Studiengebühren und
Zugangshürden: soziale Selektion statt Leistungsförderung
Bei der Einführung
der Studiengebühren waren offensichtlich eher Lenkungs- als Finanzierungsaspekte
maßgeblich. Das Ziel scheint schnelleres Studieren, weniger Teilzeitstudierende
und vor allem keine berufsbegleitende Weiterbildung gewesen zu sein. Das legen
zumindest diverse Studien und Analysen nahe. Wäre die Finanzierung im
Vordergrund gestanden, so müssten die Kosten der einzelnen Studierenden
stärker berücksichtigt und Kredite zur Verfügung gestellt
werden. Bei den Kosten der Studierenden wären sowohl die
unterschiedlichen Kosten verschiedener Studienrichtungen als auch die
unterschiedliche Inanspruchnahme der Ressourcen (Teilzeit vs. Vollzeit) zu
beachten. Die Einführung der Studiengebühren in Österreich war
eine Maßnahme mit einer relativ hohen und vor allem während des
Studiums wirksamen Belastung der Studierenden, die zusätzlich mit einem
starken „bildungskritischen“ Signaleffekt an die Studierenden aus
bildungsfernen Schichten verbunden war.
Nach den
Studiengebühren hat Ministerin Gehrer Zugangsbeschränkungen an den
österreichischen Universitäten eingeführt. Faktum ist aber,
dass alle bildungspolitischen OECD-Kennzahlen im Uni-Bereich
unterdurchschnittlich sind. Dies mit Zugangsbeschränkungen zu
beantworten, ist kontraproduktiv. Denn – und das ist das einzige, was an
der Bildungspolitik Ministerin Gehrers tatsächlich
überdurchschnittlich ist – in Österreich gibt es (wie
sonst nur noch in Deutschland) eine OECD-weit einzigartige und
überproportional hohe soziale Selektion Studierender: Der
OECD-Bildungskoordinator Andreas Schleicher kritisiert denn auch, dass die
soziale Zugehörigkeit hierzulande stärker über die Teilhabe an
höherer Bildung entscheidet als die individuelle Leistung. Die sogenannte
„Kolland-Studie“ des Bildungsministeriums über
„Auswirkungen der Einführung von Studiengebühren auf die
Studienbeteiligung und das Studierverhalten“ untermauert diesen
Zusammenhang.
Unterdurchschnittliches
Hochschulbudget
Laut vorläufigem
Erfolg des Budgets wird den Universitäten im Jahr 2006 ein Globalbudget
in der Höhe von € 1.786 Mio. zur Verfügung gestellt.
Selbst wenn man die Berechnungen des Finanzressorts heranzieht, in denen
neben dem Globalbetrag und dem laufenden klinischen Mehraufwand sowie den
Mitteln aus dem Uni-Infrastruktur-Programm II auch die Klinikaufwendungen und
Mittel aus der F&E-Initiative II, Ausgaben für die FH und
sonstige nicht aufteilbare Leistungen berücksichtigt werden, beträgt
das gesamte Hochschulbudget 2,38 Mrd. Euro. Das ist nicht einmal 1% des
BIP! Wie aus dem letzten Hochschulbericht des Wissenschaftsministeriums
hervorgeht betrug das Hochschulbudget 1999 mit 2,41 Mio. Euro 1,22 %
am BIP und sank seit damals kontinuierlich ab. Von einer Erhöhung kann
also keine Rede sein.
Mit 1 % am BIP sind
die öffentlichen Hochschulausgaben Österreichs im internationalen
Vergleich klar unterdurchschnittlich. Laut OECD finanziert die öffentliche
Hand die Hochschulen in Schweden, Finnland und Norwegen mit über 2,1 %
am BIP, in den USA, Neuseeland, Belgien und der Schweiz mit über 1,4 %
am BIP und in Dänemark sogar mit 2,7 % am BIP. Im OECD-Schnitt werden
1,3 % des BIP zur Finanzierung der Hochschulen aufgewendet.
Ministerin Gehrer hat
nichts unternommen, um die seit Jahren stagnierenden Uni-Budgets anzuheben
oder vom Finanzminister mehr Mittel zu erwirken. Eine von den Grünen
seit Jahren geforderte Anhebung des jährlichen Hochschulbudgets auf das
Niveau der Europäischen Vorbildnationen wurde mit Verweis auf vermeintlich
gestiegene Budgets vom Tisch gewischt.
Weltklasse im Leugnen
der Probleme
Österreich fehlen Studierende und AkademikerInnen, die Zahl der Uni-LehrerInnen ist ebenso unterdurchschnittlich wie das Hochschulbudget. In keinem dieser Bereiche hat