Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 70

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Die Abschaffung des § 91 hätte aber auch zur Folge, das keine Möglichkeit mehr be­stünde, von ausländischen Studierenden aus reichen Ländern Studienbeiträge einzu­heben. Hingegen müssten österreichische Staatsangehörige, wenn sie im Ausland stu­dieren, sehr wohl Beiträge bezahlen, zum Teil auch sehr hohe.

Es ist von meiner Vorrednerin, Frau Abgeordneter Brinek, bereits angesprochen wor­den, dass es im Falle der Abschaffung der Studiengebühr zu einer Flut von vor allem deutschen Studenten nach Österreich kommen würde, weil ja dort ab dem Sommer­semester 2007 Studiengebühren eingeführt werden, nämlich höhere, als wir sie jetzt in Österreich haben. Was das für österreichische Universitäten bedeuten würde, wissen wir mittlerweile.

Ich kann nicht sehen, wie Sie damit umgehen wollen. Ich kann aus Ihrem Antrag auch nicht ablesen, wie Sie die 460 Millionen €, die die Abschaffung der Studiengebühren kosten würde, tatsächlich bedecken wollen. (Abg. Broukal: Wie viel? – Abg. Dr. Grü­newald: Das stimmt nicht!) 460 Millionen €,o ja! Das ist auf drei Jahre hochgerechnet. Das ist für die Periode der ersten Leistungsvereinbarung von 2007 bis 2009.

Wenn ich einen Schluss aus all dem ziehe, komme ich zu dem Ergebnis, dass die Ab­schaffung der Studiengebühren für die Universitäten Folgendes bedeuten würde:

Wir würden mehr ausländische Studenten ausbilden und hätten dafür weniger Geld zur Verfügung. Ich muss sagen: Das sind wirklich „rosige“ Zukunftsaussichten für die Uni­versitäten! (Beifall bei der ÖVP.)

Vor allem hätte es nicht den Effekt, den Sie in Ihrem Antrag so sehr betonen. In Ihrem Antrag betonen Sie nämlich ganz besonders, dass wir in Österreich so wenig Studie­rende und Akademiker haben und deshalb mehr Studierende brauchen. Ich halte die Frage, wie viele Studenten in Österreich ausgebildet werden sollen, für eine sehr wich­tige, aber: Muss für die Beantwortung der Frage tatsächlich ausschlaggebend sein, wie viele Studenten in anderen EU-Ländern ausgebildet werden? Denn: Darauf fokussie­ren Sie ja immer in Ihrer Antragsbegründung. Meines Erachtens ist vielmehr entschei­dend, wie viele Akademiker wir tatsächlich brauchen, und nicht, wie viele Akademiker es in anderen Ländern gibt.

Man muss sich vor allem genau ansehen, wer in anderen Ländern überhaupt als Aka­demiker gilt. Es gibt auch Länder, in denen auch Pflichtschullehrer und Kindergärtne­rinnen als Akademiker gelten. (Abg. Dr. Grünewald: Was gut wäre!) Sie sehen also, wir haben es im Moment mit völlig undifferenzierten Vergleichszahlen zu tun. (Abg. Dr. Grünewald: Das ist unsere Schuld!)

Wollen Sie allen Ernstes, dass wir permanent mit völlig undifferenzierten Vergleichs­zahlen messen? – Außerdem kann ich Sie ohnehin beruhigen: Ab 1. Oktober 2007, wenn die Pädagogischen Hochschulen eröffnet werden, werden wir ja mehr Akademi­ker haben, weil dann auch die Pflichtschullehrer Akademiker sind. Sie gelten dann als Akademiker, und das muss Ihnen ja eigentlich entgegenkommen. (Abg. Dr. Grüne­wald: Nein! Under-graduate!)

Außerdem möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen, weil Sie immer wieder betonen, wir bräuchten in Österreich mehr Akademiker: Sagen Sie das auch den Absolventen von Lehramtsstudien, die nach dem Studium jahrelang auf der Warteliste stehen? Sagen Sie das auch den frischgebackenen Ärzten, Psychologen oder Biologen, wenn Sie von ihnen im Taxi chauffiert werden? Ich finde es wirklich zynisch, junge Menschen in Studien zu hetzen, die keine Zukunftsperspektive bieten! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Grünewald: Lehrer brauchen Jobs! – Abg. Sburny: Was ist Ihre Konsequenz?)

Ich schlage Ihnen etwas vor. In der letzten Präsidiumssitzung des Steiermärkischen Akademikerbundes ist etwa diskutiert worden, dass man ja die Studiengebühren als


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