Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 162. Sitzung / Seite 33

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zent des Bruttoinlandsprodukts oder fast 2 Milliarden € gegenüber dem Durchschnitt – wohlgemerkt: dem Durchschnitt! – der entwickelten Welt!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Bei diesem Rückstand ist es kein Wunder mehr, dass die Schulklassen zu groß sind, dass die erforderlichen Begleitlehrer nicht zur Verfügung stehen und dass die Lehrerinnen und Lehrer frustriert sind über die Möglichkeiten, die sie in der Schule vorfinden.

Meine Damen und Herren! Wer in die Bildung nicht investiert, der investiert nicht in die Zukunft unseres Landes. Daher ist es ganz, ganz entscheidend, dass ein Land, das im internationalen Wettbewerb mithalten will, in seine Kinder und Jugendlichen und daher in die Bildung investiert! Das ist dringend erforderlich. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Im Übrigen: Auch was die Akademikerquote betrifft, sind wir leider im internationalen Hinterfeld angelangt; Österreich ist bei der Akademikerquote, gemeinsam mit der Tür­kei, noch knapp vor Brasilien. Meine sehr verehrten Damen und Herren, welchen Wett­bewerb wollen wir gewinnen? – Ich glaube nicht, dass wir den Billiglohn-Wettbewerb gewinnen wollen, denn das würde ein massives Absinken des Lebensniveaus in Öster­reich bedeuten. Wir müssen doch den Wettbewerb der Exzellenz und der Qualifikation gewinnen!

Dazu ist es einfach nicht ausreichend, dass wir eine Akademikerquote nur auf dem Niveau der Türkei oder von Brasilien haben, sondern dazu müssen wir mit den Besten in Europa und der Welt mithalten. (Zwischenruf des Abg. Schöls.) Das heißt, dass man auch wieder einen freien Zugang zu den Universitäten schaffen und die Studien­gebühren abschaffen muss, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es geht ja in der Bildungspolitik nicht darum, dass es irgendwelche ungeklärten Ge­heimnisse gäbe. Wenn 20 Staaten der Welt es besser als Österreich machen, dann ist es ja kein Geheimnis, was man unternehmen muss oder unternehmen soll, damit die Bildungsqualität eine höhere ist.

Man braucht ja nur dafür zu sorgen, dass Kinder vor dem Schuleintritt bereits geeig­nete Deutschkenntnisse haben, damit sie in der Schule mitkommen. (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ.) Man braucht nur dafür zu sorgen, dass es in der Schule die geeignete Anzahl von Stütz- und Begleitlehrern gibt, damit die Kinder mehr Möglichkeiten haben. Man braucht nur dafür zu sorgen, dass keine Schulklasse mehr als 25 Kinder hat und die Lehrerinnen und Lehrer damit wieder mehr Möglichkei­ten und Zeit haben, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Man braucht nur dafür zu sorgen, dass in der Schule bestehende Talente gefördert werden und dass die Schüler auch gefordert werden – aber individuell, auf Basis ihrer Begabungen und ihrer Pro­bleme. Und man muss nur dafür sorgen, dass es in Österreich auch genügend Ganz­tagsschulplätze gibt, als Alternative zur Halbtagsschule, wobei die Eltern frei wählen können, damit in einer solchen Ganztagsschule auch verstärkt Bildung stattfinden kann.

Meine Damen und Herren! Es ist gar nicht so schwierig, es liegt eigentlich klar auf der Hand, wenn man sich die Empfehlungen der Zukunftskommission ansieht, wenn man die verschiedensten bildungspolitischen Programme in Österreich vergleicht – der Grü­nen, der Industriellenvereinigung, der Bundeswirtschaftskammer, der SPÖ –, wenn man die Expertenmeinungen hernimmt. Es sind sich in Wirklichkeit alle einig – bis auf eine Ausnahme: Die ÖVP und Frau Bundesministerin Gehrer sind zu einer modernen Bildungspolitik nicht bereit. Das ist das Problem, meine sehr verehrten Damen und Herren, das wir in Österreich haben! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

 


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