

 


14.02.32

Abgeordneter Dr. Alfred Gusenbauer (SPÖ): Herr Präsident! Mitglieder der Bundes­regierung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In der Zwischenzeit hat wieder in ganz Österreich die Schule begonnen. Die Frage, die sich viele stellen, ist: Was hat sich in diesem Schuljahr geändert, und sind die Bedingungen im Vergleich zum ver­gangenen Jahr besser geworden?

Wenn man mit den Menschen in Österreich, mit den Betroffenen spricht, dann wird man eine Reihe von Erkenntnissen gewinnen. Zum Beispiel war ich zum Wochenende in Oberösterreich unterwegs, da kommt eine Lehrerin zu mir her und sagt: Ich habe am Montag Schulbeginn und habe erneut 36 Kinder in meiner Klasse. Sagen Sie mir, wie man mit 36 Kindern einen anständigen Unterricht machen kann! – Das ist eine Lehre­rin, die in der Tat sehr engagiert ist und die sich die Frage stellt, wie sie ihre Arbeits­leistung am besten einbringen kann. (Abg. Murauer: Wo ist diese Schule?)

Aber auch was die Schüler betrifft, ist es sehr interessant. Mir hat gestern eine sieben­jährige Schülerin geschrieben. Das hat mich sehr gefreut. Sie heißt Sabrina und geht in die zweite Klasse, und sie sagt:

Jetzt müssen wir das Lesebuch von der ersten Klasse verwenden, weil wir in der zwei­ten Klasse kein Lesebuch bekommen. Auch haben wir in unserer Schule viele Kinder, die aus unterschiedlichen Ländern stammen und nicht so gut Deutsch sprechen. Dafür gibt es eine Förderstunde, aber leider können pro Klasse nur drei bis vier Kinder in diese Förderstunde gehen, da wir nur eine Lehrerin in der ganzen Schule haben. Es können also nicht alle, die das brauchen würden, an der Förderstunde teilnehmen. Warum bekommt die Schule nicht genügend Geld? – Zitatende. (Abg. Mag. Molterer: Das schreibt eine Siebenjährige? – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP sowie bei Abge­ordneten von Freiheitlichen – BZÖ.) – Ja, ich zeige es Ihnen.

Letztes Jahr, so heißt es hier weiter, haben wir in Deutsch kein Buch mit Arbeitsblät­tern bekommen, da auch das Geld gefehlt hat.

Und jetzt kommt es: Meine Mama hat mir erzählt, dass diese Woche im Parlament über die Schule geredet wird. Vielleicht können Sie die Frau Minister Gehrer fragen, ob wir doch ein Lesebuch bekommen und noch eine Frau Lehrerin, dass auch alle Kinder, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, in den Förderunterricht gehen können. Ich möchte auch einmal, wie meine Geschwister, die Matura machen und vielleicht studie­ren, aber wenn unsere Schule so wenig Geld und Lehrer hat, werden wir keine gute Ausbildung haben, obwohl wir eine super Lehrerin und super Direktorin haben, die sich um uns Kinder sehr kümmern. – Zitatende. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das schreibt eine betroffene Schülerin! (Zwi­schenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ. – Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.) Ich finde, das ist eine ziemlich präzise Analyse der völlig verfehlten Bildungspolitik dieser Bundesregierung, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

 


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