Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 124

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Frau Abgeordnete Fekter! Sie haben leider vergessen zu erwähnen, dass es dieses Rederecht für einzelne Abgeordnete nur dann gibt (Abg. Dr. Fekter: Wenn genug Re­dezeit da ist!), wenn es ihnen von der Fraktion zugeteilt wird, denn für einen fraktions­losen Abgeordneten schaut es mit dem Rederecht nicht so gut aus, das wissen wir. (Abg. Dr. Fekter: Freilich! Die haben mehr Redezeit! Abg. Scheibner: Geschäftsord­nung lesen!) Da muss er sich eine Mehrheit – oder zumindest eine Fraktion – suchen, dann darf er reden.

Frau Abgeordnete Fekter, wenn Sie hier ans Rednerpult treten und die Mehrheits­rechte des Parlaments im Zusammenhang mit dem ausgeprägten Minderheits- und Kontrollrechtsparlamentarismus aufzählen, dann geht mir wirklich die Hutschnur hoch! Das eine hat mit dem anderen wirklich nichts zu tun, außer dass sich natürlich Minder­heiten auch zu Mehrheiten zusammenschließen können.

Aber wir haben leider immer noch das Problem in diesem Haus – und insofern ist Ihre Rede schon ein größeres Problem, um das vorsichtig zu formulieren –, dass Sie natür­lich mit den Stimmen der ÖVP, wenn Sie das so wollen, jede Reform, die zu mehr Rechten für das Parlament führt, blockieren können. – Das können Sie noch machen.

Sie haben in der Vergangenheit bewiesen, dass Sie das gut machen können. Da wa­ren schon fast alle Abgeordneten von allen Parteien – auch von Ihrer Partei! mit Sachen einverstanden, und dann gab es – daran kann ich mich gut erinnern – den ein­samen damaligen Fraktionsvorsitzenden Khol, der gesagt hat, solange er hier Frakti­onsvorsitzender ist, gibt es das nicht. Und es war so. (Abg. Dr. Fekter: Nein! Kann ich mich nicht erinnern!) Es war zum Beispiel so in familienpolitischen Fragen, wo ich mich noch gut erinnern kann, dass die ÖVP-Frauen auch der Meinung der anderen Parteien waren. (Abg. Dr. Fekter: Ich kann mich nicht erinnern, und ich war immer da­bei!)

Möglicherweise erleben wir auch diesmal wieder eine solche Situation. Sie hätten ja mit dem ersten Satz ganz gut angefangen, Frau Abgeordnete Fekter! Es geht aller­dings nicht nur darum, dass wir das Parlament – was Sie wollen – „spannender“ ma­chen. – Das finde ich auch interessant. Das teile ich: Machen wir es spannender!

Aber allein Ihre Rede, diese Saturiertheit, mit der Sie hier sagen, es ist alles gut, es braucht nichts besser zu werden, es gibt Minderheitsrechte, es gibt Mehrheitsrechte im Parlament. – No na net, das wissen wir! Wir sind aber unzufrieden nicht nur mit dem, was Sie den Minderheiten einräumen, sondern auch damit, wie der Parlamentarismus in Österreich abläuft.

Viele der Zuschauer sind genauso mit diesen Zuständen unzufrieden. Ich bin dem Herrn Klubobmann Cap durchaus dankbar dafür, dass er das Beispiel der Fragestunde aufgegriffen hat: Das ist eines entwickelten Parlamentarismus nicht würdig, wenn wir ein Frage-Antwort-Spiel abwickeln, das natürlich einer bestimmten Situationskomik nicht entbehrt, weil die Fragen ja vorformuliert sind, die Antworten aber nach Gutdün­ken gegeben werden können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, vor allem an die Adresse der ÖVP gerichtet: Es gab eine Zeit – Sie können sich vielleicht noch daran erinnern – Ende 2002/An­fang 2003, nach den letzten Wahlen, da war auch die ÖVP kurzfristig dafür, dass der Untersuchungsausschuss als Minderheitsrecht eingerichtet wird.

Sie sollten das nicht vergessen, und vor allem sollten Sie sich eines Besseren besin­nen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, werte Frau Kollegin Fekter, gehen Sie in sich! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.50

 


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