Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll163. Sitzung / Seite 198

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Raiffeisenbank International, sämtlichen österreichischen Pensionskassen sowie der Vorgänge rund um die Insolvenz des Finanzdienstleistungsunternehmens AMIS.

Untersuchungsauftrag:

Der Untersuchungsausschuss soll durch die Erhebung von mündlichen und schrift­lichen Auskünften zum Untersuchungsgegenstand und durch Einsicht in die Akten des Bundesministeriums für Finanzen und des Bundesministeriums für Justiz und anderer Bundeseinrichtungen im Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand alle Sachverhalte auf rechtliche und politische Verantwortlichkeit überprüfen.

Begründung:

In den letzten Tagen sind völlig neue Aspekte im BAWAG-Kriminalfall hervorgekom­men, die aufklärungsbedürftig sind und die Frage nach der Funktionsfähigkeit von Fi­nanzmarktaufsicht (FMA) und Justiz aufwerfen. So stellt sich immer mehr heraus, dass bis heute nicht in ausreichendem Maße der Frage nachgegangen wurde, wohin die oft verschobenen und am Ende teilweise „verschwundenen“ BAWAG-Millionen gekommen sind bzw. in wessen Händen das Vermögen gelangte. In den letzten Tagen wurden die Umrisse eines Netzwerkes der Herren Flöttl jun., Elsner, Schlaff und des ehemaligen ÖVP-Parteivorsitzenden Taus sichtbar. Geldüberweisungen, gemeinsame Geschäfte mit unklarer Herkunft der dafür erforderlichen Finanzmittel und sagenhafte Gewinne in dreistelliger Millionenhöhe verbinden laut Medienberichte dieses Netzwerk. Am Bei­spiel des Kaufs der bulgarischen Telekom durch die Herren Taus, Flöttl jun. und Schlaff wird das deutlich und im Ansatz nachvollziehbar, wobei viele Fragen bis heute ungeklärt sind, zu deren Aufklärung Finanzmarktaufsicht und Justiz längst beitragen hätten können:

Anfang 2002 wurde die bulgarische Telekom MobilTel von einer österreichischen In­vestorengruppe (Taus, Schlaff, Cordt) gekauft. Wer der Verkäufer der MobilTel war ist nicht ganz zu klären. Die Investoren haben laut verschiedenen Medienberichten zwi­schen 150 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro für die MobilTel bezahlt. Am wahrschein­lichsten war der Kaufpreis zwischen 820 und 850 Millionen Euro – genannt wurden auch immer wieder 800 Mio US-Dollar. Josef Taus gibt selbst einen Kaufpreis von 900 Mio US-Dollar an. Die BAWAG hat jedenfalls 770 Millionen Euro im Wege eines Lombarddarlehens finanziert – d.s. 680 Mio. Dollar zu Wechselkurs in Euro 0,8825 am 1.2.2002.

Im März 2003 wollten einige Telekomunternehmen (Vodafone bis Telekom Austria) die MobilTel kaufen. Die Kaufverhandlungen wurden abgebrochen. Offiziell weil sie an einer Minderheitsbeteiligung nicht interessiert sind, inoffiziell weil sie nicht wussten, von wem sie die Anteile eigentlich kaufen.

Im Mai 2004 wird die MobilTel um 1,2 Mrd. Euro teilverkauft (60% Schlaff/Taus/Cordt, 40% internationale Investoren). Die BAWAG stieg im Zuge dieses Verkaufs aus der MobilTel aus.

Im Herbst 2004 werden die Verkaufsgespräche zwischen Telekom Austria (TA) und den MobilTel Eigentümern wieder eröffnet. Im März 2005 wird eine Kaufoption von der TA in Anspruch genommen. Am 14. Juli 2005 wird der Kauf finalisiert.

Auffallend ist, dass es sich beim Kauf der MobilTel um ähnliche Summen handelt wie jene die im BAWAG Skandal derzeit nicht auffindbar sind (650 bis 800 Millionen Euro). Zeitlich wurde der Kauf der MobilTel ein Jahr nach dem die BAWAG im Rahmen von „Karibik II“ einen endgültigen Verlust von ca. 1 Mrd. € erlitten hat, durchgeführt.

 


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